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Wolmirsleben Vertreibung in Brutsaison nicht genehmigt: Dorf muss mit Krähenplage leben

Saatkrähen sind zwar erfolgreich von der Kindertagesstätte „Gänseblümchen“ in Wolmirsleben im Salzlandkreis vertrieben worden, sorgen im Dorf aber weiterhin für Ärger.

Von René Kiel Aktualisiert: 29.4.2021, 10:30
Die Krähen auf dem Friedhof in Wolmirsleben ägern die Dorfbewohner mit ihrem Geschrei und Hinterlassenschaften.
Die Krähen auf dem Friedhof in Wolmirsleben ägern die Dorfbewohner mit ihrem Geschrei und Hinterlassenschaften. Foto: René Kiel

Wolmirsleben.  Der Mitarbeiter des Landesverwaltungsamtes, Andreas Timm, habe bei einem Treffen vor Ort am 1. April relativ schnell die Zustimmung erteilt, die Krähen aus den Bäumen in der Nähe der Kindertagesstätte „Gänseblümchen“ zu vergrämen. Das teilte Bürgermeister Knut Kluczka (CDU) Montagabend in der Ratssitzung im Saal des Dorfgemeinschaftshauses „Zum Adler“ mit. Denn die Kinder konnten dort durch den Krach der Vögel nicht mehr schlafen. Der Mitarbeiter sei relativ einsichtig gewesen. Dadurch habe man das Problem mit der Ortswehr noch vor Ostern beseitigen können.

Krähen werden Fall für Behörden

„Ich hatte danach ein gutes Gefühl“, sagte das Ortsoberhaupt. Das hatte sich aber schnell geändert, als Knut Kluczka das Schreiben vom Landesverwaltungsamt auf dem Tisch hatte. Denn darin teilte der Mitarbeiter mit, dass für die von der Gemeinde erhofften weiteren Vergrämungsmaßnahmen gegen Saatkrähen auf dem Friedhof „derzeit aufgrund der fortgeschrittenen Brutzeit keine Genehmigungsvoraussetzungen vorliegen, da es durch die Maßnahmen zur Zerstörung von Eiern oder zur Tötung von Jungvögeln kommen kann. Die Verbandsgemeinde kann jedoch Maßnahmen beantragen, die auf eine Vergrämung in der nächsten Brutsaison 2022 abzielen.“ Timm schlug vor, einen weiteren Vor-Ort-Termin für den Zeitraum nach dem 1. Juli dieses Jahres zu vereinbaren.

Darüber, dass derzeit keine weiteren Maßnahmen mehr gegen die Vögel im Ort ergriffen werden können, ist der Bürgermeister nicht erfreut. Denn zum Leidwesen der Anwohner machen die intelligenten Tiere nicht nur sehr viel Krach, sondern verunstalten mit ihrem Kot die Gräber auf dem Friedhof und andere Flächen. Zudem kommen sie sich mit den Reihern, die in Wolmirsleben nisten, ins Gehege.

Nester entfernen kostet

Kluczka bat den Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Stöhr (UWGE) darum, in Halle schon jetzt die Genehmigung für die Beseitigung der Krähennester auf dem Friedhof zu beantragen. „Sonst kommen sie immer wieder“, sagte er. Ihm schwebt vor, die Plätze der Krähen im Herbst mit Hilfe der Gemeindearbeiter und der Feuerwehrkameraden mit einem Wasserstrahl zu entfernen. Wenn man die großen Bäume auf dem Friedhof köpfen lassen würde, würde das mehrere Hunderttausend Euro kosten, gab der Bürgermeister zu bedenken. Deshalb sei es die einzige wirksame Möglichkeit, die Krähen am Nestbau zu hindern.

Kluczka: „Ob die Krähen nun geschützt sind oder nicht, im Endeffekt haben die Viecher hier nichts verloren!“ Am Kindergarten habe die Vergrämung einen positiven Effekt gehabt, fügte der Bürgermeister, der sich in letzter Zeit intensiv mit dem Thema Saatkrähen beschäftigt hat, an. Dort waren die Nester in den angrenzenden Bäumen entfernt worden.

Und die anderen Vögel?

Die ebenfalls auf den Friedhofsbäumen nistenden Reiher sollen dagegen weiterhin geschützt bleiben. Den Milan hätten die Saatkrähen schon vertrieben, sagte Kluczka auf Anfrage der Gemeinderätin Christine Gallinat (Fraktion Linke/SPD/Dorfgemeinschaftsverein). Der Naturschutzbund (Nabu) teilte zu den Forderungen von Bürgern, Saatkrähenkolonien wegen der Lärmbelästigung und der Kotabgabe der Tiere im Siedlungsbereich aufzulösen, mit, dass es dafür einer Genehmigung der oberen Naturschutzbehörde bedürfe. In der Vergangenheit habe sich aber vielfach gezeigt, dass mit einer Auflösung der Kolonie das Problem nicht gelöst, sondern nur verlagert werde. Denn Saatkrähen siedeln bei Störungen in andere Teile des Ortes um, wodurch es zu einer Aufsplitterung der Kolonien kommt und gegebenenfalls andere und auch deutlich mehr Bürger betroffen sein könnten. Ein Herausschneiden von für den Nestbau notwendigen Ästen könne eine Kolonieverlagerung bewirken.