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Gastronomen sind sauer Preise müssen wegen Mehrwertsteuer angepasst werden – auch in Güsten und Staßfurt

Gastwirte in Staßfurt und Güsten müssen die Preise anheben, weil die Mehrwertsteuer seit Januar von 7 auf 19 Prozent gestiegen ist. Die Entscheidung dazu fällt aber nicht leicht.

Von Lisa Kollien und Falk Rockmann 13.01.2024, 06:09
Restaurantfachangestellte Mandy Meyer hofft, trotz allem auch mit neuer Speisekarte weiterhin Gäste im Theatercafé Staßfurt begrüßen zu können. Die Runde hier will ihr jedenfalls die Treue halten.
Restaurantfachangestellte Mandy Meyer hofft, trotz allem auch mit neuer Speisekarte weiterhin Gäste im Theatercafé Staßfurt begrüßen zu können. Die Runde hier will ihr jedenfalls die Treue halten. (Foto: Falk Rockmann)

Staßfurt/Güsten - Ein gemeinsames Abendessen im Restaurant − das wird ab diesem Jahr wieder teurer werden. Der Grund ist die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent am Anfang des Jahres. Der günstigere Steuersatz wurde während der Coronapandemie Mitte 2020 eingeführt, um die Gastronomen zu entlasten.

Entscheidung fällt schwer

Viele Restaurantbetreiber müssen die Preise nun erneut anpassen. Das liege aber nicht nur am Steuersatz, erklärt Thomas Begemann, Inhaber des Hotels Stadt Güsten. „Ich habe vergangenes Jahr noch gesagt ‚Wenn die Mehrwertsteuer erhöht wird, mach’ ich zu‘. Dazu kommt es aber nicht.“ Allein schon wegen der Stammkunden. Seit dem 9. Januar hat der Gastronom das Restaurant im Stadtkern von Güsten wieder geöffnet, und zwar dienstags bis sonntags.

Zu der Mehrwertsteuer kämen auch andere Preisentwicklungen, etwa die Teuerung der Lebensmittel bedingt durch die Inflation, die Erhöhung der Lkw-Maut und die Personalkosten. „Die Lieferanten geben ihre Erhöhungen auch an uns weiter.“ Begemann gibt zu: Würde er nicht noch den Hotel- und Pensionsbetrieb haben, sehe es um das Restaurant schlechter aus.

Qualität halten

„Die Entscheidung, die Preise anzuheben, fällt mir nicht leicht“, sagt er. Aber er wolle auch die Qualität halten, nicht am falschen Ende sparen. „Fertigprodukte anzubieten bringt nichts. Und außerdem sind diese meist ohnehin teurer.“ Stattdessen hofft er, dass es vielleicht ein Einsehen gibt, die Mehrwertsteuer wieder sinke. „Dieses Jahr wird entscheiden, wie es weiter geht“, betont er aber.

Ähnlich sieht es auch in Staßfurt aus. Wie es beispielsweise mit dem Theatercafé in Staßfurt weitergeht, „wird die Zukunft zeigen“, ist Michael Schnock sich nicht sicher. Der Wirt ist zumindest dabei, die Karte „mit spitzem Stift neu zu kalkulieren“. Man könne sich auf keinen Fall mit Städten wie Magdeburg oder Hannover messen. Auf jeden Fall sei die Rückkehr zum höheren Steuersatz „ein Schlag ins Gesicht der Gastronomen“. Schnock erinnert verbittert an das Versprechen des Bundeskanzlers: „Herr Scholz hat während der Corona-Zeit unterstrichen, dass sich an den sieben Prozent nichts ändern werde.“ Für den Gastronomen sei das versteckter Wahlkampf gewesen.

Protest ist schwierig

Leider könne seine Branche nicht mit Traktoren die Straßen blockieren. Und so bleibe momentan nichts weiter übrig, „als zu überlegen, wie wir wirtschaftlich verträglich für uns und unsere Mitarbeiter neu kalkulieren, um uns am Leben beziehungsweise um unsere Gäste bei Laune zu halten.“

Die neue Speisekarte gebe es übrigens erste nächste Woche. Das heißt, die Preise für die Gäste sind noch die alten, die Steuern werden mit dem höheren Satz auf Kosten des Hauses abgeführt.

Familie Schnock hat derzeit noch an einer zweiten Front hart zu kämpfen. „Wir sind vom Hochwasser überrascht worden“, so der Wirt, der auch das Restaurant am Löderburger See betreibt, damit Totalausfall zu verzeichnen hat, weil kein Gast rankommt und dort auch zu Hause ist. „Im Keller steht das Wasser bis zur Decke.“ Das Schadenausmaß werde sich zeigen, wenn der Pegel des Sees wieder auf Normalmaß gefallen ist. Immerhin stagniert er momentan.

Gäste halten zu Betreibern

Die Rücknahme der Steuerermäßigung hat derweil auch Mandy Meyer bedrückt verfolgt. Schnocks Angestellte im Theatercafé erklärt: „Man macht sich schon Gedanken, wie es weitergeht. Wenn die Gäste ausbleiben, bleibt auch die Arbeit aus.“

Etwas Mut macht unterdessen Jana Teßmer, die gerade mit einer Runde bei ihr zu Gast ist: „Das Ganze ist nicht schön, aber ich möchte auch nicht, dass noch mehr Gaststätten sterben.“ Sie würden jedenfalls trotzdem weiter hierherkommen. „Sonst wäre ja auch das Leben vorbei, wenn man sich gar nichts mehr gönnen würde“, so Teßmer.

Davon spricht auch Begemann: „Die meisten unserer Gäste verstehen es und sind bereit, etwas mehr zu bezahlen.“ Das gebe Hoffnung, sagt der Inhaber dankbar.