Zuchtfreunde der Stadt Hecklingen schicken Brieftauben von der Einsatzstelle Schneidlingen aus per Express zum Fliegen nach Polen Brieftauben für den Flug startklar gemacht
300 Kilometer in nicht mal vier Stunden – Eine Strecke in dieser Zeit: Brieftauben, die im Training stehen, sind im Durchschnitt mit 70 Kilometern pro Stundeunterwegs, wenn es darum geht, den Weg nach Hause zu finden. Es ist ihre Berufung. Früher überbrachten sie Nachrichten, auch heute noch wird die Flugleidenschaft der kleinen Sportler gestillt. Trainer machen sie für den Wettkampf fit. Von einer Einsatzstelle in Schneidlingen wurden sie am Sonnabend auf die Reise zum Flugstart nach Polen geschickt.
Schneidlingen. Der Lkw ist noch nicht eingetroffen. Die Brieftaubenzüchter in der Einsatzstelle Schneidlingen warten auf den Express. Es gurrt und gurrt. "Die Tauben können es kaum erwarten, dass es los geht", Henning Thume aus Cochstedt ist ebenso wie die anderen Männer in der Runde Züchter aus Leidenschaft,. Er berichtet, dass rund 400 Brieftauben von Schneidlingen aus den Weg mit dem Lkw nach Polen antreten. Er fährt sie zum Fliegen. Das Fahrzeug gehört zur Reisevereinigung Quedlinburg und Aschersleben. Insgesamt 2800 Brieftauben sind an diesem Tag an Bord, werden rund 300 Kilometer im Express mitgenommen. Ihr Reiseziel: Der Start zum Preisflug. "Wann das morgen sein wird, können wir jetzt noch nicht sagen. Das legt die Flugleitung vor Ort fest. Wenn die Witterung so bleibt, denke ich, dass es morgen gegen 6 Uhr losgeht", schätzt Thume. Bliebe es dabei, würden die ersten Sportbrieftauben zirka 9.30 Uhr im heimischen Schlag einflattern. "Sie sind schneller wieder zu Hause, als der Lkw, der sie hinfährt", schmunzelt Thume. Auch das ist für die Männer das Faszinierende an ihrem Hobby. "Die Schnelligkeit der Tiere". "Wenn die Taube zu Hause angeflogen kommt, das ist der Kick." "Die Liebe zum Tier." "Die Energie, ihr Heimdrang." – Die Frage nach dem Grund für die Leidenschaft, kann fast jeder der wartenden Züchter sofort beantworten. Und auch Informationen dazu, wie eine Taube, den Weg immer wieder findet, haben die Experten parat. Das sei zwar noch nicht genau erforscht, meinen sie, wissen aber, dass es vom Erdmagnetismus abhängt. Die Sonneneinstrahlung gebe zudem Orientierung, schließlich spiele auch der Geruchssinn der Tauben eine entscheidende Rolle bei der "Routenplanung".
Wenn eine Taube ein Jahr alt ist, kann sie erstmals auf große Tour gehen. Zuvor wird sie vom Trainer fit gemacht. "Nach 18-monatiger Brutzeit fangen sie nach 24 bis 30 Tagen an zu fliegen", erzählt Thume. Dann verlassen sie ihren heimischen Taubenschlag und das Üben beginnt, zunächst über kurze Strecken und dann immer weiter. Preisflüge schließlich erstmals nach zwölf Monaten.
Im Mai beginnt die Saison. Drei Monate dauert die Wettkampfzeit. Fast jedes Wochenende bringt der Express die Brieftauben zum Fliegen und fast jedes Wochenende sind auch die Einsatzstellen der Reisevereinigung besetzt.
Das Hobby verlangt viel Zeit. "Die Taube ist ein Vollzeitjob", meint einer der Männer, dass er die ganze Woche über zu tun hat. Die Pflege der Tiere, das Vorbereiten auf die Reise, die Tierhaltung die Säuberung des Stalls – all das habe Priorität, schließlich gehe es darum, dass die Tauben immer gesund sind und beste Lebensbedingen geschaffen werden. Und während der Züchter noch erzählt rollt ein Lkw im Hof ein. Der Express zum Flug ist gegen 18 Uhr da Dann geht alles ganz schnell, jeder Mann schnappt sich nach und nach eine Transportbox. Alle Tauben an Bord. Das Mobil setzt sich in Bewegung. Für die Hinfahrt sind 5,5 Stunden angesetzt. Nach Hause geht‘s für die gefiederten Passagiere um einiges schneller.