Kultur Bühnenstück über Sophie Scholl im Salzlandtheater in Staßfurt
Eine studentische Widerstandsgruppe ruft zum Aufstand gegen die Nazi-Diktatur auf. Die Geschichte um die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und Sophie Scholl wird jetzt zum 101. Geburtstag im Staßfurter Salzlandtheater auf die Bühne gebracht.

Staßfurt - In einer freien und demokratischen Welt neigen die Menschen dazu, diese Geschenke nicht mehr zu würdigen. Sie gehen nicht mehr zur Wahl, bringen sich nicht in die Gesellschaft ein, verharmlosen rechte Bewegungen und winken ab. Verdruss, Frust und Tristesse sind die Todfeinde der Demokratie. Immer wieder heißt es: Demokratie muss verteidigt werden! Sie ist nicht selbstverständlich. Was sich in diesen Tagen auch beim Blick nach Russland zeigt.
Mitmachen, einschreiten, organisieren. Aufstehen, Gesicht zeigen, protestieren: Wie geht das eigentlich? Wie mutig ist das? Vorbilder gibt es auch in der deutschen Geschichte. Auch im dunkelsten Kapitel zwischen 1933 und 1945. Sophie Scholl wäre in diesem Jahr 101 Jahre alt geworden. Sie wurde am 22. Februar 1943 von den Nationalsozialisten mit einer Enthauptung hingerichtet.
Sophie Scholl ist ein leuchtendes Beispiel für den Widerstand. Zusammen mit ihrem Bruder Hans und weiteren Gegnern des Nationalsozialismus hatte sie die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gegründet. Sie verteilten Flugblätter, wollten die Bevölkerung über die Verbrechen der Nazis aufklären. Die Organisatoren wurden während einer Aktion verhaftet und vier Tage später ermordet.
Über Jahrzehnte wurde die „Weiße Rose“ in Theaterstücken rezipiert. 2005 erschien dazu der Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“. Dieser wiederum ist Grundlage für ein Theaterstück des Schlosstheaters Neuwied. Das Stück wird in vielen Schauspielhäusern Deutschlands gespielt, nun auch bald in Staßfurt. Am 7. Mai um 19.30 Uhr heißt es auch im Salzlandtheater: „Sophie Scholl – Die letzten Tage.“
Beklemmende Atmosphäre beim Bühnenstück
Czuratis beschäftigt das Thema schon lange. Schon im Jahr 2021 sollte das Stück in Staßfurt anlässlich des 100. Geburtstags von Sophie Scholl gezeigt werden. Die Corona-Pandemie hatte es verhindert. Nun hat es doch geklappt, die Schauspieler nach Staßfurt zu holen.
Man muss das so sagen: Es ist ein Höhepunkt in der Spielzeit 2021/2022. Und über Jahre bemerkenswert. „Es ist ein Stück von historischer Tragweite“, sagt Theaterleiter Czuratis. „Ich kann mich nicht erinnern, dass es im Salzlandtheater schon einmal so ein authentisches Theaterstück gab.“ Czuratis selbst hat das Stück noch nicht komplett gesehen, nur in Ausschnitten. Aber schon da wurden viele Gefühle transportiert. „Es war eine spannende und beklemmende Atmosphäre. Es war bewegend und mitreißend, die Stimmung und Emotionen kamen sehr gut herüber“, sagt Czuratis.
Es war auch die Initiative des Theaterfördervereins als Betreiber der Staßfurter Spielstätte, solch ein Stück in der Bodestadt anzubieten. Auf einer Messe hatte Theaterleiter Czuratis die „Landesbühne Rheinland-Pfalz im Schlosstheater Neuwied“ angesprochen. Man wurde sich einig, der Termin ausgemacht. „Es wird im Osten sonst gar nicht gespielt“, sagt Czuratis. Auch daher: Das Stück ist außergewöhnlich. Im Salzlandkreis, in Sachsen-Anhalt, gar in den neuen Bundesländern. Auch dank einiger Fördermittel ist das Engagement in Staßfurt möglich.
Zweiwöchige Ausstellung über die „Weiße Rose“
Rund um das Theaterstück wird in Staßfurt aber noch mehr Visuelles geboten. Zwei Wochen vor dem Stück über Sophie Scholl wird es im Salzlandtheater eine begleitende Ausstellung über die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ geben. „Es ist eine ziemlich große Ausstellung und kann auch für Schulen angeboten werden“, sagt Czuratis. „Die wird sich im halben Haus verteilen.“ Organisiert wird die Wanderausstellung von der „Weiße Rose Stiftung“ aus München. „Es werden 40 Tafeln mit originalen Dokumenten zu sehen sein“, erzählt Czuratis. Bereits vor zwei Jahren habe sich das Salzlandtheater für die Ausstellung angemeldet. Sie wird zwei Wochen vor dem 7. Mai zu sehen sein. Mit dem Theaterstück „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ am 7. Mai endet die Ausstellung.
Beim Theaterleiter Stephan Czuratis ist es auch persönliches Interesse, das ihn angetrieben hat, die Geschichte über Sophie Scholl in Staßfurt auf die Bühne zu bringen. „Ich hatte Geschichte im Leistungskurs beim Abitur und habe mich immer für Geschichte interessiert“, sagt er.
Czuratis hat auch das Instagram-Projekt „Ich bin Sophie Scholl“ von SWR und BR verfolgt. In dem sozialen Medium versuchte eine Schauspielerin hautnah, emotional und in nachempfundener Echtzeit das Schicksal von Sophie Scholl einer jungen Generation nahe zu legen. „Ich fand das Projekt gut. Die Szenen sind nicht aufdringlich. Ich frage mich: Hätten wir den Mut gehabt, sich zu organisieren? Ich habe Hochachtung vor Sophie Scholl“, so Czuratis.
Aber auch heute könne man sich engagieren. Die Klimakrise oder der Krieg in der Ukraine sind die Krisen unserer Zeit. Auch hier braucht es gesellschaftliches Engagement, ist auch Widerstand gefragt. Sophie Scholl kann motivierendes Vorbild sein. „Es erfordert viel Mut. Ich habe höchsten Respekt vor ihr“, sagt Stephan Czuratis.