Unternehmen investiert auf Gelände der ehemaligen Frauenklinik 5,1 Millionen Euro Lebenshilfe weiht in Staßfurt neues Pflegeheim für 30 Senioren ein
Mit dem Einzug des ersten Bewohners wird das neue Pflegeheim der Lebenshilfe "Bördeland" gGmbH im Athenslebener Weg in Staßfurt am Montag offiziell in Betrieb genommen. Gestern hatten interessierte Bürger bei einem Tag der offenen Tür ausgiebig Gelegenheit, sich das Objekt selbst anzuschauen.
Staßfurt. Die vielen Besucher staunten nicht schlecht, was aus der ehemaligen Frauenklinik geworden ist, die die Lebenshilfe nach mehrjährigem Leerstand erwarb und dann um- und ausbaute.
"Mir gefällt das Haus sehr gut", sagte Brigitte Deubler aus Staßfurt. Gleichlautend äußerte sich auch Sieglinde Stock aus Hecklingen, die die zwölf Einzel- und acht Doppelbettzimmer sowie das eine Vorhaltezimmer "als sehr geräumig" empfand. Angela Kaul aus Nienburg äußerte sich lobend über die freundliche Atmosphäre und die geschmackvolle Ausstattung.
Mit ein bisschen Wehmut betrachtete Vera Knothe gestern die neuen Räumlichkeiten. "Ich habe in diesem Haus als Krankenschwesterlehrling gelernt und danach mehrere Jahre hier gearbeitet", berichtete sie. "Ein bisschen weh tut mir das schon, wenn ich an die ehemalige Frauenklinik denke. Ich hoffe, dass das Pflegeheim hier lange Bestand hat", sagte Knothe.
"Investition war eine strategische Entscheidung"
Die Bewohner können ihren Fernsehapparat und einige Möbel mitbringen, sagte die Heim- und Pflegedienstleiterin Sylvia Günther. Ein Platz in einem Ein- oder Zweibett-Zimmer kostet ihren Worten zufolge bei der Pflegestufe I einen Eigenanteil von 1009 Euro, bei der Pflegestufe II von 1111 Euro und bei der Pflegestufe III von 1239 Euro pro Monat.
Die Senioren, die diese Summen nicht aufbringen könnten, hätten die Möglichkeit, Wohngeld zu beantragen. Wie Lebenshilfe-Geschäftsführer Stefan Labudde der Volksstimme sagte, hat sein Unternehmen an diesem Standort insgesamt rund 5,1 Millionen Euro investiert. Davon entfallen 1,9 Millionen Euro auf das Pflegeheim, 900 000 Euro auf den Anbau, in dem ein Café und ein Therapiezentrum entstehen werden, sowie 2,3 Millionen Euro auf den angrenzenden Komplex mit insgesamt zwanzig Wohneinheiten. "Das Vorhaben wurde mit 200 000 Euro durch das Deutsche Hilfswerk gefördert", informierte Stefan Labudde.
In diesem ersten Pflegeheim der Lebenshilfe entstehen insgesamt siebzehn neue Arbeitsplätze, davon elf für Beschäftigte im Pflege- und sechs im Hauswirtschaftsbereich.
"Diese Investition war eine rein strategische Entscheidung des Vorstandes und der Geschäftsleitung gewesen", sagte der Lebenshilfe-Chef. Denn auch die Menschen mit Behinderungen würden immer älter. Durch die Nazizeit gebe es heute keine Erfahrungen mit älteren Behinderten. Die wolle man hier neu sammeln.
Oberbürgermeister René Zok (parteilos), der sich ebenfalls in die Besucherschar eingereiht hatte, lobte das Engagement des Unternehmens.
"Die Stadt Staßfurt war damals schon glücklich, als die Lebenshilfe das Signal gab, die ehemalige Frauenklinik, die der Stadt gehörte, zu übernehmen. Die von dem Unternehmen für diesen Standort gewählte Lösung ist zukunftsträchtig und sorgt dafür, dass dieser Innenstadtbereich eine Aufwertung erfährt", so das Stadtoberhaupt der Salzstadt.
Zok hofft, dass auch die Besitzer der angrenzenden Häuser, des ehemaligen Hauswirtschafts-Geschäftes Deppe und des gegenüberliegenden ehemaligen An- und Verkaufs, mitziehen und für eine ansprechende Fassadengestaltung sorgen.
Die Lebenshilfe wählte übrigens für das neue Pflegeheim und das angrenzende Wohngebäude einen weiß-orangefarbenen Anstrich, womit dieser besonders hell und freundlich wirkt.