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Bürger retteten Friedhof vor Schließung und organisieren Pflege seit zwei Jahren privat Engagiert: Bürger aus Egeln-Nord hegen und pflegen "ihren" Friedhof

Von Franziska Richter 01.10.2011, 06:23

Jene, die ihre Lieben auf dem Friedhof Egeln-Nord begraben haben, wehrten sich vor zwei Jahren vehement, als dessen Schließung kurz bevorstand. Skeptisch betrachtete man daraufhin das Versprechen der Bürger, den Friedhof mithilfe der Stadtverwaltung selbst zu pflegen. Doch das Engagement hält an.

Egeln. Vor zwei Jahren kam die Beschlussvorlage in die Gemeinde: Der Friedhof Egeln-Nord sollte geschlossen werden. "Das kann nicht wahr sein. Hier liegen unsere Verwandten und Bekannten. Ältere Leute hängen besonders an diesem idyllischen Stückchen in Egeln-Nord", sagte sich Ines Cybulla damals. Sie hatte vor sechs Jahren ihren Sohn hier begraben lassen, der Friedhof Egeln-Nord ist ihr deshalb ein bedeutender Ort der Trauer geworden. Weiteren Bürgern ging es nicht anders.

Sie zogen mit rund 30 Mann zur Gemeinderatssitzung und kamen gegen die Schließung an - mit einem Bürgerversprechen. Die Gemeinde hatte kein Geld für die komplette Pflege des Friedhofes. Heute mäht zwar der Bauhof den Rasen und Heike Dalcho ist für einige Stunden in der Woche hier angestellt, aber es braucht mehr, um den Friedhof zu erhalten.

Also übernahmen das die Anwohner aus Egeln-Nord. "Es klappt immer sehr gut, die Leute zu organisieren", sagt Ines Cybulla über das Projekt, das schon seit zwei Jahren läuft. Mindestens zweimal im Jahr rücken die "Egeln-Norder", wie sie sich gern nennen, mit Harke und Gartenschere an und bringen den Friedhof in Schuss. Am Donnerstag versammelte sich wieder ein Völkchen aus örtlichen Handwerkern und Bürgern, um den Friedhof fertig für den Herbst zu machen.

Tino Kramer und Steven Schmidt, Lehrlinge des Handwerkerhofs Egeln, beschnitten die riesige Efeufläche, die gleich am Eingang mehrere Reihen Kriegsgräber bedeckt. Die Jungs haben auch das Tor repariert und frisch gestrichen. Dachdecker David Schmidt rückte mit der Säge an, um das Astwerk der Bäume zu verkleinern. Er wird auch demnächst die marode Friedhofsmauer erneuern und die Dachrinnen an der alten Friedhofskappelle säubern. Die Bürger zogen Unkraut, kehrten das Laub von den Wegen und befreiten die Bäume von Wildwuchs.

Ines Cybulla freut sich, dass die Handwerker immer zur Stelle sind, wenn es schwere Arbeiten zu tun gibt. Der Handwerkerhof hat auch zwei Sitzbänke aus Holz gezimmert und einen Wasserablauf für den Wasserhahn angebracht. Ein weiterer Bürger aus Egeln-Nord hat eine ganze Reihe Gießkannen gespendet, die jetzt alle benutzen können. Nur die riesigen Bäume auf der Friedhofsallee machen noch Sorgen. "Man müsste einige starke Äste beschneiden", wünscht sich Ines Cybulla im Namen der Friedhofsbenutzer. Dies bestätigt auch Reinhard Luckner, Bürgermeister von Egeln, und versprach gegenüber Volksstimme, dies demnächst in Angriff zu nehmen.

Dass das Engagement der Bürger so gut funktioniert, hängt mit der Bedeutung des Friedhofes zusammen. Es ist ein markanter Treffpunkt des Ortes. Und: "Den Menschen liegt viel an dem Flecken Erde", sagt Ines Cybulla. Er sei ein Stückchen Heimat, ein Stück Individualität, das man sich auch nach der Eingemeindung erhalten möchte.