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Kita Neue Fragezeichen bei der Kita „Bergmännchen“ in Staßfurt

Muss die Kita „Bergmännchen“ in Staßfurt auf lange Sicht geschlossen werden? Wird der Hort abgespalten? Die Elternvertreter weisen daraufhin, dass das Kuratorium bei Konzeptänderungen zustimmen muss. Dazu stellen sie weitere Fragen.

Von Enrico Joo 11.05.2021, 17:29
Die Kinder der Kita "Bergmännchen" in Staßfurt sind seit September 2019 ausgelagert.
Die Kinder der Kita "Bergmännchen" in Staßfurt sind seit September 2019 ausgelagert. Foto: Enrico Joo

Staßfurt

Im Zuge der Diskussionen um die Kita „Bergmännchen“ in Staßfurt haben sich die Elternvertreter im Kuratorium der Einrichtung an die Politiker gewandt. Genauso wie die Lokalpolitiker haben auch die Eltern am 29. April per Videokonferenz erfahren, wie es um die Kita steht. Die Sachsen-Anhaltinische Landesentwicklungsgesellschaft mbH Magdeburg (Saleg) hatte darüber informiert, dass die Auslastung der Kitas in Staßfurt auf lange Sicht sinken wird.

Keine Alternativen für die Kita „Bergmännchen“?

Es müsse darüber nachgedacht werden, perspektivisch Kitas zu streichen. Die Kita „Bergmännchen“ wäre eine der ersten Streichkandidaten, weil der Investitionsstau so groß ist. Die Kinder sind seit September 2019 in die Kita „Sandmännchen“ in der Sülzestraße ausgelagert. Die Sanierung des „Bergmännchens“ liegt auf Eis wegen fehlerhafter Architektenplanungen. Wie es weiter geht, ist offen (Volksstimme berichtete).

Die Elternvertreter der Kita „Bergmännchen“ haben nun fünf Fragen formuliert, die sie per Mail an die Fraktionen im Staßfurter Stadtrat geschickt haben. Die Mail liegt der Volksstimme vor.

Noch in diesem Jahr muss die Stadt für alle Kitas der Stadt eine Konzeption vorlegen. Es geht um Belegungszahlen, Aussichten oder Sanierungsbedarf. „Eine Änderung von Kitakonzeptionen bedarf jedoch der Zustimmung der jeweiligen Kuratorien. In diesem Falle sogar aller Kuratorien. Welche Konsequenz resultiert, wenn diese Zustimmung nicht vollständig erfolgt?“, fragen die Elternvertreter. „Wann und in welcher Form sollen die Kuratorien und die Gemeindeelternvertreter einbezogen werden?“

Die zweite Frage bezieht sich auf den Anspruch auf Ganztagsbetreuung, der ab 2025 gelten soll. Die Horte sollen in dem Zuge von den Kitas getrennt werden. Die Elternvertreter sagen: Eine Abspaltung des Horts bedarf der Zustimmung des Kuratoriums der Einrichtung. Sonst dürfe der Stadtrat nicht darüber bestimmen. Der Beschluss des Kuratoriums stünde über dem des Stadtrats.

„Leider hat die Stadt uns aber keine adäquaten Lösungen, im Falle einer Ablehnung des Hort-Abspaltungs-Modells aufgezeigt“, sagen die Elternvertreter. „Auf die Frage nach kurz- oder mittelfristigen Lösungen wurde geantwortet, dass es diese nicht gibt! Die Kinder hängen seit zwei Jahren in der Schwebe. Die Hortkinder sollen nun erneut umgelagert werden. Man schiebt unsere Kinder von einem Objekt ins nächste, ohne Aussicht auf eine gute Lösung.“

Die Elternvertreter fragen sich auch: „Warum wurde die Saleg für 85.600 Euro mit der Erstellung einer Konzeption beauftragt, obwohl dies im Aufgabenbereich des Salzlandkreises liegt? Zumindest die Bedarfsplanung hätte vom Salzlandkreis übernommen werden können und bei der Saleg eingespart.“

Keine Fördermittel für Ausbau?

Zudem hätte die Stadt keine Fördermittel für den Ausbau der Ganztagsbetreuung in kommunalen Kitas beantragt. „Aus Aschersleben, Bernburg, Könnern, Calbe, Schönebeck, Hecklingen und Saale-Wipper wurden Konzepte eingereicht. Aus Staßfurt kamen nur Anträge von Kitas freier Träger wie Stiftung Staßfurter Waisenhaus und Lebenshilfe“, sagt Lisette Zanke, Vorsitzende der Kreiselternvertretung im Salzlandkreis. Diese berät die Elternvertreter beim „Bergmännchen“. „Bis zum 28. Februar mussten die Projekte eingereicht werden. Die Stadt Staßfurt hat das verschlafen. Dabei gab es ein halbes Jahr Zeit“, so Zanke. Auch die Landeselternvertretung würde beobachten, was in Staßfurt passiert. Die Stadt Staßfurt wurde dazu um Stellungnahme gebeten. Eine Rückmeldung war dazu bis gestern Nachmittag nicht leistbar, hieß es.

Der Plan ist, dass die Horte wieder an Grundschulen angeschlossen werden. So hätte es Fördermittelanträge in anderen Einrichtungen für die Umgestaltung des Außengeländes, der Kletteranlage, der Neugestaltung der Aula, für Aufzüge oder den Windschutz gegeben.

Die Elternvertreter der Kita „Bergmännchen“ sagen auch: „Die Stadt begründet mit den künftig sinkenden Kinderzahlen, dass unsere Kita nicht mehr erforderlich sein wird und deshalb keine Investitionen dafür veranschlagt werden sollten. Betrachtet man jedoch die Kapazitäts- und Belegungszahlen im Salzlandkreis von 2019 zeigt sich, dass unsere Kita immer eine gute Auslastung hatte.“ So wäre in Kitas mit weniger Auslastung viel Geld gesteckt worden.

Gute Auslastung der Kita „Bergmännchen“

Demnach hatte die Kita „Bergmännchen“ (Stand Mai 2019) eine Gesamt-Kapazität von 105 Kindern. In der Krippe waren alle 25 Plätze belegt, im Kindergarten 37 von 42. Beim Hort waren 31 von 38 möglichen Plätzen belegt. Ohne Hort hatte die Kita eine Auslastung von 93 Prozent. Von den zehn kommunalen Kitas hatte 2019 nur die Kita in Brumby eine bessere Auslastung.

Die Kita „Bergmännchen“ gehört dabei auch zu den größeren Einrichtungen in Staßfurt. Von den 18 Kitas der Bodestadt hatten acht eine Kapazität von unter 100 Kindern. „Grundsätzlich zeigt dies, dass die Lage in der Schlachthofstraße für eine Kita durchaus lohnenswert ist. Woran wird also festgemacht, dass nur unsere Kita nicht zukunftsfähig ist?“, fragen die Elternvertreter beim „Bergmännchen“.

Bei den Eltern wird eine Abspaltung des Horts abgelehnt. „Es braucht jetzt eine kurz- oder mittelfristige Lösung. Es kann nicht bis 2025 auf eine gesetzliche Änderung in Richtung Kita-Hort-Trennung gewartet werden“, sagt Lisette Zanke von der Kreiselternvertretung. „Auf Zeit zu spielen ist nicht im Sinne der Bürger.“

Die Elternvertreter beim „Bergmännchen“ haben den Eindruck, dass aber genau das passiert. „Seit nahezu einem Jahr weisen wir immer wieder auf unsere missliche Lage hin, aber es hat sich bisher nichts geändert. Und wir haben nicht den Eindruck, dass der Stadtverwaltung daran gelegen ist“, teilen diese mit.