Mitarbeiter spenden Kindertraum erfüllt
Mitarbeiter der Staßfurter Firma Stasskol spenden einen Teil ihres Lohnes. Sie unterstützen einen Verein.
Staßfurt l Yves ist zwölf Jahre alt und er liebt Musik. Für den Jungen hat sich ein lang gehegter Wunsch erfüllt. Er hat jetzt seinen Star, den Sänger Andreas Bourani, bei einem Konzert in der Arena Leipzig erlebt. Eine Geschichte für die Zeitung?
Unbedingt: Denn Yves ist seit einer Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute im Alter von zwei Jahren schwer krank. Der Alltag seiner Familie hat sich komplett verändert. An ein Rockkonzert denkt man in dieser Situation kaum. Und doch hatte Yves diesen Traum. Der jetzt Wirklichkeit wurde. Dafür haben sich der Verein „Teddy-Wünsche“ aus Calbe und die Mitarbeiter der Firma Stasskol in Staßfurt eingesetzt. An der Saale wurde alles Organisatorische geregelt, von der Bode kam das Geld. 450 Euro haben die Stasskol-Leute gesammelt.
„Dieses Geld stammt aus der Aktion Rest-Cent, die wir zum ersten Mal durchgeführt haben. In der Aktion verzichten Mitarbeiter des Unternehmens am Monatsende freiwillig und für einen guten Zweck auf die Auszahlung ihrer Netto-Cent Beträge“, sagt Dörthe Peulecke. Die Vorsitzende des Betriebsrates hatte die Idee für die Spendensammlung, die sofort auf große Resonanz bei ihren 70 Kollegen gestoßen ist. Belegschaft und Betriebsrat des Unternehmens, dass in der Maschinenbaubranche tätig ist und Kompressorentechnik anfertigt, beteiligten sich gern. So wurden von November 2014 bis November 2015 die Centbeträge zusammengetragen.
Von Anfang an war allen Spendern klar, dass das Geld einer wohltätigen Sache dienen solle. „Wir haben von den Mitarbeitern Vorschläge gesammelt, für wen gespendet werden kann“, berichtet Dörthe Peulecke. Aus drei Möglichkeiten konnten alle dann auswählen. Den meisten Zuspruch erfuhr der Verein „Teddy-Wünsche“ aus Calbe. „Das Fernsehen hat über den Verein und seine Arbeit berichtet und uns war wichtig, dass wir eine Gruppe hier in der Region unterstützen, die etwas Besonderes leistet und vielleicht nicht immer gleich im Fokus der Öffentlichkeit steht“, sagt Dörthe Peulecke. So habe man Kontakt nach Calbe aufgenommen.
Hinter „Teddy-Wünsche“ stehen Maik und Tina Kuplich aus Calbe. Ganz persönliche Erlebnisse haben das junge Paar bewegt, sich für schwer kranke oder unheilbare Kinder einzusetzen. Maik Kuplich engagiert sich beim Magdeburger Förderkreis krebskranker Kinder und beim Kinderhospiz der Pfeifferschen Stiftungen in der Landeshauptstadt. Er bringt sich ehrenamtlich als Pate ein und macht öffentlich auf die Initiativen aufmerksam. Und er hat im eigenen Freundeskreis erlebt, was es bedeutet, wenn das Kind erkrankt. „Was Kinder, Eltern und Familien dann durchmachen, ist nicht in Worte zu fassen. Mut und Verzweiflung, Hoffen und Bangen, Zuversicht und Resignation - ein Wechselbad der Gefühle. Das erfordert von allen ganz viel Kraft.“
Um hier ein wenig zu unterstützen, haben sich Maik und Tina Kuplich organisiert. 2009 ging alles los. Seit 2013 gibt es „Teddy-Wünsche“ als eingetragenen Verein. Die Calbenser sammeln Geld, um den Kindern und ihren Familien Wünsche zu erfüllen. Das kann der Besuch eines Konzertes oder eines Erlebnisparkes genau so sein wie ein Fußballspiel beim FC Bayern oder ein kleiner Urlaub. Einmal im Jahr gibt es ein großes Treffen für alle „Teddy“-Kinder und ihre Familien
Für den Verein, so Maik Kuplich, bestehe die Hauptaufgabe darin, „Klinken zu putzen“. Seit der Berichterstattung eines Privatsenders erfahre man Zuspruch aus ganz Deutschland. Es gibt viele Private und Unternehmen, die „Teddy-Wünsche“ gern unterstützen. Erst kürzlich hat der Energieversorger Eon 9000 Euro gespendet. „Das ist eine Riesensumme, die uns sehr geholfen hat“, sagt Maik Kuplich. Aber auch die anderen, kleineren Beträge sind wichtig und in der Summe könne man viel erreichen, sagt er.
Dabei beschränkt der Verein seine Arbeit nicht nur auf die Region, sondern versucht genauso überall zu helfen, wo es die Möglichkeiten zulassen. Immer, wenn ein Wunsch erfüllt wird, wird den Kindern auch ein Teddy als Glücksbringer überreicht. Die Stasskol-Mitarbeiter haben ein großes Plüschtier für Yves gleich dazu gegeben. „Wir freuen uns sehr, dass wir Unterstützung aus Staßfurt erfahren und unsere Arbeit hier gewürdigt wird“, sagt Maik Kuplich. Die Motivation, immer wieder zum Telefonhörer zu greifen oder irgendwo vorstellig zu werden, um Spenden zu akquirieren, sei eine ganz einfache, sagt der Calbenser. „Die Kinder erleben einen Moment des Glücks in sonst vielleicht schweren Zeiten. Wenn sie lachen und ihre Augen strahlen, dann macht das alle Mühe wett.“
Yves erlebte diesen besonderen Moment des Glücks - auch dank der Staßfurter. Erst im Foyer der Arena Leipzig erfuhr er, was ihn erwartete. Zum Konzert gab es noch eine handsignierte CD und DVD von Andreas Bourani dazu. „Teddy-Wünsche“ hat einen Brief erhalten, in dem sich die Familie bedankt und über das tolle Erlebnis berichtet. „Für uns eine schöne Rückmeldung, dass unsere Arbeit wirkt“, sagt Maik Kuplich. Und in Staßfurt bei Stasskol ist man zufrieden, dass der Auftakt der Aktion „Rest-Cent“ so gut gelungen ist. Dörthe Peulecke kündigt an, dass die Mitarbeiter schon wieder fleißig sammeln und viele neue Ideen haben, was unterstützt werden kann.
Mehr im Internet: www.teddy-wuensche.de