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Basilika Hecklingen Experten retten Epitaph

Jetzt nehmen zwei Steinrestauratorinnen den Zustand des Buntsandsteinepitaphs in der Hecklinger Basilika unter Lupe.

Von Nadin Hänsch 27.05.2016, 16:34

Hecklingen l Bereits im vergangenen Sommer fanden erste Vorarbeiten für die Sicherung und Sanierung des Buntsandsteinepitaphs in der Hecklinger Basilika statt. Seit Dienstag sind nun zwei Steinrestauratorinnen in der Kirche am Werk, um das Kunstwerk von Dreck und Verschmutzungen zu befreien, um einen Eindruck vom Zustand und den Schäden, die mit der Zeit am Sandstein entstanden sind, zu bekommen. Corinna Grimm-Remus aus Magdeburg schätzt mit ihrer Fachkollegin Diana Berger-Schmidt, die aus Rochlitz in Sachsen angereist war, den Zustand des Epitaphes ein.

„Im vergangenen Jahr wurde bereits ein Messbild – eine Bestandsaufnahme, die den Zustand dokumentiert – erstellt“, so die Magdeburgerin. Auch Proben für eine Analyse wurden entnommen. Seit Dienstag sind die Restauratorinnen dabei, die Verschmutzungen und den groben Staub abzutragen, um die Flächen besser beurteilen zu können.

„Man konnte viele Details zum Teil gar nicht mehr erkennen“, sagt Grimm-Remus. Das Epitaph bestehe aus mehreren Teilen. Ein großes Problem stellen die alten Verklammerungen dar. „Sie rosten und sprengen somit den Sandstein.“ Zudem bröckelt es an vielen Stellen. „Der Sandstein ist teilweise entfestigt und sandet.“ Das betreffe nicht nur die sichtbaren Stellen, das Material sei nicht nur an der Oberfläche porös, sondern auch in der Struktur. „Im Grunde fällt der Sandstein auseinander“, erklärt die Magdeburgerin. Das Ziel der Steinrestauratorinnen ist zunächst nur eine Reinigung des Kunstwerkes. „Wir dokumentieren sehr viel und machen uns Gedanken, wie wir es erhalten können.“

Originale Farbreste wurden in der Analyse auf 1599 bis 1600 geschätzt. Auch Vergoldungsreste konnten nachgewiesen werden und wurden in die Zeit um 1798 eingeordnet. „Auch wenn das Epitaph farblich gefasst ist, würde man es heute nicht mehr farblich nachempfinden, wenn es restauriert werden würde“, sagt Grimm-Remus. Es sei ein Stück Geschichte, zumal es keinen richtigen Befund für alle Stellen gibt und dadurch viel spekuliert werden müsste, wie es im Original ausgesehen habe.

Besonders wichtig sei das Klima in der Kirche. „Entscheidend ist, dass sich kein Kondensat auf der Oberfläche absetzen kann.“ Beispielsweise führe das Lüften im Sommer dazu, wenn es draußen sehr heiß ist, das sich Feuchtigkeit bilde. „Man muss immer Außen- und Innenklima vergleichen.“ Eine gute Möglichkeit sei eine Lüftungsampel, die genau anzeige, wann die Fenster geöffnet werden dürfen und wann nicht.

Heute enden zunächst die Arbeiten der beiden Restauratorinnen in der Basilika. „Der zweite Schritt wird sein, ein Konzept zu entwickeln, wie wir das Epitaph am besten erhalten können und die Kosten abzuschätzen.“

Ganz ohne kleine Restaurationsarbeiten geht es allerdings nicht. Allein die Reinigung reiche nicht aus. „Heute haben wir uns um eine Notsicherung gekümmert, denn es gibt ein paar Stücke, die schon abgefallen sind. Die wollen wir mit Hilfe einer chemischen Methode wieder befestigen.“ Auch Stellen, die stark sanden, sollen noch mit einem speziellen Steinkleber gesichert werden.

Ein großes Problem stellen auch einige Stellen dar, die während der Sanierungsphase der Kirche um 1880 mit Zementmörtel gesichert und teilweise ergänzt wurden. „Zementmörtel ist als Material dafür einfach nicht geeignet“, sagt Grimm-Remus. Abgesehen davon, dass es nicht schön aussehe, seien auch Eisennägel darin verwendet worden, die nun rosten und zu Rissen führen.

Am Dienstag treffen sich die Restauratorinnen zusammen mit dem Jonas Jütter aus dem Architektenbüro Cuboidoo aus Halle, der die Kirche seit 2013 betreut, und einem Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in der Basilika zur Beratung für die nächsten Schritte.

Pfarrer Kornelius Werner ist zufrieden mit den Arbeiten, die zum größten Teil durch Spenden der Familie Trotha finanziert werden konnten. „Knapp 7000 Euro hat die Familie gespendet, rund 4000 Euro hat die Evangelische Landeskirche Anhalts dazu gegeben.“ Einen Dank spricht der Pfarrer an die Hecklinger Firma Jahn Haustechnik aus. „Die Firma hat uns das große Rollgerüst zur Verfügung gestellt und kostenlos aufgebaut.“

Der Pfarrer ist gespannt, wie es weiter geht. „Unsere Kirche ist in einem recht guten Zustand, aber es gibt viele Stellen, die man nicht auf den ersten Blick sieht, aber gemacht werden müssen.“ Beispielsweise sei der Dachstuhl des Kirchenschiffes von Holzwürmern befallen, und das Mauerwerk leide unter Feuchtigkeitsproblemen. Jedes Mal müsse überlegt werden, was nun Vorrang habe. „Doch das Epitaph in Angriff zu nehmen, war die richtige Entscheidung, wie der Zustand zeigt.“