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Tornitzer Ortsteilbürgermeisterin Regina Grube plädiert in einem Offenen Brief für Saale-Ausbau Ist Staustufe Alternative zum Kanal?

10.09.2011, 04:32

An der Demonstration des Saale-Bündnisses am Donnerstag auf dem Domplatz in Magdeburg nahm auch Regina Grube, die Ortsteilbürgermeisterin von Tornitz/Werkleitz, teil. In dieser Woche hatte sie einen Offenen Brief an etwa 100 Entscheider in Politik und Verwaltung geschickt, in dem sie sich für die nochmalige Prüfung von Staustufen auf der Saale ausspricht. Volksstimme-Redakteurin Anja Keßler sprach mit ihr darüber.

Volksstimme: In Ihrem Offenen Brief haben Sie sich klar gegen den Kanal ausgesprochen. Sie wollen eine erneute Überprüfung der Staustufe. Warum?

Regina Grube: Der Kanal würde unseren Ort Tornitz zu einer Insel machen. Auf der einen Seite der Kanal, auf der anderen die Saale, die dann als Restwasserstraße fungieren würde. Sich selbst überlassen, wird der Fluss jedoch für uns ein Problem. Er verlandet, versandet, die Böschungen wachsen zu. Und das Wasser sucht sich seinen Weg. Dann in unseren Ort.

Volksstimme: Äußern Sie sich darum auch kritisch zur Einstufung der Saale als Restwasserstraße?

Grube: Ja, wenn die Saale nicht mehr bewirtschaftet wird, fließt das Wasser langsamer ab und im unteren Teil des Flusses, also genau bei uns in Tornitz, gäbe es höhere Wasserstände mit längerer Verweildauer. Auf der anderen Seite grenzt das Biosphärenreservat "Mittlere Elbe" an. Auch das bedeutet Einschränkungen.

Volksstimme: Was also schlagen Sie vor?

Grube: Die Saale soll weiter unterhalten werden. In einem Scoping-Termin soll nicht nur der Kanal überprüft werden. Ich möchte, dass auch das Thema Staustufe erneut geprüft wird. In einer Kosten-Nutzen-Analyse für beide Varianten soll ermittelt werden, was unter wirtschaftlichen, finanziellen und ökologischen Gesichtspunkten die sinnvollere Lösung ist.

Volksstimme: Die Staustufe in der Saale war die ursprüngliche Planung. Sie wurden aus ökologischen Gründen ad acta gelegt. Warum wollen Sie sie jetzt wieder haben?

Grube: Damals wurde gesagt, dass der Bau der Staustufe die Auenlandschaft vernichten würde. Aber ist das wissenschaftlich eigentlich nachgewiesen? Ist geklärt, inwieweit der Kanal in die Natur eingreift? Er wird als hochwasserneutral bezeichnet, was er ja auch ist. Aber wo landet das Hochwasser? Die Saale führt es direkt in unseren Ort. Und da frage ich dann ganz bewusst: Was ist wichtiger? Auenbäume oder das Leben und das Hab und Gut von 550 Menschen? Ich möchte, dass solche Überlegungen sowohl für den Kanal als auch für die Staustufe angestellt werden.

Volksstimme: Glauben Sie, dass die Bewirtschaftung der Saale ausreicht, die Wasserprobleme der Region zu lösen?

Grube: Ich glaube, egal, wie die Saale ausgebaut wird, es ist auch notwendig, neue Vorfluter zu bauen. Wir brauen neue Schöpfwerke und das bestehende Grabensystem muss neu profiliert, saniert und ertüchtigt werden. Vielleicht ließen sich darüber auch die Grund- und Drangwasserprobleme sowie die Vernässung lösen.

Volksstimme: Sie haben sich mit einem Offenen Brief an Politik und Verwaltung im Bund sowie im Land gewandt. Gab es dazu schon Reaktionen?

Grube: Bei der Demonstration auf dem Domplatz hat sich Verkehrsminister Thomas Webel ein paar Minuten mit mir unterhalten. Er hat den Brief bekommen und meinte, es seien darin überlegenswerte Ansätze enthalten. Wir in Tornitz wollen in der Diskussion beachtet werden, denn wir sind diejenigen, die der Ausbau oder die Einstufung der Saale als Restwasserstraße am meisten treffen wird.