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Neundorf Das Glücksschwein vom Gänseanger

Familie Tillner aus Neundorf geht jeden Tag mit ihrem Minischwein namens Rudi Gassi.

01.01.2021, 05:00

Neundorf l Es ist Anton, der uns alles über das Minischwein Rudi erzählen kann. Der Enkel von Beate und Uwe Tillner kommt seine Großeltern im Gänseanger von Neundorf oft besuchen. Dann ist nicht nur die große Modelleisenbahn im Vorgarten das Highlight.

Der Vierjährige kommt strahlend aus dem kleinen Gartentor herausgelaufen. „Das ist Rudi“, sagt er. Ganz stolz präsentiert Anton der Zeitung das stattliche Minischwein mit einem Hundegeschirr an der Leine. Rudi steuert direkt auf die ersten Gartenzäune am Gänseanger zu. Anton muss seine ganze Kraft geben, um ihn zu halten.

Das Minischwein grunzt laut und schnüffelt alles ab. Oma Beate Tillner läuft mit und grinst bis über beide Ohren: Den süßen Enkel so freudig mit dem Schwein zu sehen – mehr braucht man nicht zum Glück! Fast jeden Tag geht die Familie mit Rudi durchs Viertel. Mit dabei sind auch Opa Uwe Tillner – der Erbauer der bekannten Modelleisenbahn – und Antons Schwester im Kinderwagen. Insgesamt haben die Tillners schon neun Enkel.

„Rudi hat gerade ein Maiskorn gegessen“, erzählt Anton begeistert. Gemeint ist ein Maiskolben, ergänzt die Oma. Und Rudi hat eben gerade schon an der Tür geklappert, erzählt Anton. Weil er gern raus wollte zum Spazierengehen. „Und Rudi wollte heute zu den Hühnern“, berichtet Anton auch. Das Hühnergehege ist nämlich gleich neben Rudis Stall im Garten, den Anton später noch zeigen wird.

Aber ist Rudi wirklich ein Minischwein? Die Frage drängt sich – nichts für ungut – als erstes auf. „Wir haben ihn vor zwei Jahren im Internet gefunden und sind 100 Kilometer dafür gefahren“, erzählt Opa Uwe Tillner. „Damals wog er fünf Kilogramm und passte in eine kleine Kiste. Heute ist er bei 50 Kilogramm.“

Damit hat Rudi sein Gewicht verzehnfacht. Tatsächlich können laut Lexikon Minischweine bis 65 Kilogramm schwer werden. Die Idee, ein Minischwein zu kaufen, kam übrigens von einer Nachbarin.

Aber weiter geht es mit Anton und Rudi durch den Gänseanger. „Er frisst gern Wurzeln“, erklärt Anton. Deswegen steckt er seine Schnauze immer in die Erde und wühlt. Oma Beate muss aufpassen, dass Rudi nicht in offene Vorgärten läuft und dort die Sau rauslässt. Manchmal greift sie mit in die Leine, wenn Rudi zu doll zieht.

Und warum hat Rudi Kratzer am Rücken? „Das war ein Waschbär“, ruft Anton aufgeregt. Aber dass ein Waschbär das Schwein nachts im Stall attackiert haben soll, „das konnte der Tierarzt nicht sicher sagen“, meint Uwe Tillner. Rudi bekommt eine Salbe deswegen.

Und was frisst Rudi? „Mais“ sagt Anton. „Und manchmal auch Schnitte.“ Also trockenes Brot. Zwei Kilogramm Kartoffeln haut er pro Tag weg. Und dazu noch Obst, Gemüse, Müsli für Schweine mit Vitamin-Zusatz und Kalk für die Knochen.

Beim Gassigehen mit Rudi nehmen die Tillners sogar einen Kotbeutel mit. Alle Leute, die ihm begegnen, freuen sich. „Er ist bekannt wie ein bunter Hund, viele bringen trockenes Brot für ihn mit“, erzählt Oma Beate Tillner. Er sei eben wie „ein dicker Hund.“

Es geht raus aus dem Gänseanger bis zum Feldweg zur Gartenanlage. Manchmal darf Rudi auch von der Leine und auf den Acker. „Da rennt er ganz schnell“, erzählt Anton. Ausgebüchst ist Rudi aber noch nie, er kommt immer zurück.

Bei einem Hund mit Gassigänger, der ihn anbellt, tut Rudi gar nicht dergleichen. Er interessiert sich mehr für alles Essbare, das am Wegesrand zu finden sein könnte. Ansonsten versteht er sich gut mit manchen Hunden. „Er hat Hundefreunde“, sagt Anton. Zwei Hunde aus der Nachbarschaft werden bei jedem Spaziergang auf dem Rückweg angesteuert. Es wird sich gegenseitig durch den Zaun beschnuppert.

Als Rudi noch kleiner war, hat er gern mit dem Fußball im Garten gespielt. Er apportiert auch. Was man ihm beibringt, lernt er schnell. Heute kann Rudi nicht mehr mit in den Garten. „Er buddelt mir sonst alle Blumen aus“, sagt Oma Beate. Auch eine Regentonne hat Rudi schon kaputt gekriegt.

Wieder im Garten zeigt Anton Rudis Zuhause mit Auslauf und Futterstelle. „In der Nacht wird ganz zugemacht“, erklärt er den Stall, den Opa gebaut hat. Wenn die Tillners übrigens zum Füttern nicht pünktlich am Stall sind, beschwert sich Rudi mit lautem Quieken.

Und der Name? „Meine Oma hat Gurken gepflückt und mich gefragt, wie er heißen soll. Da hab ich Rudi gesagt“, erklärt Anton. „Rennschwein Rudi Rüssel!“