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Kreis greift ein Industriebrache immer noch gefährlich

Von einer alten Industriebrache in Westeregeln gehen noch Gefahren aus. Jetzt greift der Kreis ein.

03.02.2018, 04:00

Westeregeln l Das Gelände, auf dem sich bis zum Jahr 1969 die Deutschen Solvay Werke Westeregeln befanden, ist heute eine Industriebrache. Von dem bei einem Brand im Jahr 1961 beschädigten Betrieb gehen immer noch Gefahren für die Umwelt aus. Das Areal zwischen Borrweg und Douglashall ist zwar mit einer Schwarzdecke versehen worden, aber dennoch nicht ganz ohne. Der Zaun ist löchrig, so dass sich spielende Kinder oder unbefugte Personen dort leicht Zugang verschaffen können. Auch Warnhinweise, dass das Gelände wahrscheinlich mit krebserregenden Chemiekalien verseucht ist, sucht man dort vergeblich.

Bei einem Brand im Januar 1961 waren dort unter anderem 500 Tonnen des als gesundheitsschädlich und umweltgefährlich geltenden Naphthalin freigesetzt worden. Diese Chemiekalie wurde zur Produktion des giftigen Holzschutzmittels Xylamon verwendet. Reste davon kann man heute noch in der Ehle sowie auf den angrenzenden Äckern finden.

Auf dem Gelände hat die Landkreisverwaltung eine illegale Entsorgung von gefährlichen Abfällen, wie zum Beispiel Ölfässer, Ölkanister u.a. festgestellt. „Sie befindet sich in einem alten Lockschuppen auf dem Areal des ehemaligen Gleisanschlusses des Industriegebietes in Westeregeln. Das Grundstück wurde in den 1990er Jahren an eine Privatperson verkauft und danach zur Abstellung, Wartung und Verschrottung von Eisenbahnwaggons genutzt. Seit 2011 ist das Grundstück ungenutzt“, teilte die Pressesprecherin der Landkreisverwaltung, Marianne Bothe, der Volksstimme mit.

Der Fachdienst Natur und Umwelt, speziell das Sachgebiet Abfall, Altlasten und Boden des Salzlandkreises führt derzeit dazu ein Verwaltungsverfahren gegen den Grundstückseigentümer beziehungsweise den Verursacher durch, den das Amt als gesetzlichen Störer bezeichnete. „In diesem Rahmen ordnete der Fachdienst den Sofortvollzug zur Beseitigung der Fässer an. Er wird mittels Ersatzvornahme dort umgehend selbst tätig werden“, so Bothe.

Mit dem Abtransport der teilweise befüllten Kleinbehälter und Fässer sei am 31. Januar begonnen worden. Auf Grund des schlechten Zustandes einiger Fässer sei es nötig, sie vor ihrer Bergung mittels Saugtechnik abzupumpen. Die Arbeiten werden fortgeführt und zu Beginn der 6. Kalenderwoche beendet. Den Auftrag habe ein Unternehmen mit Zertifizierung als Entsorgungsfachbetrieb erhalten, sagte die Landkreissprecherin.

Sie möchte an dieser Stelle aber unterstreichen, dass ein Zusammenhang zwischen diesen Fässern und der Produktion der ehemaligen Alkaliwerke Westeregeln nicht bestätigt werden könne. Es handele sich hier nach Einschätzung des Fachdienstes Umwelt und Natur des Salzlandkreises um eine illegale Müllentsorgung.

Nach Mitteilung der Landkreisverwaltung gibt es für das Gelände einen Investor, der die Absicht hat, dort eine Photovoltaikanklage zu errichten.

Dabei handelt es sich nach Volksstimme-Informationen um die BBK Beteiligungs GmbH aus Melle. Sie will auf einer Fläche von 3,9 Hektar eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von zirka 3,755 kWp bauen. Der Standort, der hier von Interesse ist, ist allerdings nicht diejenige, auf dem sich der ehemalige Westeregelner Lockschuppen befindet.

Doch ein Solarpark an dieser Stelle stößt beim Börde-Hakel-Gemeinderat auf Ablehnung. Er hatte deshalb eine Sperre für das Industriegebiet Ost/Solvay in Westeregeln verhängt, um den Bau von solchen Anlagen zu unterbinden. Das wird aber von der Landkreisverwaltung nicht akzeptiert, wie Bürgermeister Axel Großheim (parteilos) in der jüngsten Ratssitzung informierte.

Da es sich dort aber um ein Gelände handelt, welches mit Altlasten versehen sei, löse man mit einem Solarpark darüber kein Problem, wenn man die Fläche versiegele, sagte SPD-Fraktionschef Manfred Püchel (SPD) und fügte hinzu: „Seit 15 Jahren hat der Landkreis, dem die Problematik bekannt ist, auf diesem Gebiet nichts unternommen. Er wartet nur auf einen Investor, der ihm das Problem abnimmt.“ Püchel bat den Bürgermeister um eine Stellungnahme zur nächsten Gemeinderatssitzung mit einer rechtlichen Würdigung der Altlastenfrage. Im Moment laufen dort Untersuchungen, die die Stellen, wo die Belastung vorkommt, eingrenzen sollen, hieß es. Die Veränderungssperre für den Geltungsbereich des B-Planes „Industriegebiet Ost/Solvay“ hatte der Rat am 16. Februar 2017 in Form einer Satzung beschlossen, um Freiflächenphotovoltaikanlagen an diesem Standort auszuschließen.

Bereits im Januar 2017 hatte der Rat eine Bauvoranfrage der Kreisverwaltung zurückgewiesen.