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Fischsterben Bode verfärbt sich milchig weiß

Eine zweiter Vorfall an der Bode schreckt Staßfurt auf. Der Fluss ist milchig-weiß gefärbt, weitere Fische sterben.

08.08.2019, 23:01

Staßfurt l Das Bereitschaftstelefon klingelt gegen 19 Uhr am Mittwoch im Staßfurter Stadtrat. Eine Mitarbeiterin der Verwaltung rennt aus dem Saal, um den Anruf anzunehmen. Die Stadträte diskutieren weiter. Das Fischsterben, das am Montagabend und Dienstag in Staßfurt für Aufsehen sorgte, spricht Stadträtin Bianca Görke (Die Linke) im Stadtrat an.

„In einem Eilverfahren muss festgelegt werden, dass die einzuleitende Menge dem Bodewasserstand anzupassen ist“, fordert sie. Auch sie ist der Auffassung, dass der Fluss gefährliche Stoffe im Produktionsabwasser, das die Ciech Soda in die Bode einleitet, bei niedrigem Wasserstand nicht mehr ausgleichen kann.“

Gegen 20.30 Uhr steht ein Polizeiauto auf dem Neumarkt in Staßfurt. Die Beamten wurden von Bürgern gerufen, die sich an der Bode tummeln. Der Fluss ist am Rand milchig-weiß. Die dicke Flüssigkeit zieht flussabwärts, verdünnt sich schnell und ist eine halbe Stunde später nicht mehr zu sehen. Tote Fische sind am Ufer angeschwemmt. Es sind neue Fischkadaver und nicht jene, die am Montagabend schon entdeckt wurden.

Die Treppe zur Bode hinab eilt die Mitarbeiterin der Verwaltung, die aus dem Stadtrat gestürmt war. „Das kann vielerlei Ursachen haben“, sagt sie, die an dem Abend Bereitschaft für die Einsatzleitstelle des Salzlandkreises hat. Ein Mitarbeiter des Salzlandkreises, wo die Wasserbehörde angesiedelt ist, packt ein Glas mit einer Wasserprobe und eine Tüte mit einem toten Fisch ein. „Ergebnisse liegen noch nicht vor“, so Salzlandkreis-Sprecherin Marianne Bothe gestern. Der Landkreis müsse prüfen, ob es zwischen dem Fischsterben am Montag und dem am Mittwoch einen Zusammenhang gibt.

Die Polizisten auf dem Neumarkt können den Umweltschaden nur feststellen. „Das ist zunächst eine Anzeige gegen Unbekannt“, sagt Polizeisprecher Marco Kopitz. „Die Ermittlungen müssen eingeleitet werden.“ Der Landkreis hat der Polizei die Proben übergeben.

Menschen aus Staßfurt schauen verwundert auf die Bode. Ein Jugendlicher zeigt ein Video auf seinem Handy, das durch die sozialen Netzwerke gegangen ist. Dort ist die Bode an der Liebesbrücke zu sehen, zwei Stunden vorher, gegen 18 Uhr. Der Fluss war zu dem Zeitpunkt komplett milchig-weiß. Auch dort trieb es die Anwohner nach draußen, als Polizei und Behörden-Bereitschaftsdienst kamen.

Gegen 20.30 Uhr ist an der Liebesbrücke kaum mehr etwas davon zu sehen. Ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung nimmt hier eine Wasserprobe. „Nur zur Sicherheit, dass die Stadt auch etwas hat“, sagt er.

Der Vorfall ereignete sich wieder bei der Einleitstelle des Sodawerks. Von dort heißt es: „Auch wir haben das Problem festgestellt, waren draußen und sind um Aufklärung bemüht.“ Eine Havarie wie im November 2018 – auch damals eine milchige Bode und tote Fische – habe es Mittwochabend beim Sodawerk nicht gegeben. Ist die Soda verantwortlich für die Verfärbung? „Wie gesagt, wir prüfen derzeit alles. Aus unserer Sicht war erst einmal alles in Ordnung.“

Am Donnerstag ist das Umweltamt vor Ort, für Ermittlungen zum „aktuellen Zustand des Gewässers und der möglichen Ursache der Verfärbung“.