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Frauentag in Staßfurt Lieber Lohngleichheit statt Blumen?

Zum Internationalen Frauentag werden meist kleine Geschenke an Frauen verteilt. Worauf es der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Staßfurt aber wirklich ankommt.

Von Lisa Kollien 07.03.2024, 18:01
Sind Blumen, Schokolade und andere Geschenke zum Frauentag noch zeitgemäß?
Sind Blumen, Schokolade und andere Geschenke zum Frauentag noch zeitgemäß? (Symbolfoto: dpa)

Staßfurt - Gibt man bei einem großen Onlinehändler „Geschenke zum Frauentag“ in die Suchzeile ein, erhält man seitenweise Vorschläge: Duschbad, Kerzen, ein neues Parfüm, ein Buch oder doch die klassischen Blumen? Am heutigen Freitag, dem Internationalen Frauentag, wird den Damen gedacht.

Manchmal mündlich, manchmal mit kleinen Präsenten, in einigen Kommunen finden auch Frauentagsfeiern oder -partynächte statt. Doch ist der Weltfrauentag, der erstmals 1911 stattgefunden, 1921 in Moskau zum internationalen Jahrestag wurde und 1975 von den Vereinten Nationen zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ ausgerichtet wurde, noch immer aktuell?

Ungleiche Lohnsituation

Yvonne Ticay, Gleichstellungs- und Inklusionsbeauftragte der Stadt Staßfurt, erklärt, warum der Frauentag noch immer eine wichtige Bedeutung hat: „Ich möchte gern bei dieser Betrachtung die Lohngerechtigkeit in den Fokus rücken.“

2024 steht der Internationale Frauentag unter dem Motto: Frauen wählen. Denn in diesem Jahr finden nicht nur in mehreren Bundesländern, Kommunen in Deutschland Wahlen statt, sondern auch das Europäische Parlament wird am 9. Juni gewählt.

„Der Deutsche Gewerkschaftsbund Frauen (DGB) weist zurecht daraufhin, dass Frauenrechte und der Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit aufgrund zunehmender populistischer, antidemokratischer, antifeministischer und zugleich europafeindlicher Tendenzen in den EU-Ländern immer stärker in Bedrängnis geraten“, führt Ticay aus. In einem gerechten, sozialen Europa sollten Frauen und Männer ihr Leben frei von finanziellen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten gestalten können.

Forderungen nach geschlechtsunabhängiger Bezahlung oder gerechtere Verteilung von bezahlter Erwerbstätigkeit und unbezahlter Familienarbeit sind nach wie vor allgemeingültig. „Europaweit verdienen Frauen noch immer weniger als Männer. In Deutschland liegt die Lohnlücke − ‚Gender-Pay-Gap‘ − bei 18 Prozent. Zudem ist es auch für Beschäftigte in Deutschland schwierig, Ansprüche bei Lohndiskriminierung geltend zu machen.“

Im Salzlandkreis sei man dahingehen schon auf dem richtigen Weg: Die Verdienstunterschiede zwischen Männer und Frauen betrugen im Salzlandkreis 2021 0,5 Prozent. Das Mediangehalt aller Salzländer lag Ende 2021 bei 2.799 Euro und die waren zwischen beiden fast identisch. Frauen verdienen im Schnitt 2.796 Euro, während Männer mit 2.808 Euro „nur 12 mehr“ verdienten, ist auf der Internetseite der Arbeitsagentur West zu lesen.

Nur ein Drittel sind Chefs

Egal ob Vorstandspositionen oder Geschäftsführungen in Handel, Produktion oder anderen Dienstleistungen: Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2022 knapp ein Drittel (28,9 Prozent) der Führungskräfte in Deutschland Frauen − im Durchschnitt. Im europäischen Vergleich liegt die Bundesrepublik damit unter dem Schnitt (35,1 Prozent) und zudem im untersten Drittel. Mit 45 Prozent führt Lettland die Liste an, Kroatien bildet mit 21,6 Prozent das Schlusslicht.

Auch das Alter spielt eine Rolle bei der Belegung der Spitzenpositionen: Der größte Anteil fällt auf die Frauen zwischen 25 und 34 Jahre: 33,4 Prozent haben eine Führungstätigkeit, bis 44 Jahre sind es noch 31,6 Prozent, bis 54 28,2 und bis 64 noch 26,3 Prozent.

Allerdings sieht es in akademischen Berufen ganz anders aus: Hier sind 49,5 Prozent der Ärzte, Lehrer, Juristen und Sozialwissenschaftler Frauen. Tendenz steigend.

Im Gegensatz zu Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist der Frauentag in Sachsen-Anhalt kein Feiertag, sondern ein Arbeitstag. Dennoch sehen das Unternehmen und Verwaltungen zum Anlass, ihren Mitarbeiterinnen kleine Präsente zu überreichen. „Auch in der Stadtverwaltung haben wir kleine Aufmerksamkeiten vorbereitet, die wir heute verteilen werden“, erklärt Yvonne Ticay. Eine eigene Feier für die Mitarbeiterinnen wird es aber nicht geben. Zudem stünde auch die Frauentagsfeier im Haus am See auf dem Programm.

Julia Föckler aus dem Büro des Bürgermeisters nimmt sich am Frauentag auch nicht frei. Auch sie wird bei der Organisation der Veranstaltung dabei sein, erklärt sie. Eingeladen in sind in diesem Jahr alle pädagogischen Mitarbeiterinnen und Lehrerinnen Staßfurts und seinen Ortsteilen. Los geht es um 15 Uhr.