Taubenzüchter Hartmut Rust war bei der Europaschau in Leipzig dabei und bekam das Europaband verliehen Eins zu Null für Deutschland gegen Tschechien
Zwischen den 95 000 Kleintieren auf der Europaschau in Leipzig standen auch acht Tauben von Hartmut Rust. Er züchtet eine tschechische Rasse. Auch die Tschechen waren mit ihren Mährischen Strassern vertreten. Doch zum Europachampion gekürt wurde eine Taube aus Hecklingen.
Hecklingen l Seit er 15 Jahre alt ist, züchtet Hartmut Rust Rassegeflügel. Seine Lieblingsrasse, die schwarz-gesäumten Mährischen Strasser, kommt aus Tschechien. Dort stammten auch einige seiner Zuchttiere her. Um 1920 habe es die Rasse auf jedem Bauernhof gegeben. "Die Tschechen züchten die Tiere weiterhin so schlank wie die Brieftauben", erzählt Hartmut Rust. Seine Tiere wiegen rund 600 Gramm, im Gegensatz zu den über 1000 Gramm schweren Mährischen Strassern aus Deutschland.
Am Wochenende traf Hartmut Rust seinen tschechischen Zuchtfreund wieder, dem er damals die ersten Tiere abgekauft hat. "Der hat Augen gemacht als er mein Prachtexemplar gesehen hat", sagt der Hecklinger und schmunzelt dabei. Gerade ging die Europaschau in Leipzig mit Ausstellern aus aller Welt zu Ende. Von Hartmut Rusts Rasse gab es in den drei großen Messehallen noch 50 andere Tiere zu sehen: "Da trafen die Spitzenzüchter aus Deutschland und Tschechien aufeinander." Doch eine der Hecklinger Jungtäubinnen war die Beste und bekam das Europaband verliehen.
Die Beste bedeutet, dass Form, Farbe, Federn und Haltung den Zuchtstandards in hohem Maß entsprechen. Die Flügel von Hartmut Rusts Tauben sind schwarz gesäumt. Der Rand der Federn muss schwarz umlaufen sein. Von Hartmut Rusts acht Tieren haben sechs Tauben einen Preis erhalten, darunter drei Ehrenpreise für die hervorragende Bewertung.
Hartmut Rust war mit seinen Tauben bereits vier Mal Deutscher Meister. Vor einer Woche hatte er die Chance Europameister zu werden. "Das hätte auch geklappt, wenn mir nicht dieser Fehler passiert wäre", ärgert sich der Hecklinger immer noch. Hartmut Rust hat bei der Auswahl seiner Tauben für die Meisterschaft zwei Tiere verwechselt. Damit hat er seine beste Jungtäubin, den Europachampion, nicht ins Rennen geschickt. Sammelbecher und Vase hat er trotzdem als Preise für seine Tiere mit nach Hause gebracht.
Um solche exakten Züchtungen wie Hartmut Rust zu bekommen, ist viel Zeit notwendig. Eine Stunde am Tag verbringt der 65-Jährige zum Füttern und Pflegen mindestens in den Taubenschlägen. Vor so einer Schau werden die Krallen extra im Fitwasser gereinigt und die Federn abgewischt. Zeit braucht es auch, die nervösen Tiere an die Zeit im Käfig zu gewöhnen. "Ein Täuber steht vor Aufregung immer nicht gerade und muss seine Haltung trainieren", sagt Hartmut Rust.
Einmal in der Woche muss er die beiden großen Ställe auf dem Hof putzen. "Aber zu klinisch rein darf es auch nicht sein", so der Züchter. Das sei wie mit den Kleinkindern: "Die werden dann auch ganz anfällig für Krankheiten."
Hartmut Rust hat sich schon immer für Tiere interessiert und damals Tierproduktion studiert. Doch sein Züchterhobby kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Zwölf Euro musste Hartmut Rust auf der Europaschau pro ausgestellten Taubenkäfig bezahlen. Dazu kam der tägliche Eintritt von acht Euro und der Ausstellungskatalog. Doch einige seiner besten Tiere konnte der Zuchtfreund auf der Schau verkaufen. Die Preisgekrönten brachte er für 65 Euro das Stück an den Mann. Andere verkauft er für 35 Euro. Hartmut Rust sieht es gelassen, seiner Konkurrenz damit die Zucht zu erleichtern: "Schließlich gönne ich auch anderen die Erfolge, das ist besser als sie zu schlachten." Auch sei er längst nicht so verrückt wie sein dänischer Zuchtfreund, der alle drei Jahre extra für die Schau nach Leipzig anreist.
Hartmut Rust schlachtet pro Jahr rund 30 seiner Jungtiere. "Am besten schmeckt das Fleisch gebraten oder als Frikassee." Doch die Ehefrau des Züchters koche am liebsten Taubensuppe (siehe Infokasten). Jetzt gerade leben Hartmut Rusts Täuber und Täubinnen getrennt, aber im Frühjahr teilen sich acht Paare wieder einen Schlag. "So 50 bis 60 Eier brüten die Tiere im Jahr aus", erzählt der Hecklinger. Die tschechische Rasse sei zuchtfreudig.
Bei den Tauben mangele es damit nicht an Nachwuchs, jedoch in den Zuchtvereinen schon. Hartmut Rust gehört zu den Groß Börneckern: "Wir sind nur noch wenige und alles ältere Herren."