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Atzendorfer besitzen vierseitigen Brief von 1815 mit Erinnerungen aus der letzten Schlacht Originalbrief eines Soldaten beschreibt: Wie Blücher zu Napoleons Mantel kam

Von Karl Seidel 21.02.2013, 01:19

Geschichte und Geschichten um Napoleon bewegen auch die Menschen unserer Region nach 200 Jahren noch, wie Berichte in der Volksstimme - von der Ehrentafel eines gefallenen Soldaten auf der Wasserburg Egeln und über eine vermisste Fahne einer einstigen Landwehrkameradschaft in Westeregeln - beweisen. Auch Familie Bleck in Atzendorf kann dazu von ihren Vorfahren etwas beitragen.

Atzendorf l Heidemarie und Harald Bleck aus Atzendorf besitzen einen Originalbrief aus den letzen Tagen der Napoleonischen Kriege. Die ehemalige Geschichts- und Russischlehrerin am Staßfurter Gymnasium und ihr Mann interessieren sich besonders für Napoleons letzte Schlacht bei Waterloo und besuchten vor zwei Jahren auch die Gegend in Belgien, weil Harald Blecks Ur-Urgroßvater Christian Lessin auf Seiten des für Preußen kämpfenden Feldmarschalls Blücher an jener Schlacht teilgenommen hatte.

Vierseitiger Brief von Blecks Ur-Urgroßvater erzählt

Im Besitz der Blecks befindet sich das Original eines vierseitigen Briefes des Ur-Urgroßvaters an dessen Eltern. Darin beschreibt der Soldat zunächst den Schlachtverlauf.

"Die Kavallerie aber ist ihnen gefolgt bis in die Nacht 12 Uhr und haben ihnen 250 Kanonen abgenommen und ihre ganze Wagenburg und Napoleon seine Chaise (Kutsche) mit drei Pferden und Leibkutscher."

Damals wurden Napoleons Truppen nach Lessins Schilderung "... geschlagen bis Paris. Weil es schlechter Weg war und wir schon sehr ermüdet waren, machten wir Infantristen halt. Die Kavallerie aber ist ihnen gefolgt bis in die Nacht 12 Uhr und haben ihnen 250 Kanonen abgenommen und ihre ganze Wagenburg und Napoleon seine Chaise (Kutsche) mit drei Pferden und Leibkutscher. Er wurde am anderen Tage lebendig verbrannt, weil er nicht hat halten wollen. Sonst hätten wir Bonaparte gefangen genommen..." - so der Brief.

Mantel sollte dem preußischen König überbracht werden

Mit der Kutsche sei auch Napoleons Mantel in Blüchers Hände gefallen, den dieser als Siegesbeute erworben später mit nach Egeln brachte. Er sollte als Kriegstrophäe dem preußischen König überbracht werden. Wo sich der Mantel heute befindet, ist nicht bekannt.