Proben auf Deponie Erkenntnisse zu Gasaustritt
Auf der Deponie in Staßfurt werden derzeit Probeentgasungen vorbereitet.Zuletzt waren die Grenzwerte zu hoch.
Staßfurt l Schweres Gerät schiebt sich über den Scheitel des Hügels an der Hohenerxlebener Straße. Passanten erkennen, dass ein großer Bohrer an einem Bagger befestigt ist, lange Schläuche werden in die Erhebung getrieben. Das alles ist der Auftakt zu einer großangelegten Untersuchung, nachdem erhöhte Methangaswerte festgestellt worden sind. Ralf Felgenträger, Leiter des Kreiswirtschaftsbetriebes, sagt gleich zu Beginn: „Explosionsgefahr besteht nicht. Es gibt auch keine Gefährdung von Mensch und Natur.“
Dennoch müsse es jetzt auf der Staßfurter Deponie Tests geben, weil die Grenzwerte für den Methanausstoß überschritten sind. „Diese Grenzwerte sind gesetzlich vorgeschrieben und wir richten uns danach. Es geht darum, die Belastung für die Umwelt so gering wie möglich zu halten.“
Der Betriebsleiter berichtet, dass die Deponie permanent überwacht werde. „Bei diesen Messungen haben wir die Grenzwertüberschreitungen festgestellt.“ Außerdem habe es äußere Anzeichen gegeben. Hinweise darauf, dass etwas nicht stimme, hätte die Begrünung geliefert, die an einigen Stellen dunkel und kahl geworden sei.
Seit über 20 Jahren wird kein Müll mehr auf die Deponie gefahren. Im Rahmen der Rekultivierung habe der Hügel eine temporäre Abdeckung bekommen. Hierin sind sogenannte Kompostfilter eingelassen, die den Gashaushalt regulieren. Das, so Ralf Felgenträger, entspreche den Vorschriften und habe bisher genügt. Die Rekultivierung und ihre Nachsorgemaßnahmen seien allerdings langwierige Prozesse, auf deren Erscheinungen man immer wieder reagieren müsse. Die Anlage stehe nicht zuletzt auch in Wechselwirkung mit der Umwelt.
Diese Zusammenhänge könnten dazu geführt haben, dass die Methanwerte neu auf den Prüfstand müssten, vermutet der Chef des Kreiswirtschaftsbetriebes.
Ursachen und Lösungen sollen jetzt detailliert erörtert werden. „In den kommenden drei Monaten führen wir Probeentgasungen durch.“ Dabei werden Gasbrunnen gebohrt, die dann angeschlossen werden. So, sagt Ralf Felgenträger, seien die anfallenden Gasmengen genau ermittelbar. Die Versuche sollen im Ergebnis konkrete Erkenntnisse dazu liefern, wie viel Methangas ausweicht.
Außerdem will man in Zusammenarbeit mit Experten technische Lösungen erörtern, um die Grenzwerte wieder einzuhalten. „Das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt begleitet uns bei den Auswertungen und mit der Behörde zusammen stimmen wir auch alle weiteren Maßnahmen ab“, berichtet Ralf Felgenträger.
Rund 1,5 Millionen Euro investierte der Kreiswirtschaftsbetrieb 2010 in die Rekultivierungsmaßnahmen der Deponie in der Hohenerxlebener Straße in Staßfurt. Damals wurden diese Bauarbeiten, mit denen der Hügel fachgerecht abgedeckt wurde, abgeschlossen. Verschiedene Lagen, unter anderem eine sogenannte Methanoxidationsschicht, wurden über die Lagerstätte gezogen. Anders als in Schönebeck, können die Gase aus den Deponien in Staßfurt oder Bernburg/Latdorf nicht wirtschaftlich genutzt, sondern müssen abgefackelt werden. „Die anfallenden Mengen reichen nicht aus“, sagt Ralf Felgenträger. Als die Deponie in Schönebeck-Frohse Mitte des Jahres 2005 geschlossen wurde, entschlossen sich die Elbestädter, die Ressource zu nutzen, nachdem Experten bestätigt hatten, dass es ausreichend Deponiegase gebe. In den Deponiekörper wurden daraufhin 36 Gasbrunnen gebohrt und drei Sammelstationen eingerichtet. Das Gas wird angesaugt und verdichtet. Ist die Qualität gut genug, treibt es ein Blockheizkraftwerk an, das Strom produziert. Das Schlecht-Gas wird abgefackelt. Damit sich im Deponiekörper weiter Gas entwickeln und der Vergärungsprozess am Laufen gehalten werden kann, wird die Wasserzufuhr und damit das Einbringen von Sauerstoff zugelassen. Lediglich die Seiten des Deponiekörpers müssen dicht sein.
Nach Auskunft des Kreiswirtschaftsbetriebes wird der Strom verkauft und in das öffentliche Netz eingespeist. Rund 1000 bis 1500 Haushalte können jährlich durch das „Minikraftwerk“ auf der Deponie versorgt werden. Nachdem der ehemalige Betreiber des Blockheizkraftwerkes Insolvenz angemeldet hatte, wurde die Anlage durch den Kreiswirtschaftsbetrieb 2015 erworben und wird seit dieser Zeit in Eigenregie betrieben.