Bahnhof Güsten Letzte Chance?

Seit dem Frühjahrssturm fehlt das Dach. Das Bahnhofsgebäude in Güsten steht kurz vor dem Verfall. Frank Theiner möchte das verhindern.

Von Falk Rockmann 09.10.2015, 17:34

Güsten l Ständig ist er mit den Gedanken beim Güstener Bahnhof. Seit Juni, als Frank Theiner sein jahrelang mühsam vor Ämtern von Landkreis und Stadt verfolgtes Vorhaben abhaken konnte, mit seinem Motorradhandel in den ehemaligen Plusmarkt an der Bernburger Straße zu ziehen.

Der 50-Jährige malt sich aus, wo er seine Motorräder im noch imposanten Objekt an den Bahngleisen präsentieren könnte, wo einmal die Werkstatt arbeitet. Auch, dass die Reisenden ihren Weg weiterhin durch das Bahnhofsgebäude nehmen können.

Mehr als ein gutes Vorstellungsvermögen gehört eine unermessliche Portion Enthusiasmus zu solch Plänen. Denn allein die Empfangshalle animiert Bahnreisende eher zur Umkehr. Einladend sind zerstörte Türen und Fenster, beschmierte Wände jedenfalls nicht. Letztere sind nun auch noch durchnässt bis auf die Grundmauern, seit dem ein Sturm im Frühjahr das Dach abgedeckt hat (wir berichteten). Den Besitzer aus Luxemburg kümmert das offensichtlich wenig. Welch Wunder, dass das Bauordnungsamt den den Durchgang für Passanten noch nicht gesperrt haben.

„Ein Winter noch, und der Frost dürfte den Rest erledigen“, meint Frank Theiner.

Ob der derzeitige Besitzer den Abriss bezahlen würde? Oder vielleicht der Landkreis in Vorleistung geht bei Gefahr im Verzug?

Der potenzielle einheimische Investor findet, dass auch die Stadt Güsten die vermutlich letzte Chance nicht vertan dürfe, den Bahnhof zu retten. Er setzt auf deren Unterstützung. Zumindest mehr, als beim Versuch mit der Markthalle, die übrigens einen anderen Besitzer gefunden hat.

Theiner ist sich natürlich bewusst, dass das Unterfangen Bahnhof eine große Rechenaufgabe ist. Aber mit Hilfe von Fördermitteln und einer besseren Unterstützung behördlicherseits denkt er, es zu schaffen. Sollte auch dieser Versuch scheitern, könnte sich der Güstener derweil vorstellen, mit seinem Motorradhandel, einer der größten in Sachsen-Anhalt, und seinen sechs Angestellten an einen ganz anderen Standort zu wechseln.