Infrastruktur Die Telefonzelle, ein Auslaufmodell
Wer telefoniert eigentlich noch aus einer Telefonzelle? In Zeiten der allgegenwärtigen Smartphones sind sie eigentlich ein Relikt der Vergangenheit. Dennoch hält die Deutsche Telekom im Rahmen ihres Versorgungsauftrags weiter an den Fernsprechern in Säulenform fest.

Staßfurt - Unberührt und im Gegensatz zu anderen Städten ohne Vandalismusspuren steht eine der letzten zwei öffentlichen Telefonzellen am Staßfurter Bahnhof. Heute scheint nicht mehr das Telefonieren an sich Zweck des „Fernsprechers“ zu sein, sondern das Internet. Oft sind die magentafarbenen Säulen der Telekom gleichzeitig Hotspots für WLAN, mit dem der Smartphone-Nutzer ins Internet kann. Genauso dieselbe Funktion hat auch die Telefonzelle am Benneckschen Hof, gegenüber dem Museum in der Pestalozzistraße – die zweite öffentliche Telefonzelle, die noch in Staßfurt existiert.
Doch warum gibt es dieses Angebot als Nachfolger der einst so vertrauten Telefonzelle heute überhaupt noch und warum investiert das Telekommunikationsunternehmen weiter Geld in das vermeintliche Relikt der Vergangenheit?
Schließlich kann heute selbst eine 90-jährige Frau Whatsapp-Nachrichten über ihr Smartphone verschicken. Nach aktuellen Daten des statistischen Bundesamts verfügen 97,5 Prozent aller deutschen Haushalte über mindestens ein Handy oder Smartphone. 70 Millionen Mobilfunkgeräte liegen in Wohnungen und Häusern. Wer braucht also noch ein öffentliches Telefon?
Immer wenige Gespräche von der Telefonzelle
Georg von Wagner, Sprecher der Telekom, muss ganz klar feststellen: „Die Bedeutung der Telefonzelle hat mit dem Siegeszug des Handys abgenommen.“ Die Statistiken sprächen für sich, die Notwendigkeit für öffentliche Telefonzellen nimmt entsprechend ab. Bundesweit gebe es noch rund 17000 Telefonstellen, die die Telekom betreibt. Dazu kommen noch einige Alternativanbieter. 2010 seien circa 120 Millionen Gespräche von öffentlichen Telefonstellen aus geführt worden, eine aktuellere Zahl kann der Telekom-Sprecher nicht nennen. Die Vergleichszahl aus dem Jahr 1999 zeigt aber deutlich, wohin der Trend geht. Denn damals wurden gut eine Milliarde Gespräche in Telefonzellen geführt.
An Orten wie Flughäfen und Bahnhöfen würden sie auch durchaus noch rege genutzt werden, sagt Georg von Wagner. Sollte ein Standort aber nicht mehr ausreichend genutzt werden, würde man der Kommune den Abbau vorschlagen, da der Unterhalt mit Strom, Standortmiete und Wartungskosten Geld koste.
Telefonzellen können abgebaut werden
Mit der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbänden war deshalb vereinbart worden: Die Telekom darf Städte und Gemeinden wegen eines Abbaus ansprechen, wenn auf deren Gebiet extrem unwirtschaftliche öffentliche Fernsprecher mit einem Umsatz von weniger als 50 Euro im Monat stehen, erklärt der Unternehmenssprecher.
„Der Umsatz ist ein klares Indiz dafür, dass der Wunsch nach einer Grundversorgung durch die Bevölkerung an dieser Stelle offensichtlich nicht mehr besteht. Der Kunde ist der Architekt des Telefonzellen-Netzes“, erläutert er.
In der Regel werden „extrem unwirtschaftliche Standorte“ abgebaut, vielfach jedoch nur einzelne Telefonhäuschen an Mehrfachstandorten. Sollte die Kommune am Standort festhalten, könne über eine kostengünstige Alternative verhandelt werden. Grund hierfür ist der öffentliche Versorgungsauftrag, den die Telekom per Gesetz bekommen hat. „Eine bedarfsgerechte und flächendeckende Versorgung mit öffentlichen Telefonstellen wird nach wie vor sichergestellt“, so Georg von Wagner.
Zudem kommt eben die moderne Funktion der Telefonsäulen hinzu – übers den WLAN-Hotspot geht’s vor Ort ins schnelle Internet.