"Du bist spitze" Herr der Technik und Omas Liebling
Die Volksstimme-Aktion „Du bist spitze“ läuft. Vorgestellt: Herbert Koch aus Güsten.
Güsten l Ende 2000 war es, als Manfred Paul begonnen hatte, die „Oma“, das historische Löschfahrzeug LF 15, wieder in Gang zu bringen. Der Magirus-Deutz von 1935 war komplett zerlegt. Zu jener Zeit hatte der damalige Wehrleiter Klaus Schmidt von den Qualitäten Herbert Kochs als vielseitigen Kfz-Schlosser gehört, dessen berufliche Laufbahn 1976 als Landmaschinenschlosser beim Kreisbetrieb für Landtechnik Schneidlingen begann. Danach sammelte Koch Erfahrungen als Kfz-Schlosser bei der Reichsbahn und als Baumaschinist in einem Bauunternehmen. Seit 2009 ist er Maschinenführer im hiesigen Türenwerk. „Jahre schon hat Klaus mir in den Ohren gelegen, ich solle die ,Schrauber‘ um Manfred Paul verstärken“, erinnert sich Herbert Koch. Irgendwann konnte er nicht mehr Nein sagen.
Zwei Jahre lang werkelten Manfred Paul, dessen Sohn Sebastian und der „Neue“ an ungezählten Feierabenden und Wochenenden. „Wir wollten die ,Oma‘ unbedingt zum 130-Jährigen der Güstener Feuerwehr 2002 fahren“, berichtet der 56-Jährige, „Und mit unserem Lackierer Tobias Seidl und dem damaligen Autohaus Nietz zum Abschluss haben wir es geschafft.“ Mit der betagten Dame war allerdings immer wieder mal was. „Wie das so ist ab 70.“ Natürlich hat Herbert Koch Verständnis dafür. Lange Zeit bereitete das Herz – der Motor des Löschfahrzeugs – immer wieder Sorgen. Doch irgendwann, mit einem „Original-Rezept-Kupferblech“, kriegten die Tüftler den Zylinderkopf dicht. Der letzte Versuch war geglückt, die Freude riesig. Immerhin ist das mittlerweile 81-jährige Fahrzeug noch voll funktionstüchtig. Wenn der Oldtimer für besondere Ausfahrten oder Feuerwehr-Hochzeiten in Gang gesetzt wird, strahlt der Fahrer wie die Messingbeschläge des LF, schlagen die Herzen aller Technikfreunde höher, beginnen die Augen der Betrachter am Straßenrand zu leuchten. Dann weiß Herbert Koch und sein Team wieder mal: Die vielen Mühen haben sich gelohnt.
Bereut hat es Herbert nie. Und irgendwie ist er auch stolz, dass nur zwei Maschinisten die „Oma“ fahren können – Manfred Seidl und er. „Sie hat keine Servolenkung, kein synchronisiertes Getriebe. Zwischenkuppeln lernt heute kein Lkw-Fahrer mehr“, erklärt Koch.
Gelernt hat der Löschmeister unterdessen, mehr Verantwortung zu tragen. Er übernahm 2006 die Funktion des Hauptgerätewarts von seinem verstorbenen Kameraden Manfred Paul, gehört damit zur Wehrleitung, gründete 2009 den Feuerwehrverein als Verantwortlicher für die historische Technik mit. Zuallererst gehört dem verheirateten Vater zweier Söhne aber als Hauptgerätewart die Verantwortung für alle sieben Einsatzfahrzeuge. Die fünf Lkw und zwei Transporter müssen stets einsatzbereit sein. Das kostet Koch rund sechs Stunden Freizeit die Woche. Da bleibt keine Zeit für andere Hobbys. Unser Freund Herbert sieht sich jedenfalls genau in der richtigen Funktion. „Ich könnte nicht an der Gulaschkanone stehen. Küchendienst bei der Armee war für mich eine Strafe. Lieber mach‘ ich mir die Hände richtig ölig. Ich bin und bleibe ,Schrauber‘.“
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