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Vier neue Sonderausstellungen im Museum Staßfurt zeugen wieder von vielfältigem Engagement Kleine Bier-Lehre, Naturschätze ganz nah, Lebensfreude gemalt und humanitäre Hilfe

Von Falk Rockmann 19.03.2012, 04:09

Es kann regnen oder schneien. Selbst bei bestem Garten- und Ausflugswetter drängen sich die Freunde des Stadt- und Bergbaumuseums Staßfurt im Museumskeller, wenn das Haus zu neuen Sonderausstellungen ruft.

Staßfurt l Einmal mehr fand gestern Vormittag kein Platz mehr, wer nicht eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn vor Ort war. Große Aufmerksamkeit schenkten die Besucher der Geschichte des Bieres. Manfred Klopfleisch aus Aschersleben hat dazu neben einigen Sammlerstücken wie Flaschen und Bierdeckel sehr viel Wissenwertes zusammengetragen. Selbst sammelt der Museologe nicht, weiß aber Leihgaben gekonnt zusammenzustellen. Dass Frauen aus dem Zweistromland es waren, die den Gerstensaft vor 6000 Jahren zufällig erfanden, als sie Brot und Wasser vergoren, dürfte inzwischen bekannt sein. Der Aschersleber hob hervor, dass es auch in der hiesigen Region zwischen Wippra und Quedlinburg verstanden wird, gute Biere zu brauen. Was viele Besucher vielleicht noch nicht wussten ist, dass die Rezeptur des Staßfurter Niemann-Bieres erst Ende 2011 wieder in der Schublade verschwand, nachdem eine Brauerei im bayrischen Ludwigsstadt ihren Betrieb aufgegeben hat. Niemann-Bier hatte zur 1200-Jahr-Feier Staßfurts 2006 seine Wiederentdeckung erlebt.

"Das sind ja doch nicht nur Alte"

Und auch Frauen interessieren sich für Klopfleischs Ausstellung. So gab Kerstin Janßen zu, gern mal ein Bier zum Abendbrot zu trinken. Mit einer Ausnahme. Denn sie hielt auch gestern zur Frühschoppenzeit ein Gläschen in der Hand. Das sollte sich am 22. April wiederholen, wenn das Museum anlässlich des Tages des Bieres zu einer Verkostung einlädt.

Etwas trockener, aber nicht weniger interessant geht es in einem Raum eine Etage tiefer zu. Dort stellt der Kreisverband der Volkssolidarität Staßfurt-Aschersleben-Quedlinburg die umfangreiche Arbeit des großen Wohlfahrtsverbands in seiner mittlerweile 67-jährigen Geschichte auf Tafeln und in Vitrinen vor. Kreisverbandsvorsitzende Sigrid Drachenberg hob hervor, dass die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete Volkssolidarität ihrem Leitmotiv, nämlich sich den Nöten von Mitmenschen anzunehmen, nach wie vor treu geblieben ist. Und: "Die Ausstellung zeigt zahlreiche Berührungspunkte, wo der eine oder andere sagen wird: Die Volkssolidarität - das sind ja doch nicht nur Alte." Kreativzirkel, Arbeitsgemeinschaften, Selbsthilfegruppen, Mutter-Kind-Treffs, Kindertagesstätten - die Angebote, besonders auch im Mehrgenerationenhaus Staßfurt, sind sehr vielfältig. Zwischen Staßfurt und Quedlinburg sorgen sich heute 94 hauptamtliche und 300 ehrenamtliche Mitarbeiter darum. 3200 Mitglieder unterstützen sie dabei.

Im Nebenraum stellt Susanne Turin Aquarelle und Acryle aus. Die Wahl-Magdeburgerin will damit ihre Lebensfreude ausdrücken, nachdem sie erst 2009 intensiv damit begann, ihr schlummerndes Talent zu wecken. Sie rief auf, es ihr gleich zu tun.

"Nicht immer nur hacken"

Wenn auch etwas unvorbereitet, dass sie sich vorstellen sollte, gelang das Janette Zieger doch herzerfrischend. Die Fotografin widmet ihre Schau der Mutter. Denn bei deren Arbeit im Bornschen Garten sei sie zum Schluss gekommen, doch mal aufzuschauen, zu verweilen und die Schätze der Natur zu entdecken, "nicht immer nur zu hacken". Mit ihren Nahaufnahmen zu jeder Jahreszeit steckt sie an, genauer hinzuschauen, wie reich die Natur ist, sei es der kleine Käfer, Pflanzen, die wie gewebt erscheinen oder bizarre Eiskristalle auf einer Rosenknospe. Janette Zieger wird 2012 noch als Schmuckdesignerin im Museum zu erleben sein.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Michael Scholl das aktive Wirken des kürzlich verstorbenen Museumsfreunds und Hobbykünstlers Wolfram Lüttig mit einer Gedenkminute gewürdigt.

Oberbürgermeister René Zok übergab zahlreiche Urkunden an Ausrichter vergangener Ausstellungen und Unterstützer der städtischen Kultureinrichtung.

Theresa Lesinski und Benedikt Schmidt von der Kreismusikschule umrahmten die vierfache Vernissage gekonnt mit schwierig zu spielenden Sonaten von Domenico Scarlatti auf dem Akkordeon.

Bis 9. Mai sind die neuen Sonderschauen zu sehen: dienstags und donnerstags, jeweils 10 bis 12 Uhr und 13 bis 17 Uhr, sowie nach Vereinbarung (Tel. (039 25)32 31 33.