Mike und Silke Bartsch betreiben in Schönebeck-Felgeleben eine exotische Farm, die über Ostern geöffnet ist. Von Olaf Koch Ein Straußenei ersetzt rund 25 bis 30 Hühnereier
Esel, Schweine, Rinder und Hühner sind noch nicht die Exoten auf der Farm von Silke und Mike Bartsch. Mehr Strauße und Kängurus. Über die Osterfeiertage hat die Farm südlich von Schönebeck für kleine und große Besucher geöffnet.
Schönebeck-Felgeleben l Dass der Osterhase überraschend die Eier ins Nest legt, trifft nur bedingt zu. Der putzige Gesell mit den Löffeln würde sich mit seiner Kiepe in Schönebeck-Felgeleben angesichts des Gewichtes der Eier einen Bruch heben. Denn die Größe eine Straußeneis würde Meister Lampe erschrecken: Es wiegt stolze 1,2 bis 2,0 Kilogramm.
Einer, der sich auskennt nicht nur mit Straußeneiern, sondern auch mit den anmutigen Vögeln, ist Mike Bartsch. Der Schönebecker, der gemeinsam mit seiner Frau einen Hauswartservice in der Elbestadt betreibt, ist inzwischen in der Region ein Straußenexperte. In seiner Freizeit züchtet der 48-Jährige diese urzeitlichen Tiere, die in freier Wildbahn in der Steppe im südlichen Afrika beheimatet sind.
Sieben Jahre Erfahrung hat Mike Bartsch. Er kennt den Laufvogel und die Geheimnisse der Aufzucht sehr genau. "Meist werden die Tiere im Trio gehalten: zwei Hennen und ein Hahn", berichtet er auf seiner Straußenfarm, die diesseits der Elbe die einzige in der Region ist. Ein Hahn "kümmert" sich also meist um eine Haupthenne und hat dann noch eine Nebenhenne zu laufen.
Derzeit schreiten auf dem großräumigen Gelände acht Strauße stolz über die Wiese und erinnen ein klein wenig an die Hollywood-Streifen "Jurassic Park". Strauße sind flugunfähig, sie haben aber zwei kräftige Zehen. "Wenn die damit zutreten, kann das übel ausgehen", berichtet der Experte.
Der Lebensraum seiner Blauhalsstrauße ist eigentlich das Gras- und Buschsavannen-Gebiet von Südafrika. Doch bei richtiger Pflege fühlen sich die Vögel auch in Mitteldeutschland wohl. Blauhalsstrauße werden rund 2,50 Meter groß und 150 Kilogramm schwer. Lustig blicken die Strauße die Besucher am Gehege in die Augen. Doch reizen darf man sie nicht, vor allem die Hähne nicht. Sie können eine Laufgeschwindigkeit von guten 65 Stundenkilometern erreichen. Ein 100-Meter-Läufer im Sprint schafft zwischen 32 und 35 Stundenkilometer. Wenngleich der Strauß nicht fliegen kann, würde er den Menschen also locker ein- und überholen. Auch ein Hase hoppelt so fix nicht über den Acker. Schon gar nicht mit Eiern im Gepäck.
Eine Straußenhenne legt in der Saison rund 50 Eier. Meist im Frühjahr lässt Mike Bartsch die Hennen die Eier brüten. Im Sommer ist einfach das beste Klima, damit die Jungen schlüpfen und aufwachsen können.
Doch Straußeneier sind auch eine nette Dekoration. Nur das Auspusten gestaltet sich etwas schwierig. Da die Straußeneier drei Nummern größer sind als die Eier der Hühner, ist auch das "Werkzeug" zum Auspusten XXL-Format: "Ich verwende einen Kompressor." Nachdem die Eier dann getrocknet sind, können sie bemalt oder zu Lampen umgestaltet oder bepflanzt werden.
Straußeneier sind rund zwei bis drei Millimeter dick und haben ein porzellanartiges Aussehen. Sie haben nach Angaben von Testessern einen milden, aromatischen Geschmack. Ein Straußenei entspricht auf dem Frühstückstisch rund 25 bis 30 Hühnereiern. "Die Garzeit für ein hartgekochtes Straußenei beträgt je nach Größe 75 bis 90 Minuten", so Mike Bartsch. Fünf Minuten mehr oder weniger würden an dieser Stelle auch Loriot und seiner Ehefrau in der Küche keine Schweißperlen auf die Stirn treiben.
Und was ist mit dem Strauß, der ohne Eingriff des Menschen oder der Raubkatzen in der Savanne Afrikas 50 bis 70 Jahre alt werden kann? Der Strauß landet im Kochtopf oder in der Bratpfanne und erleidet damit genauso einen finalen Weg wie Hühnchen, (Oster-)Hase und Co. Doch das wiederum ist eine ganz andere Geschichte.