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Vierter Teil der Serie zum 1070-jährigen Jubiläum der Stadt Egeln / Thema: Die Magdeburger Domherren Das älteste Pfarrhaus steht in der Stadt Egeln

Von Nadja Bergling 08.06.2011, 04:33

In Egeln steht das älteste evangelische Pfarrhaus der neuen Bundesländer und der Magdeburger Domschatz war einst für kurze Zeit in Egeln untergebracht. Wer hätte das gedacht. Im vierten Teil unserer Serie zum 1070-jährigen Jubiläum der Stadt Egeln geht es heute um die Magdeburger Domherren.

Egeln. Während sich der dritte Teil unserer Serie zum 1070-jährigen Jubiläum der Stadt Egeln mit dem Marktrecht befasste, geht es heute um die Magdeburger Domherren in der Bodestadt. Nach dem Aussterben der Edlen von Hadmersleben ging Egeln an die Grafen von Barby-Mühlingen, die bereits 1375 eine Erbverbrüderung mit den Edlen von Hadmersleben beschlossen hatten, um sich gegenseitig als Erben einzusetzten. Aber eine Verpflichtung darin war auch, der Witwe des Kurt von Hadmersleben zu Egeln und deren Tochter Sophie eine jährliche Rente beziehungsweise eine Mitgift zu zahlen. "Da jedoch Burchard IV von Mühlingen zu Barby gerade nicht gut bei Kasse war, verpfändete er Stadt und Burg Egeln an seinen Onkel, den Magdeburger Erzbischof Günther II von Schwarzburg", erklärt Chronist Uwe Lachmuth. Dieser gab sein Pfand, trotz vieler Proteste der Grafen von Barby, aber nicht mehr heraus. Zudem half dem Erzbischof auch noch ein Zufall bei der Finanzierung eines Neubaues auf der Burg. Papst Eugen IV schrieb einen Sonderablass zur Finanzierung eines Konzil aus, bei dem versucht werden sollte, die römisch-katholische Kirche mit der abgespaltenen griechisch-orthodoxen Kirche wieder zu vereinigen. Im Bistum Magdeburg wurde eifrig gesammelt, doch die griechische Kirche sagte das Konzil vorzeitig ab. Da der Papst das Geld nicht einforderte, behielt es der Erzbischof und ließ sich auf der Egelner Burg ein stattliches Haus errichten.

Unter den Domherren, von denen immer einer als Amtshauptmann auf der Burg weilte, zog auch wieder Ruhe in Egeln ein. Handwerk und Handel erblühten, was auch durch neue Rechte, die die Domherren den Bürgern zustanden, gefördert wurde.

Heim für obdachlose alte Männer

Der Egelner Bürgereid lautete seit dieser Zeit: "Ich schwöre zu Gott, dem Allmächtigen, dass ich meinem gnädigen Herrn eines Hochwürdigen Domkapitels der Erzbischöflichen Kirche zu Magdeburg, dem Gericht und Rate allhier in Egeln will getreu, hold, gehorsam und gegenwärtig sein. Ihrem Schaden und Nachteil will ich nach meinem höchsten Verstande und Vermögen wehren, verhüten und vorkommen und dagegen derselben Nutzen und Frommen schaffen und befördern helfen und will alles dasjenige, was einem getreuen Untertan eignet und gebühret, stets und fest halten, als mir Gott helfe und sein heiliges Wort."

Ab 1440 wurde die Burganlage, zu der zahlreiche Ländereien und mehrere Vorwerke gehörten, zum Tafelgut für den Magdeburger Hof ausgebaut. Gern weilten mehrere der Herren in den Sommermonaten auf der Burg, wo es durch den sich anschließenden Egelner Auenwald angenehmer war, als in der vor Unrat stinkenden Stadt Magdeburg.

"Besonders der Domherr Albrecht von Kracht wurde oft als Fürsprecher von den Menschen des Amtes Egeln aufgesucht", kann Uwe Lachmuth berichten. Einige Jahre vor seinem Tode stiftete er Geld und Ackerflächen, um in der Meisterstraße ein Haus zu bauen, in dem acht hausarme alte Männer von zwei alten Frauen betreut werden sollten. Schon damals gab es also so etwas wie ein Obdachlosenheim. Die Ländereien sicherten deren Unterhalt und außerdem verfügte er, dass täglich für jeden Bewohner des Hauses ein gutes Maß Egeleibier bereit gestellt werden solle. Nur wer zu oft dem Gottesdienst fernblieb oder sonst gegen die Hausordnung verstieß, dem wurde der Brotkorb hochgehängt.

Als der Domherr Johann von Lossow 1558 Hauptmann des Amtes Egeln wurde, gehörten die Burg, die Stadt Egeln sowie die Dörfer Bleckendorf, Altemarkt, Tarthun und Etgersleben dazu. Er erwarb dann noch die Orte Atzendorf, Wolmirsleben und Altona wo er ein neues Vorwerk errichten ließ.

Pfarrhaus ist das älteste Haus in Egeln

Seine Bautätigkeit in Egeln ist noch heute durch eine lateinische Inschrift an der Storchenscheune der Burg erkennbar. Sie lautet auf Deutsch: "Unter dem Markgrafen von Brandenburg, Sigismund, jetzt Erzbischof der hiesigen Diözese, wurde das Werk von den Domherren betrieben und gefördert, unter ihnen der Dekan von Möllendorf, genannt Christophorus. Erbaut wurde dieses Haus durch Johann von Lossow im Jahre des Herrn 1560". Die Burg muss zu dieser Zeit auch noch eine mächtige Verteidigungsanlage gewesen sein, denn als in Magdeburg die Reformation durchgeführt wurde, flüchtete ein großer Teil des Domkapitels 1547 mit dem Domschatz auf die Burg Egeln. Daraufhin wurde Egeln von Magdeburger Truppen belagert, eingenommen und auch hier die Reformation durchgeführt. Das Kloster Marienstuhl blieb jedoch bis zu seiner Auflösung im Jahre 1809 katholisch. Da bis dahin alle Egelner Kirchen von Klostergeistlichen betreut wurden, suchten die Bürger nun einen evangelischen Pfarrer, für den 1565 auf dem Kirchhof der Brauer, neben der Stadtkirche St. Christophorus, ein neues Pfarrhaus errichtet wurde. Dieses Haus ist nicht nur das älteste erhaltene Wohnhaus der Stadt Egeln, sondern auch das älteste evangelische Pfarrhaus der neuen Bundesländer.