Linienverkehr Haubolds Busse fahren nicht mehr
Anders als gehofft, darf Torsten Haubold ab 1. August nicht mehr Bus im Altkreis Staßfurt fahren.
Gänsefurth/Aschersleben/Bernburg l Am Samstag war er ran, der 1. August. Um dieses Datum hatte Torsten Haubold mit seiner Firma in Gänsefurth erbittert mit dem Salzlandkreis gestritten. Ab diesem Zeitpunkt war der Buslinienverkehr im Salzlandkreis neu vergeben worden. Der Unternehmer hatte wiederholt gegenüber der Volksstimme erklärt, er hätte bereits seit Jahren die Befürchtung, dass ihm sein Auftrag samt Existenzgrundlage ab diesem Zeitpunkt verloren gehen könnte.
Bis Freitag, 31. August, war bis zum Vormittag nicht klar, was am nächsten Tag wird. Die Busfahrer sollten sich bereit halten. Denn im Bus-Streit hatte Haubold eigentlich einen Teilerfolg gefeiert: Das Ascherslebener Busunternehmen, an das die Buslinien im Staßfurter Bereich ab 1. August gehen sollten, hätte den Auftrag gar nicht bekommen können. Die Vergabekammer Sachsen- Anhalt hatte Fehler bei der Vergabe an das Unternehmen gefunden. Denn es war nicht geprüft worden, ob die Ascherslebener Genehmigungen für genug Busse haben, um überhaupt alle Linien in und um Staßfurt abdecken zu können.
Bis zu dem Freitag standen noch alle Möglichkeiten offen: Haubold hatte sich wie andere weitere Busunternehmen auf die Linien beworben. Wer nun endgültig für die nächs- ten zehn Jahre in Staßfurt fährt, war nicht geklärt. Die Vergabekammer hatte das Vergabeverfahren wegen des Fehlers bis Ende August verlängert. Haubold ging davon aus, dass wie bei anderen Vergaben üblich erst einmal er selbst als Altbetreiber weiterfährt.
Doch selbst in der letzten Woche tat sich nichts, niemand meldete sich bei Haubold. Haubolds Anwalt, Experte im öffentlichen Recht aus Hamburg, versuchte noch einiges. Prof. Dr. Dr. Christoph Stumpf wandte sich an die Vergabekammer und auch an das Landgericht Magdeburg. Er versuchte, dass die fehlerhafte Vergabe bis zur endgültigen Entscheidung ausgesetzt wird.
Doch das Gericht entschied am Freitagvormittag anders. Was Haubold bis dahin nicht wusste: „Die Kreisverkehrsgesellschaft hat nach dem Bescheid der Vergabekammer, das Verfahren sei fehlerhaft verlaufen, eine Interimsvergabe durchgeführt“, hat Stumpf über das Landgericht erfahren. Mit dem Ascherslebener Busunternehmen wurde also eine Art Vertrag für eine Übergangszeit geschlossen. Aus Sicht des Gerichtes war der Buslinienverkehr in Staßfurt also erst einmal gesichert.
Das wird auch bestätigt über Informationen, die die Kreisverkehrsgesellschaft auf ihrer Webseite am Freitagabend veröffentlichte: „Übergangsweise wird unser Unternehmen Fahrpersonal und Fahrzeuge der Firma Mendorf-Reisen GmbH und Co. KG, Aschersleben, anmieten.“
Danach fährt das Ascherslebener Unternehmen seit 1. August mindestens einen Monat in Staßfurt, mit Option auf Verlängerung um einen weiteren Monatn bis Ende September.
Für Haubold bedeutet das seit Sonnabend: Alle seine Busse bleiben in der Garage. Das ist für den Unternehmer mehr als bitter: Statt der vertrauten Busse aus Hecklingen fahren damit befristet áuf zwei Monate fremde Unternehmen auf jenen Strecken, die seit 1992 zunächst sein Vater Günter Haubold und dann Torsten Haubold für den Salzlandkreis bedient hatten. Das Traditionsunternehmen hatte bereits vor über 80 Jahren seinen Anfang genommen.
Bis Freitag gaben auch die Salzlandkreisverwaltung und die Kreisverkehrsgesellschaft KVG wieder einmal keine konkreten Antworten auf die Fragen der Presse. Von der KVG kam lediglich die knappe Auskunft. „Wie bereits mitgeteilt, ist die Kreisverkehrsgesellschaft Salzland mbH darauf ausgerichtet, eine zuverlässige Bedienung des öffentlichen Linienverkehrs im Salzlandkreis ab 1. August 2020 zu gewährleisten“, teilte KVG-Geschäftsführer Janko Wilke per Email mit.
In der vorvergangenen Woche hatte die KVG auf eine Presseanfrage hin mitgeteilt, dass die Fragen der Volksstimme „nicht der Faktenlage“ entsprechen, ohne aufzuklären oder zu berichten, wie die Faktenlage denn wirklich aus ihrer Sicht sei.
In Staßfurt, Hecklingen und Co. sind andere Busse bereits seit Sonnabend zu sehen. Die KVG informiert auf ihrer Webseite: „Zur Fahrzeuggestellung bedient sich die Firma Mendorf-Reisen gegebenenfalls weiterer, etablierter Anbieter von Linienbussen, wie zum Beispiel der Vetter GmbH, Omnibus- und Mietwagenbetrieb aus Salzfurtkapelle.“
In dem kleinen Ort nahe Zörbig hat das große Verkehrsunternehmen Vetter seinen Sitz und verfügt über lange, weiße Busse mit dem Kennzeichen „ABI-VE“. Das Unternehmen fährt seit vielen Jahren den öffentlichen Personennahverkehr im Nachbarkreis Anhalt-Bitterfeld.