Gebürtige Kasachin Nina Radke berichtet über das Weihnachtsfest in Russland Russisch-orthodoxe Christen feiern später Weihnachten
Staßfurt l In Russland ist irgendwie alles anders. Während hierzulande gestern das Dreikönigsfest gefeiert wurde, zelebrierten die russisch-orthodoxen Christen ihr Weihnachtsfest. Als hier dagegen am 31. Dezember Silvester gefeiert wurde, gab es in Russland Geschenke von Väterchen Frost.
Nina Radke, die 1951 in Kasachstan geboren ist und dort bis zum Jahr 2000 lebte, ehe sie nach Staßfurt kam, ist mit den Sitten und Bräuchen der russisch-orthodoxen Christen vertraut. Obwohl sie selbst in einer Familie lutheranischen Glaubens, wie ihre Großmutter es immer bezeichnete, aufgewachsen ist, weiß sie um die außergewöhnliche Geschichte des russischen Weihnachtsfestes. In der Staßfurter Urania berichtete sie beim jüngsten Mittwochstreff, warum in ihrer Heimat erst jetzt Weihnachten gefeiert wird.
"Das Weihnachtsfest beginnt für die russisch-orthodoxen Christen in der Nacht vom 6. zum 7. Januar", erklärt Nina Radke. Doch das sei nicht immer so gewesen. Denn nach der Oktober-Revolution 1917 wurden Weihnachten und viele andere religiöse Feste verboten. Erst seit 1992 nach jahrelanger Unterdrückung durch die Kommunisten darf in Russland wieder das Weihnachtsfest gefeiert werden.
Obwohl Russland den gregorianischen (europäischen) Kalender eingeführt hat, werden die Feiertage weiterhin nach dem julianischen Kalender begangen.
Die Differenz zwischen beiden Kalendern beträgt 13 Tage. Daher fällt Weihnachten auf den 6. beziehungsweise 7. Januar.
"Das Fest beginnt am späten 6. Januar mit einem langen Weihnachtsgottesdienst und Lichterprozessionen", erzählt sie. Gefeiert werde die Menschwerdung Gottes. Mit dem Gottesdienst ende um Null Uhr auch die 40 Tage dauernde Fastenzeit der orthodoxen Christen. Danach geht\'s nach Hause, wo ein üppiges Mitternachtsmahl wartet.
"Am 7. Januar gehen die Russen wieder in die Messe, bevor die Feierlichkeiten im Kreis von Freunden und Familie beginnen", erinnert sie sich. Es gebe weder einen Weihnachtsmann, der Geschenke bringt, noch würden Weihnachtslieder gesungen. "Stattdessen trifft man sich im großen Kreis mit Freunden und Familie, um zu feiern."
Welche Tradition des Weihnachtsfestes Nina Radke schöner findet - in Deutschland oder Russland - kann sie gar nicht sagen. "Beide haben ihre Besonderheiten." In Staßfurt jedoch feiere sie am 24. Dezember ganz traditionell Deutsch mit Weihnachtsbaum, Krippenspiel und Tannenbaum.