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15. Mittelalter-Spektakel auf der Wasserburg Egeln feiert tapfer gegen das Oktoberwetter an Damals lief die Zeit gefühlt viel langsamer ab

Von Thomas Höfs 14.10.2013, 03:15

Zeitsprung auf der Wasserburg Egeln. Das Mittelalter hat wieder auf dem Gelände Einzug gehalten. Zwei Tage lang gab es ein Mittelalter-Spektakel auf dem Burghof. Viele Fans kamen gleich in der passenden Kostümierung zu der Veranstaltung.

Egeln l Nur schwer will der Rauch von den vielen Lagerfeuern auf dem Burghof am Sonnabend in den wolkenverhangenen Himmel steigen. Das Wetter ist zwar nicht mehr so feucht, wie noch am Freitag, wo der Regen literweise vom Himmel fiel. Dennoch drücken die grauen Wolken auf die Stimmung von Darstellern und Besuchern des Mittelalter-Spektakels.

Die Wetterprognose, meint Burgherr Uwe Lachmuth, sei verantwortlich, das nur wenige Besucher auf dem Burghof eintreffen. Dabei ist es vergleichsweise trocken in der Kleinstadt. "Wir hoffen natürlich auf den Sonntag", sagt er. Dass das Mittelalter so einen Reiz auf die Menschen ausübt, dafür hat er auch eine Erklärung. Es sei vor allem das Fernsehen, welches dafür verantwortlich sei. Verfilmungen von historischen Romanen, wie "Die Säulen der Erde" hätten viele Zuschauer gehabt.

Nach den Ergebnissen der Geschichtsforschung muss das Mittelalter in den hiesigen Breiten eine tolle Zeit gewesen sein, meint auch Uwe Lachmuth. Bewiesen ist heute, dass es damals noch viel wärmer war. Das milde Klima begünstigte den Anbau von Feldfrüchten. Die Bevölkerung wuchs in den Jahrhunderten.

Kunstschmied Thomas Linke pumpt mit dem großen Blasebalg die Luft in die glühende Kohle. Bis zu 1600 Grad Celsius erreicht er so. "Die Technik ist uralt, aber sehr effektiv", zeigt der Schmied. Rotglühend zieht er das Eisen aus den Flammen, um es anschließend vor dem Publikum zu bearbeiten. Schmuck und Gebrauchsgegenstände entstehen so.

Nicht echt Mittelalter, aber dafür sehr bequem sind die Roben, die sich Susann Werner und Andreas Pabst ausgesucht haben. Lange schwarze Umhänge tragen die beiden. Das Magdeburger Pärchen fasziniert das Mittelalter. Damals habe es noch mehr Regeln geeben, meint Susann Werner. Die höfische Kultur bestimmte die Regeln weitgehend. Die Menschen benahmen sich anständig, ist sie überzeugt. Vor allem aber lief die Zeit gefühlt langsamer. Die Sinne wurden nicht dauernd mit bunten Bildern und Musik gereizt, findet sie schön. Andreas Pabst kam eigentlich über die mittelalterliche Musik zu der Epoche. Noch heute könne er sich für die Klänge der damaligen Instrumente begeistern, sagt er.

Langweilig wird es beim Mittelalter-Spektakel nicht an den beiden Tagen. Den ganzen Tag über gibt es ein abwechslungsreiches Programm. Besonders die Schwertkämpfe der Ritter ziehen die Besucher in den Bann.

Nur mit dem miesen Wetter habe keiner gerechnet, meint Uwe Lachmuth. "Sobald die Sonne durch die Wolken scheint, ist der Hof hier wieder voll", prophezeit er.