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14 Aussteller zeigen 157 Hühner, Tauben und Enten bei der Herbstschau im Saal in Tarthun Jens Bartsch: "Die Geflügelzucht ist auch der Erhalt eines Kulturgutes"

Von Nadja Bergling 24.10.2012, 01:13

Der Rassegeflügelzuchtverein Egeln organisierte am Wochenende eine Herbstschau in Tarthun. Unter den ausgestellten Tieren war auch eine Hühnerrasse, die vom Aussterben bedroht ist. Dafür gab es auch den Kreisverbandsehrenpreis.

Tarthun l 157 herbstlich dekorierte Käfige stehen im großen Saal in Tarthun. In ihnen sitzen 30 Enten, sechs Hühner, 56 Tauben und 65 Zwerghühner. Der Rassegeflügelzuchtverein Egeln hat eine Ausstellung organisiert, bei der Züchter ihre besten Tiere nicht nur den Besuchern, sondern auch den Preisrichtern zur Bewertung vorstellen. Und die Preisrichter haben eine Menge zu tun. Jedes Tier wird genau unter die Lupe genommen. Farben, Haltung, Körperbau - so viele Dinge müssen stimmen, damit das Geflügel auch eine gute Bewertung bekommt.

Zwischen den Käfigreihen stehen die Besucher, die teilweise selbst züchten, und schauen sich die Teilnehmer des "Geflügel-Schönheitswettbewerbes" genau an. Es wird gefachsimpelt und Erfahrungen werden ausgetauscht. Für den Laien sehen die Tiere vielleicht gleich aus, ein geschultes Auge erkennt Unterschiede und kleine Makel jedoch sofort.

"Man kann die Ausstellung auch als Schönheitswettbewerb bezeichnen"

14 Aussteller zeigen an diesem Wochenende ihre Tiere in Tarthun. "Das ist in diesem Jahr einmal eine kleine Ausstellung. Aber ich denke, dass es trotzdem genug zu sehen gibt", erklärt Jens Bartsch, Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins Egeln. Diese Ausstellungen werden auch genutzt, um den Nachwuchs für die Zucht von Rassegeflügel zu interessieren. "Es ist bei uns, wie in jedem Verein. Jüngere Mitglieder kommen nicht nach. Wir Züchter bieten aber gerne Zuchttiere kostengünstig an, so dass ein Start bei diesem nicht ganz einfachen Hobby erleichtert werden kann", berichtet Jens Bartsch weiter. Das Interesse bei der Jugend ist aber da. Das zeigen jedenfalls die zahlreichen Kinder, die die Ausstellung besuchen.

Eine besondere Rasse hat es am Wochenende vielen Besuchern angetan. In besonders großen Käfigen stehen die stolzen Tiere. "Das ist das Deutsche Reichshuhn", erklärt Jens Bartsch. Ein Reichshuhn? Ja, das gibt es wirklich. Warum diese Rasse eher zu den weniger Bekannten gehört, liegt einfach daran, dass es nicht viele Freunde des Geflügels gibt, die diese Hühner züchten. "Das Deutsche Reichshuhn steht auf der roten Liste des Bundes der Geflügelzüchter. Es ist also vom Aussterben bedroht", bedauert Jens Bartsch, der stolz ist, einer der wenigen Züchter zu sein. Er hat sich intensiv mit der Rasse beschäftigt und kennt auch die Geschichte dieses alten deutschen Geflügels. Erstmals gezüchtet wurde das Reichshuhn um das Jahr 1895, also noch lange vor dem Ersten Weltkrieg. "Ein General bekam damals den Auftrag, ein Huhn zu züchten. Die Franzosen hatten es schon, also brauchten die Deutschen das auch", erklärt Bartsch. Das Deutsche Reichshuhn hat eine besondere Form. Jens Bartsch bezeichnet es als Backstein-Form. Einen ausgebildeten Kamm hat es auch nicht. "Das ist ein feingeperlter Rosenkamm", erklärt der Züchter. All diese Merkmale haben einen Hintergrund. "Diese große Rasse ist besonders legefreudig und nicht sehr anfällig. Auch im Winter kann es draußen sein, weil der Kamm nicht so anfällig gegen Kälte ist", so Bartsch. Die Zucht von Rassegeflügel ist für ihn die Erhaltung eines alten Kulturgutes. "Rassezucht ist Genreserve für die Zukunft. Mit jeder Rasse die ausstirbt, geht wichtige Genreserve unwiderruflich verloren", ist sich Jens Bartsch sicher.

"Die Rassegeflügelzucht ist eine wichtige Genreserve für die Zukunft"

Und wieder kommen neue Besucher in den Saal, der den Geflügelzüchtern freundlicherweise von der Gemeinde Bördeaue zur Verfügung gestellt wurde. Sie alle bestaunen die zahlreichen Rassen. Übrigens: Den Rassegeflügelzuchtverein Egeln gibt es bereits seit 131 Jahren. Er gehört damit zu den ältesten Vereinen in der Region.