Vorsitzender Randolph Schwabe-Bolze feiert in diesem Jahr mit seiner Abteilung 45-Jahre Karneval "Ich will, dass der Saal tobt und brüllt"
Seit 45 Jahren wird nun schon in Groß Börnecke Karneval gefeiert. Sechs Jahre lang ist Randolph Schwabe-Bolze dabei. Volksstimme-Volontärin Franziska Ellrich sprach mit dem Vorsitzenden der Abteilung Karneval über alte Traditionen und neue Ideen für die Veranstaltungen in diesem Jahr.
Volksstimme: Wie sind Sie zum Karneval gekommen?
Randolph Schwabe-Bolze: Ich habe es schon als Kind geliebt, zum Karneval zu gehen. Dieses Bunte und Närrische - das liegt mir. Von 1977 bis 1979 hatte ich dann meine eigene Musikband. Die Leute live zu unterhalten, ist was Tolles. Da haben wir auch zum Karneval aufgespielt, aber aus beruflichen Gründen hat dann keiner mehr genügend Zeit gefunden. Doch auf Kinderfesten habe ich noch hin und wieder Gitarre gespielt.
Volksstimme: Und wie wird man Vorsitzender der Abteilung Karneval?
Randolph Schwabe-Bolze: Das war so nicht geplant. Ich bin mit meiner Familie vor zwölf Jahren nach Groß Börnecke gezogen, weil wir hier ein schönes Haus kaufen konnten. Wir waren sofort als Gäste beim Karneval im Dorfgemeinschaftshaus dabei. Mich hat besonders das Männerballett begeistert. Und vor sechs Jahren wurde ich dann gefragt, ob ich nicht selbst mitmachen möchte. Ich habe sofort zugesagt und plötzlich saß ich im Elferrat. Als dann vor drei Jahren ein Nachfolger für den Vorsitz gesucht wurde, habe ich nicht nein gesagt.
Volksstimme: Was wissen Sie über die Geschichte des Karneval in Groß Börnecke?
Randolph Schwabe-Bolze: Oh, da gibt es viele lustige Erinnerungen, von denen die älteren Mitglieder immer mal wieder gern erzählen. Als das Männerballett zu DDR-Zeiten erstmal seinen Schwanensee aufgeführt hat, mussten die Jungs sieben Zugaben geben. Es wurde sogar Geld auf die Tanzfläche geschmissen, damit es weitergeht. Beeindruckend muss auch gewesen sein, als die Männer alle mit dem Motorrad eingefahren sind. So etwas will ich gern mal wieder mit den Mitgliedern von früher auf die Beine stellen.
Volksstimme: Und wie fing alles an?
Randolph Schwabe-Bolze: Für das 45-jährige Jubiläum lassen wir extra eine kleine Broschüre im Büro der Vereine entwerfen. Da können die Gäste alles nachlesen - von den Anfängen bis heute. Es gab schon damals Maskenbälle, aber ausschlaggebend war, dass der Männerchor in Groß Börnecke sich 1968 neu gegründet und zum ersten Mal einen richtigen Karneval für alle veranstaltet hat. Für die Broschüre haben wir die ersten Programme und viele Fotos zusammengetragen, auch von dem berühmten Pärchen Erna und Frieda, die immer wieder für einen satirischen Jahresrückblick gesorgt haben.
Volksstimme: Und was wird die Gäste in diesem Jahr erwarten?
Randolph Schwabe-Bolze: Unser Motto ist eine Reise durch die Zeit. Natürlich werden wieder die Schalmeienkapelle, das Männerballett, die Tänzerinnen und der Männerchor dabei sein, aber zuviel möchte ich nicht verraten. Nur soviel: Es wird einige Überraschungen geben und eine Premiere, die keiner erwartet. Was mich besonders freut, ist, dass die erste unserer fünf Aufführungen außerhalb stattfindet. Wir sind zu Gast in der Turnhalle in Etgersleben. Dank des Busunternehmens Winter und Stephan Thiele bekommen wir die Fahrt dorthin gesponsert.
Volksstimme: Was ist außer der geheimen Premiere neu?
Randolph Schwabe-Bolze: Es wird endlich einmal wieder live musiziert. Und nicht nur ich habe dafür mein altes Instrument wieder aus dem Keller geholt. Wir haben schnelle Lieder zum Mitschunkeln einstudiert. Auch, wenn das einige Überzeugungsarbeit gekostet hat. Aber es wird der Hammer und ich will, dass die Halle tobt. Es kommt ja auch nicht darauf an, dass jeder Ton perfekt sitzt, sondern dass wir gemeinsam mit dem Publikum Spaß haben.
Volksstimme: Was sind neben der Überzeugungsarbeit die Aufgaben des Vorsitzenden?
Randolph Schwabe-Bolze: Bei mir laufen alle Fäden zusammen. Ich koordiniere die Gruppen und das Programm. Ich gucke, dass alles mit der Verpflegung, dem Raum und der Musik klappt. Ich bin froh, dass ich so große Unterstützung habe, zum Beispiel von Marina Feldheim, die mit soviel Energie die Kinder trainiert. An den Veranstaltungen führe ich dann durch das Programm und trete natürlich auch selbst auf. Dieses Jahr soll das wirklich ein Hammer für das Auge werden. Ich will, dass alle Gäste im Saal großen Spaß haben und danach gesagt wird: Beim Karneval in Groß Börnecke muss man gewesen sein. Will man etwas bewegen, muss man eben ein Fantast sein!
Volksstimme: Sind Sie aufgeregt?
Randolph Schwabe-Bolze: Natürlich ein wenig. Aber, wenn mir eines liegt, dann spontan zu reagieren. Ich mache meine Moderation auch ganz frei und schreibe mir nichts vorher auf. So geht es am besten.
Volksstimme: Was haben Sie als Vorsitzender bereits verändert?
Randolph Schwabe-Bolze: Als ich hier anfing, musste jedes Vereinsmitglied für die Karnevalsveranstaltungen fünf Euro bezahlen, auch, wenn er selbst aufgetreten ist. Das ist jetzt nicht mehr so. Wer im Programm zu sehen ist, braucht nicht zahlen.
Volksstimme: Apropos Finanzen, wie wird der Karneval in Groß Börnecke bezahlt?
Randolph Schwabe-Bolze: Eigentlich können wir mit dem Eintritt immer geradeso unsere Ausgaben begleichen. Schaffen wir das mal ein Jahr nicht, haben wir bisher Hilfe aus der gemeinsamen Kasse des Kultur- und Heimatvereins bekommen. Haben wir mal ein bisschen Geld übrig, dann investieren wir in neue Kostüme für die Kleinen.
Volksstimme: Und zum Schluß - was wünschen Sie sich für die Abteilung Karneval?
Randolph Schwabe-Bolze: Dass es mit soviel Enthusiasmus weitergeht wie bisher und dass sich die Mitglieder immer wieder für neue Ideen öffnen. Auch hoffe ich, dass mit einem neuen Pächter im Dorfgemeinschaftshaus die Proben und Veranstaltungen so unkompliziert laufen wie in den letzten Jahren.