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Besitzer beklagen hohes Verlustgeschäft in vergangenen Jahren / Bürgermeister: Schließung wäre vernichtend Grauthoff will Güstener Bürgerhaus abgeben

Von Falk Rockmann 18.09.2013, 03:11

Es war längst Stadtgespräch. Nun ist es offiziell: Das Güstener Bürgerhaus steht zum Verkauf. Wolfgang Grauthoff, Geschäftsführer der Grauthoff-Gruppe, hat Informationen bestätigt, wonach das zum Unternehmen gehörende Bürgerhaus zum 31. Dezember 2013 abgegeben werden soll.

Güsten l "Die Grauthoff-Türengruppe und die Familie Grauthoff hat sich seit 1991 in Güsten durch die Übernahme der Astra-Türen GmbH von der Treuhand engagiert", beginnt Geschäftsführer Wolfgang Grauthoff bei den Wurzeln der Güstener Zeit für das Unternehmen mit Sitz im nordrhein-westfälischen Rietberg-Mastholte.

In dieser Zeit seien etwa 200 Arbeitsplätze geschaffen und die Marke Astra als Kunststoff-Türenspezialist der Grauthoff Türengruppe erfolgreich aufgebaut worden. "Der Beweggrund, 1994 auch das einstige Klubhaus zu übernehmen, lag einzig und allein darin, dem Ort das Vereinshaus zu erhalten. Der Grauthoff-Türengruppe war es wichtig, hiermit auch die Ernsthaftigkeit für ihre geschäftlichen Aktivitäten gegenüber der Region beziehungsweise Güsten aufrichtig und ehrlich zu vermitteln - nicht wie viele andere Bespiele in der damaligen Zeit", erinnert Wolfgang Grauthoff weiter.

Für mehr als zwei Millionen Euro wurde das Haus renoviert, inklusive Hotelzimmer, Saal, Restaurant, Kegelbahn und Außenbereich. "Das Bürgerhaus ist in den ersten Jahren gut genutzt worden, im Laufe der Zeit allerdings immer weniger", erklärt Wolfgang Grauthoff, ein Sohn von Heinrich Grauthoff, dessen Engagement damals hohe Anerkennung in der Stadt fand.

Warum die Grauthoffs dieses Engagement nun einstellen beziehungsweise das Haus veräußern wollen, wird wie folgt erklärt: "Die Grauthoff-Türengruppe hat in den letzten Jahren durchschnittlich pro Jahr mehr als 50 000 Euro Verlust mit dem Bürgerhaus gemacht. Dazu kommt, dass die Gastronomie nicht unser Kerngeschäft ist und die Unterstützung aus der Region Jahr für Jahr leider immer mehr abgenommen hat."

"Ziel ist es, dass der Betrieb mit neuem Eigentümer aus der Branche weiter aufrecht erhalten werden kann"

Deshalb soll das Bürgerhaus verkauft werden. "Ziel ist es, dass der Betrieb mit neuem Eigentümer aus der Branche weiter aufrecht erhalten werden kann", erläutert Wolfgang Grauthoff weiter, "derzeit werden diesbezüglich Gespräche geführt. Konkretes hat sich allerdings noch nicht ergeben."

Wenn es zu keiner Übernahme kommen sollte, werde die Grauthoff-Gruppe das Bürgerhaus voraussichtlich zum 31. Dezember 2013 schließen. Sechs Mitarbeiter wären von dieser Entscheidung betroffen. Über die Vorgehensweise einzelner Veranstaltungen im Jahr 2014 müsse dann noch entschieden werden.

"Die Familie Grauthoff bedauert diese Entwicklung und hat sich dies auch anders gewünscht", kommt Wolfgang Grauthoff zum Abschluss der Beanwortung entsprechender Fragen der Volksstimme und bemerkt noch, der Stadt Güsten und der Region sei es nur zu wünschen, dass es mit dem Bürgerhaus weitergehe.

Die Hoffnung hat diesbezüglich auch der Restaurantleiter nicht aufgegeben. "Irgendwie geht\'s immer weiter", meint Ronny Wenig. Der derzeitige Pächter Martin Klöden bleibt übrigens so lange an Bord, bis eine Lösung gefunden ist. "Alle Veranstaltungen bis zur Silvesterfeier werden auf jeden Fall stattfinden", so Klöden. Ob das Oktoberfest mit Grillhaxen-Essen am Pavillon am 12. Oktober, ob Karnevalsauftakt am 16. November oder Wintergrillen im November und Dezember. "Auch alle privat gebuchten Feiern sind abgesichert", unterstreicht der Pächter.

Unterdessen hat die Nachricht von den Verkaufsabsichten im Umfeld für Unruhe gesorgt.

Der Güstener Bürgermeister ist überrascht und enttäuscht zugleich, dass die Geschäftsführung nicht schon vorher mit ihm gesprochen habe. "Wir haben mit Astra schon viele Probleme gemeinsam gelöst. Ich würde mich gern mit einbringen, einen Nachfolger zu suchen und auch ein Konzept zu finden", erklärte Helmut Zander gestern. "Es wäre für Vereine und das ganze kulturelle Leben in Güsten und Umgebung sehr schmerzhaft, um nicht zu sagen, vernichtend." Die Erfahrung zeige, was aus so einem Objekt werde, wenn es erst einmal geschlossen wurde.

"Das wäre eine kulturelle Katastrophe", findet der Vorsitzende des Männerchors Germania Güsten, Ingo Krause, noch drastischere Worte. Der Chor ist nur ein Verein, der das Haus regelmäßig für seine Proben nutzt. Nicht zuletzt waren die Veranstaltungen aller Güstener Karnevalisten wieder zu Höhepunkten geworden. Die Schützengilde feiert ihr Schützenfest seit Jahren hier. Und ebenso traurig wäre es, wenn die Schulen das Haus nicht mehr nutzen könnten. Man denke nur an die ausgelassenen Karnevalsfeten oder Schuljahresabschlussfeiern, an die Einschulungsfeiern oder Zeugnisübergaben. Oder auch an die zahlreichen Hochzeiten und anderen privaten Feiern, oder...

Noch ein Wort zum Astra-Türenwerk in Güsten von Geschäftsführer Wolfgang Grauthoff: "Der Standort in Güsten ist der größte von dreien der Grauthoff-Gruppe und hat den größten Umsatzanteil mit steigender Tendenz."