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Staßfurt Salzland Druck braucht eine Neuauflage

Ein Großauftrag bricht weg und die wirtschaftliche Schieflage droht. Das ist jetzt der Salzland Druck GmbH passiert. Das prominente Unternehmen will mit einem Insolvenzplanverfahren und Restrukturierungsexperten bis Jahresende wieder auf Kurs kommen.

Von Franziska Richter 28.07.2021, 17:43
Der Sitz der Firma Salzland Druck in Staßfurt.
Der Sitz der Firma Salzland Druck in Staßfurt. Foto: Franziska Richter

Staßfurt - Die Salzland Druck GmbH & Co. KG in Staßfurt versucht momentan, aus eigener Kraft wieder auf die Beine zu kommen. Das Unternehmen war in wirtschaftliche Schieflage geraten und hatte sich entschlossen, eine Sanierung im Rahmen eines eigenverwalteten Insolvenzplanverfahrens umzusetzen.

Die gute Nachricht: Der Geschäftsbetrieb läuft ohne Einschränkungen weiter. Und es ist wahrscheinlich, dass das Unternehmen seine „Verkleinerung“ bewältigen und alle Schulden abbauen kann.

Corona-Krise war Auslöser

Hintergrund der Probleme bei Salzland Druck sind Auswirkungen der Coronakrise. Seit Herbst 2020 und noch bis Ende dieses Jahres wird ein Großauftrag nach und nach abgeschmolzen. Wichtige Einnahmen fehlen. Dass es bei dem Staßfurter Traditionsunternehmen, das 1914 seinen Ursprung im „Druck- und Bürohaus am Prinzenberg“ hatte, so nicht weitergehen konnte, war Geschäftsführer Christian Heinrich schnell klar.

Er erklärt: „Nachdem uns die wirtschaftlichen Probleme gegenwärtig wurden, haben wir unverzüglich einen Restrukturierungsberater hinzugezogen, mit dem wir ein Sanierungskonzept erstellt haben, auf dessen Basis sich die Gesellschaft nachhaltig erfolgreich am Markt behaupten kann.“

Diese Berater gehören zur „Innovatis“ mit Sitz in Magdeburg und haben sich vor allem auf die Sanierung mittelständischer Firmen spezialisiert. Dort kennt man die Corona-Problematik nur zu gut: „Corona hat viele Branchen immens getroffen, währenddessen die voranschreitende Digitalisierung unaufhaltsam komplette Geschäftsmodelle auf den Kopf stellt. Wenn dann noch für Unternehmen essenziell wichtige Großaufträge wegbrechen, rutschen diese schnell in ein Krisenstadium“, so der Geschäftsführer der Beraterfirma, Nico Kämpfert.

Nun stehen einige Änderungen am Firmensitz im Löbnitzer Weg an. „Die Sanierung der Gesellschaft erfolgt unter Anwendung der modernen Sanierungsinstrumente einer Eigenverwaltung und eines Insolvenzplans“, informiert Kämpfert weiter. Die Finanzierungsstruktur des Unternehmens werde an die zukünftige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit angepasst und die Gesellschaft darüber hinaus weitreichend entschuldet.

Arbeitsplätze bis Verträge – alles wird umgekrempelt

„Parallel dazu werden Produktionsprozesse neu geordnet, so dass im Ergebnis lediglich ein moderater Arbeitsplatzabbau notwendig war“, so Kämpfert. Hier stünden bis zu zehn Arbeitsplätze zur Debatte, ausgehend von einst 60 Mitarbeitern.

Auch Aufgaben und Arbeitsalltag werden neu strukturiert. Nahezu alle Unternehmensbereiche werden neu geordnet.

Die geringeren Einnahmen durch den wegfallenden Großauftrag müssen auch an anderer Stelle ihren Nachhall finden. Salzland Druck hat langfristig laufende Verträge kurzfristig beenden können und die damit verbundenen finanziellen Verpflichtungen minimiert, erklärt der Restrukturierungsberater. Dies waren laut Beraterfirma beispielsweise Leasing- und sonstige Finanzierungsverträge, aber auch Verträge mit verschiedenen Dienstleistern, die wegen des prognostizierten Umsatzrückgangs nicht mehr benötigt werden.

Um die Maßnahmen zur Sanierung rechtssicher umsetzen zu können, hat das Amtsgericht Magdeburg am 1. April dieses Jahres die Eigenverwaltung für das Unternehmen angeordnet und einen Rechtsanwalt zum Sachwalter bestellt, der den Restrukturierungs-prozess überwacht. „Ziel der Eigenverwaltung ist es, das Unternehmen unter Einbindung des bisherigen Managements zu sanieren, fortzuführen und die überwiegende Anzahl der Arbeitsplätze zu sichern“, heißt es.

Umstrukturierung soll Ende 2021 geschafft sein

Die Berater aus Magdeburg sehen gute Chancen, dass die Sanierung gelingen wird: „Das Unternehmen hat frühzeitig auf die aufkommende Schief-lage reagiert. Wir konnten deshalb das operative Geschäft ohne Einschränkungen und sehr stabil fortführen und die notwendigen Sanierungsmaßnahmen ohne zeitlichen Druck definieren und umsetzen“, so Berater Nico Kämpfert.

In den nächsten Wochen und Monaten will man die Umstrukturierung der Gesellschaft weiter vorantreiben. Man geht davon aus, dass „die Sanierung bis Ende des Jahres abgeschlossen sein wird und das Unternehmen dann kernsaniert und dauerhaft erfolgreich wieder am Markt agieren kann“.

Die Salzland Druck GmbH & Co. KG - ab 1946 unter diesem Namen geführt und 1990 privatisiert - hat sich auf die Herstellung von Druckerzeugnissen aller Art im Bogenoffset- und Digitaldruck sowie auf das Betreiben von Verlagsgeschäften spezialisiert. Laut eigener Aussage handelt es sich um einen „der führenden Spezialdruckdienstleister in Deutschland“. Kunden sind vor allem die Industrie, Agenturen, Fachverlage und der öffentliche Dienst.

Produziert wird mit neuesten Techniken alles von Ordnersystemen über Schulungs- und Präsentationsprogrammen bis hin zu Veredelungen, Verpackungen, Folienprodukten, Displays, Büchern und Produktkatalogen.

Christian Heinrich ist  geschäftsführender Gesellschafter bei der Salzland  Druck.
Christian Heinrich ist geschäftsführender Gesellschafter bei der Salzland Druck.
Foto: Archiv