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Verwaltung will neues, eigenes Projekt initiieren Ist im Kreis die Ära der Schulbusbegleiter vorbei?

Von Kathleen Radunsky-Neumann 22.09.2012, 05:20

Steht das Projekt Schulbusbegleiter im Salzlandkreis vor dem Aus? Der zuständige Verein sieht diese Arbeit in Frage gestellt. Der Landkreis wiederum macht Hoffnung auf eine Weiterführung, wenn auch in abgewandelter Form.

Aschersleben l Das Pilotprojekt Schulbusbegleiter droht abzustürzen. Das zumindest vermutet Projektleiter Karsten Bucksch. Er habe Informationen vom Leiter des Amtes für Schulverwaltung und kulturelle Bildung, Ulf-Peter Freund, erhalten, demnach der Landkreis dieses Projekt nicht mehr unterstützen wolle. "Eine einleuchtende Begründung hat es für diese Entscheidung allerdings nicht gegeben", sagt Bucksch.

Zum Hintergrund: Der Landkreis hatte im Dezember 2011 den Versuch in der Hoffnung gestartet, dass während der täglichen Fahrten zu den Ascherslebener Schulen und nach Hause in den Schulbussen mehr Ordnung, Sicherheit und Ruhe einzieht - durch den Einsatz von ausgebildeten Schülern, die ihre Mitschüler während der täglichen Schulbusfahrten positiv beeinflussen sollten. Sehr gute Erfahrungen hatte man im Vorfeld damit bereits in Naumburg gemacht, erklärte seinerzeit Ausbilder Michael Jacob vom Verein "Koordinierungsstelle für Kinder, Eltern und Großeltern", der diese Projekte in mehreren Landkreisen initiiert.

Die Mitglieder des Schulbus-Begleiterteams der Ganztagsschule "Albert Schweitzer" in Aschersleben haben jetzt einen Brief an Landrat Ulrich Gerstner geschrieben, indem sie Gerstner bitten, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und die Entscheidung des Landkreises vielleicht doch noch einmal zu überdenken. Schulbusbegleiter Robin Brink aus Giersleben ist davon überzeugt, dass die Arbeit seines Teams für mehr Ordnung und Ruhe in den Bussen gesorgt habe. Genau so sieht das auch sein Ausbilder Michael Jacob und macht darauf aufmerksam, dass die bisherige Umsetzung nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein kann. Immerhin gibt es im gesamten Salzlandkreis 150 Schulbuslinien. Um die komplett mit Schülern als Schulbusbegleiter auszustatten, würden 300 Begleiter benötigt.

Immerhin sei es bisher im Saalekreis und im Burgenlandkreis gelungen, flächendeckend aktiv zu sein, erklärt Projektleiter Karsten Bucksch. Für ihn stellt sich die Frage, warum das beispielsweise im Salzlandkreis nicht gelingen könnte. Die Unterstützung der zuständigen Stellen vorausgesetzt.

Der um das Projekt besorgte Karsten Bucksch macht gleichzeitig darauf aufmerksam, dass die Weiterführung des Projektes dem Salzlandkreis nichts kosten würde. Seinen Ausführungen nach müsste der Kreis lediglich die vom Land Sachsen-Anhalt bereitgestellten Mittel in Höhe von 3000 Euro abfordern und an die Projektverantwortlichen weiterleiten.

Im gleichen Atemzug gibt Karsten Bucksch aber zu, dass das Pilotprojekt Schulbusbegleiter in Aschersleben Ende des vergangenen Jahres eher zäh angelaufen ist. Eigentlich hatten sich seinerzeit 15 Teilnehmer angemeldet, aber sieben sind im Dezember aus den unterschiedlichsten Gründen wieder abgesprungen. Am Ende hatten fünf die notwendige Ausbildung und Prüfung bestanden. Sie wurden dann auch eingesetzt.

Für den Salzlandkreis indes stellt sich die Frage um dieses Projekt überhaupt nicht, erklärt Kreissprecherin Ingrid Schildhauer auf Volksstimme Nachfrage. Zu diesem Thema habe sich der Fachbereich in einer Mitteilungsvorlage geäußert, so Schildhauer. Darin steht Schwarz auf Weiß, "dass das Fachamt grundsätzlich davon ausgeht, dass es weitere Projekte zum Thema Schulbusbegleiter geben wird".

Das Vorhaben sei aber ohne die überwiegende Unterstützung ortsansässiger Partner (Schule, Schulamt, Polizei, Kreisverkehrsgesellschaft) nicht möglich.

Der Landkreis wolle sich bei diesem Projekt aber nicht abhängig machen von Förderbescheiden, formuliert Ingrid Schildhauer den Standpunkt der Kreisverwaltung klar. "Der Ruf nach Fördermittel ist mit einem weit verbreiteten Irrglauben verbunden, dass auf Dauer etwas entsteht, wo alle langfristig davon profitieren", erklärt sie. Sollten also keine Fördermittel eingehen, müsste der Landkreis die vom Verein veranschlagten 3000 Euro übernehmen.

Um diesem Szenario vorzubeugen, arbeitet der Landkreis nun an einem eigenen Konzept zur Schulbusgebleitung. Dieses soll in Zusammenarbeit mit den Schulen umgesetzt werden, erklärt Ingrid Schildhauer

"Ziel ist es, keine Eintagsfliegen zu schaffen, sondern auch auf Bewährtem aufzubauen", umschreibt sie das Vorhaben. Dieses soll den Titel "Buslotsen Salzlandkreis" tragen und nicht allein auf die Schülerbeförderung reduziert werden. "Das Projekt soll die Vielschichtigkeit von Ordnung und Sicherheit und die Zusammenarbeit mit Eltern und Schule thematisieren", nennt sie den groben Umfang. Dabei soll es um Fragen gehen wie " Ich fühle mich verantwortlich", "Kann ich helfen", "Sicher im Straßenverkehr", "Ich kenne meinen Busfahrer" und "Können Eltern etwas für die Sicherheit tun". Das neue Projekt des Kreises soll also, so Ingrid Schildhauer abschließend, "nicht nebeneinander, sondern miteinander durch gemeinschaftliches und überzeugendes Handeln im Dienst einer guten Sache funktionieren".