Gefahrenabwehr Riesenbärenklau: Ilberstedts Bürgermeister greift zur Sense
Ilberstedt (mz). Bürgermeister Lothar Jänsch ist ein Mann der Tat. Am Sonntagabend griff er kurzerhand zur Selbsthilfe. Das Wetter war günstig, denn der Himmel war bedeckt. Eingemummelt wie im tiefsten Winter, mit Stiefeln und Handschuhen ausgerüstet, machte er sich mit einer Sense auf den Weg zur Wipperwiese gegenüber dem Sportplatz. "Ein bisschen mulmig" war ihm schon dabei, denn der Riesenbärenklau, dem er zu Leibe rücken wollte, ist alles andere als ungefährlich.
Mehr als eine Stunde war Jänsch mit der Sense im Einsatz, denn auf der Wiese am Sportplatz hat sich der Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude genannt, enorm vermehrt. Die Vermehrung geschieht nicht über die Wurzeln, sondern über die große Anzahl von Samen. Ausgewachsene Pflanzen können 10 000 bis 50 000 schwimmfähige Samen bilden, die unter optimalen Bedingungen acht bis zehn Jahre keimfähig sind. "In diesem Jahr gibt es keine Hilfe für Ilberstedt. Deshalb blieb mir gar nichts anderes übrig, als tätig zu werden", äußert der Bürgermeister seine Enttäuschung, "von den verantwortlichen Stellen allein gelassen zu werden".
Bisher kamen Mitarbeiter der Bernburger Bildungs- und Strukturfördergesellschaft mbH regelmäßig, um die Giftpflanze zu bekämpfen. Jetzt aber hat sie für die Arbeitsgelegenheiten nur die Hälfte der Mittel bewilligt bekommen und kann die Aufgabe nicht mehr leisten.
Die zwei bis vier Meter hoch werdende Staude steht in Ilberstedt inzwischen auch in der Nähe der Schule, an der Kirche und an der Gartenanlage. Besonders aufgewachsene Exemplare fast direkt an der Hauptstraße. Jetzt beginnt die Blütezeit, die gefährlichste Zeit des Jahres.
"Die gesundheitliche Gefahr für den Menschen ist groß", weiß Jänsch, denn der Saft aller Pflanzenteile enthält photosensibilisierende Substanzen (Furanocoumarine), die in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren, verbrennungsähnlichen Schäden der Haut führen können, die nur schwer abheilen. Die größte Gefährdung durch Sonnenlicht besteht bis zu zwei Stunden nach Hautkontakt. Hautrötungen entstehen nach etwa 24 Stunden. Die Hautveränderungen ähneln Verbrennungen ersten und zweiten Grades. In Zerbst (Anhalt Bitterfeld) musste unlängst sogar ein junger Mann mit Verbrennungen dritten Grades ins Krankenhaus eingeliefert werden. "Das kann doch niemand verantworten, dass Kinder damit in Kontakt kommen" ist Jänsch verzweifelt, "ein Wunder, dass bis jetzt noch nichts passiert ist. Dabei wird das Problem immer größer und wir erhalten keine Hilfe."
"Das Umweltamt kann nur eingreifen, wenn andere Arten der heimischen Vegetation oder Biotope und geschützte Biotope bedroht sind", sagt Landkreis-Pressesprecherin Ingrid Schildhauer. Die Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde, Gisela Schlegel, habe mit der Verbandsgemeinde Saale-Wipper gesprochen. Sie hat empfohlen zu prüfen, ob im Rahmen er ABM- oder GSI-Maßnahmen entsprechende Arbeiten ausgeführt werden können. Nach Auskunft von Gisela Schlegel würde das Umweltamt beraten. Ihrer Meinung nach ist es vor allem wichtig, die abgeschnittenen Blütenstände niemals zu kompostieren.