Hermann Constabel öffnet seine Mühle in Groß Börnecke am Pfingstmontag für alle Bürger Mutterkorn für Motormühle ein lösbares Problem
Die Mühle in Groß Börnecke öffnet am Pfingstmontag wieder ihre Türen. Müllermeister Hermann Constabel freut sich auf viele neugierige Besucher, denen er sein Schätzchen zeigen kann.
GroßBörnecke l Das Prinzip der Windmühle ist uralt. Der Mensch nutzte den Wind vor Jahrhunderten, um aus Getreide Mehl zu gewinnen. Die riesigen Mahlsteine ließen sich über große Windräder wunderbar antreiben. Der kostenlose Wind oder die Wasserkraft brachte die dafür notwendige Kraft auf. Erst später, um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert, wandten sich die Müller der Windkraft zum Teil ab.
Der Wind war einfach zu ungewiss. Planbar war die Arbeit deshalb nicht immer. Die ersten motorgetriebenen Mühlen wurden gebaut oder Windmühlen umgebaut. Über einen Verbrennungsmotor wurde dafür zum Teil der notwendige Strom erzeugt, um die Maschinen anzutreiben.
Um 1900 entstand die Motormühle in Groß Börnecke. Seine Urgroßeltern haben das damals technische Wunderwerk errichtet, beschreibt der Nachfahre und heutige Besitzer Hermann Constabel. "Sie hatten noch zwei Windmühlen", weiß er. Eine der Windmühlen ist erst nach dem Mauerfall abgebrannt. Die Motormühle ist der ganze Stolz von Hermann Constabel. Mitten im Ort gelegen fällt das Gebäude kaum auf.
Noch heute nutzt der Mühlenbesitzer die Anlage zur Produktion. Wenn auch nur in bescheidenem Umfang. Sein Leben hat Hermann Constabel mit Getreide verbracht. Die Mühle wollte er eigentlich betreiben, als er damals sein Studium beendete. Müllermeister und Diplom-Ingenieur ist er. Der damaligen Parteiführung muss der Mann gefährlich vorgekommen sein, erzählt er. Sie steckten ihn in ein volkseigenes Getreidesilo.
Bis 1960 wurde die Mühle zur Mehlherstellung betrieben. Dann musste sein Vater Mitglied in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft werden. Dramen spielten sich damals auf dem Land ab, weiß Hermann Constabel aus eigener Erfahrung. Viele ehemals eigenständige Landwirte, Bauern und Kleinerzeuger mussten in die Produktionsgenossenschaften. Alles sollte besser werden. Viele Bauern zweifelten an den versprochenen Vorteilen. Der Druck auf die Landwirte wurde damals stark erhöht.
Wo das System endete, ist heute allgemein bekannt. Doch darum soll es am Pfingstmontag zum Mühlentag nicht gehen. Zum 16. Mail beteiligt sich Hermann Constabel an der Veranstaltung. Ganz am Anfang, gesteht er ein, habe ihn die bundesdeutsche Veranstaltung nicht interessiert. Immer wieder hätten ihn aber die Leute aus der Handwerkskammer angerufen und angefragt, ob er sich beteiligen wolle, erzählt er. "Anfangs habe ich gedacht, da kommt sowieso kein Mensch", meint er rückblickend. Heute füllt der Mühlentag sein Gehöft. Das liegt an der Mühle und auch an den anderen Programmteilen. Der Kultur- und Heimatverein des Ortes beteiligt sich. Zwei Chöre schickt der Verein auf das Mühlengelände. Daneben ist ebenso der Kunsthof mit von der Partie. Die noch junge, ehrenamtlich geführte Einrichtung, zeigt mit ihren Kindern ein kleines Kulturprogramm.
Außerdem soll auch die Kirche auf der anderen Straßenseite geöffnet sein. Regelmäßig wird Hermann Constabel Führungen durch seine Motormühle machen. Wer sich dafür interessiert, wie aus dem Korn das Mehl für den Bäcker gewonnen wird, ist bei ihm genau richtig.
Schließlich hatten die Müller von einst nicht nur das Korn zu mahlen. Zahlreiche weitere Probleme galt es zu lösen. Wie kann das Getreide beispielsweise richtig gelagert werden, ist so eine Fragestellung. Wichtig für die Ernährung war außerdem, die sehr giftigen Mutterkörner aus der Ernte zu bekommen. Trickreich tüftelten die Mühlenbauer an der Frage. Noch heute beschäftigt dieses Fragen die Industrie, ohne dass die Bevölkerung viel Notiz davon nimmt.
Früher wirkten sich allerdings Fehler in der Kornverarbeitung verheerend aus. Zahlreiche erhaltene Quellen sind dazu überliefert, wenn sich beispielsweise Mutterkörner bis in die Nahrungskette mogeln konnten. Viele Menschen erkrankten dann an den Giftstoffen des Pilzes.