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  7. Conrad Reichard aus Egeln kämpfte gegen Napoleon Bonaparte bei Waterloo

Beweis für die Teilnahme eines Soldaten aus Egeln an der Schlacht bei Belle Alliance steht seit einiger Zeit im Museum auf der Wasserburg / Mario Pöggel entdeckte die Bedeutung Conrad Reichard aus Egeln kämpfte gegen Napoleon Bonaparte bei Waterloo

Von Nadja Bergling 16.08.2012, 13:49

Der 18. Juni 1815 ging mit der Schlacht bei Waterloo in die Geschichtsbücher ein. Noch heute hat sicherlich schon jeder einmal von diesem Ereignis gehört. Doch nun wird klar, dass auch mindestens ein Egelner in den Kampf gegen Napoleon Bonaparte zog. Eine Gedenktafel ist der Beweis.

Egeln l Die berühmte Schlacht bei Waterloo ging in die Geschichte ein. Es war Napoleon Bonapartes letzte Schlacht. Er musste sich den alliierten Truppen unter General Wellington und den mit ihnen verbündeten Preußen unter Feldmarshall Gebhard Leberecht von Blücher geschlagen geben. Das war am 18. Juni 1815. Doch erst jetzt wird klar, dass auch Männer aus Egeln an der Seite von General Blücher kämpften. Der Beweis dafür steht im Museum auf der Wasserburg in Egeln.

Tafel stand in einer Abstellkammer in der Kirche

Doch ganz von vorn: Die heutige Friedhofskapelle in Egeln wurde ursprünglich als Katharinenkirche gebaut. Sie entstand im Jahr 1730 unter Äbtissin Katharina Musäus, Für die evangelische Gemeinde "Altemarkt". Und genau dort befand sich jahrelang unbeachtet in einer Abstellkammer eine Gedenktafel. Sie ist der Beweis, dass der Unteroffizier Conrad Reichard, der vermutlich aus Egeln stammte, für die Preußen kämpfte. Der genaue Wortlaut auf der hölzernen Tafel: "Aus diesem Kirchspiel starb für König und Vaterland Conrad Reichard vom 24ten Lin:Inf:Regiment am 12ten Decbr. 1815 zu Aachen an den in der Schlacht bei Belle Alliance erhaltenen Wunden". Die Schlacht bei Waterloo wird auch als Schlacht bei Belle Alliance bezeichnet. Belle Alliance war der Name einer Gastwirtschaft, die sich zu Beginn der Schlacht hinter dem Zentrum der französischen Linien befand.

Seit einiger Zeit steht die Erinnerungstafel zwischen vielen weiteren Ausstellungsstücken im Museum. "Der ehemalige Bauamtsmitarbeiter Klaus Schinzel hat sie hier her gebracht", erklärt Museumsleiter Uwe Lachmuth. Dort sollte sie eingelagert werden. Dass sie etwas Besonderes ist, war eigentlich schon klar. Erst jetzt wurde jedoch ihre eigentliche Bedeutung gewiss. Mario Pöggel, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde, entdeckte die Tafel mehr oder weniger durch Zufall bei einer Führung vor einiger Zeit im Museum. Seine Augen fielen zwischen alten Radios und Fotografien sofort auf die Tafel. Unverzüglich begann er mit Recherchen. Am vergangenen Wochenende war er erneut zu Gast in Egeln und überbrachte die Botschaft, dass es sich bei Conrad Reichard um einen Soldaten handelte, der unter General Blücher gegen Napoleon kämpfte.

In der Schlacht wurde er verwundet und starb daraufhin rund ein halbes Jahr später in Aachen. Grund dafür waren seine Verletzungen. "Wir gehen davon aus, dass nicht nur Conrad Reichard aus der Gegend rund um Egeln an der Schlacht bei Waterloo beteiligt war. Wir werden nun weitere Recherchen unternehmen", macht Uwe Lachmuth deutlich. Er vermutet, dass man auch in Kirchenbüchern aus der Stadtkirche St. Christophorus in Egeln sicherlich noch auf Namen von Soldaten stößt, die ebenfalls an der Schlacht von Waterloo im Jahr 1815 beteiligt waren.

Die Gedenktafel soll jetzt einen besonderen Platz bekommen. Angedacht ist es, die Holztafel unter Glas im Schwedenzimmer auszustellen. Sie ist ein stiller Zeitzeuge eines geschichtsträchtigen Ereignisses und wird auf keinen Fall wieder viele Jahre in einer Abstellkammer oder zwischen anderen Ausstellungsstücken stehen.

Napoleons Mantel als Beweis auf der Wasserburg

Nun schließt sich ein weiterer Kreis. Denn nach der Schlacht von Waterloo brachte General Blücher, der übrigens wegen seiner offensiven Truppenführung auch "Marshall Vorwärts" genannt wurde, den Mantel Napoleons nach Egeln. Er präsentierte ihn als Beweis für den Sieg über Bonaparte dem damals amtierenden Pächterehepaar der Wasserburg, Wilhelm Wahnschaffe und seiner Frau Friederike. Sie waren es auch, die den Gutsbetrieb aufrecht erhielten und solche berühmten Gäste wie den späteren schwedischen König, General Bernadotte, oder den Hofstaat Königin Luise von Preußen in der Burg beherbergten.

Auf der Wasserburg in Egeln ist man sich einig, dass die Erinnerungstafel etwas ganz Besonderes ist.