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Offener Brief „Schließung des Gymnasiums trifft uns hart“

Der Volksstimme-Beitrag vom Donnerstag „Gymnasium schränkt Zugang nicht ein“, sorgt in Egeln für Diskussionen.

Von René Kiel 01.04.2016, 18:49

Egeln l „Die Schließung unseres Gymnasiums zum Schuljahresende am 24. Juni trifft die Egelner Mulde hart“, machte Stöhr gleich am Anfang seines Schreibens deutlich. „Leider verfügte es sowohl im Landkreis als auch auf Landesebene im Kultusministerium nicht über eine ausreichende Unterstützungslobby. Das Gymnasium Egeln, gelegen zwischen den gymnasialen Standorten in Wanzleben und Staßfurt, war vielen Leuten im Land und im Landkreis doch schon seit Jahren ein Dorn im Auge“, fügte er hinzu. So habe es dort zum Beispiel über Jahre hinweg keinen Schulleiter gegeben.

Der Kreistag des Salzlandkreises habe nach scharfen Protesten der Eltern und Kommunalpolitiker aus der Egelner Mulde seinerzeit den Beschluss gefasst, den Standort Egeln als Außenstelle des Dr.-Frank-Gymnasiums Staßfurt für mindestens zehn Jahre zu erhalten. Dieser Beschluss sei durch die Kreisverwaltung bisher nicht umgesetzt worden.

Auf Schmidts Vorwurf eingehend, er habe kein Nachnutzungskonzept für das alte Gymnasium in der Lindenstraße entwickelt, verwies Stöhr darauf, dass das Schulgebäude dem Salzlandkreis gehöre.

„Wahrscheinlich sind die Kosten für die Schülerbeförderung nach Staßfurt höher als die Kosten für den Betrieb eines Gymnasiums beziehungsweise einer Außenstelle hier in Egeln.“

„Aus meiner Sicht wäre nur die weitere Nutzung als Außenstelle des Dr.-Frank-Gymnasiums Staßfurt sinnvoll. Dies würde unseren Kindern auch die langen Fahrzeiten ersparen“, so der Verbandsgemeinde-Bürgermeister.

Die von Schmidt vorgeschlagene Nutzung des kreiseigenen Gebäudes als Grundschule komme für die Verbandsgemeinde und offensichtlich auch für den Landkreis nicht in Betracht. Stöhr: „Die Grundschule in Egeln befindet sich im Schulzentrum zusammen mit der Gemeinschaftsschule. Dieses Schulzentrum haben wir in den letzten Jahren mit einem finanziellen Aufwand von zirka 4,3 Millionen Euro saniert. Die Fördermittelbindung läuft noch bis zum Jahr 2029.“ Um das Gebäude in der Lindenstraße in Egeln als Grundschule nutzen zu können, müsste der Salzlandkreis die Verbandsgemeinde von der Fördermittelrückzahlung freistellen und das Gymnasium grundschulgerecht umbauen. Beides werde wohl aus finanziellen Gründen nicht geschehen.

Deshalb müsse gewährleistet sein, dass die Kinder aus der Egelner Mulde auch tatsächlich im Gymnasium Staßfurt aufgenommen werden können, wenn im Sommer die Türen in Egeln geschlossen werden. Für Schmidts eindeutige Aussage, dass dies uneingeschränkt möglich sei, dankt der Verbandsgemeinde-Bürgermeister dem Schulleiter. „Alles andere würde auch einen eindeutigen Rechtsverstoß darstellen“, so Stöhr.

Der Kommunalpolitiker widersprach dem Schulleiter jedoch beim Punkt Schülerbeförderung. „Die Probleme mit dem Schülertransport bestehen aus meiner Sicht immer noch. Offensichtlich haben unsere Kinder und die Eltern eine vollkommen andere Wahrnehmung als der Salzlandkreis.“ Nach Aussagen des Salzlandkreises funktioniert die Schülerbeförderung in jedem Fall satzungsgemäß.

„Den Schülern ist es also zuzumuten, mehr als zehn Stunden wöchentlich in überfüllten Bussen zu verbringen. Wahrscheinlich sind die Kosten für die Schülerbeförderung nach Staßfurt höher als die Kosten für den Betrieb eines Gymnasiums beziehungsweise einer Außenstelle hier in Egeln. Aber wir müssen ja sparen, koste es was es wolle“, so Stöhr verbittert. Als Verbandsgemeinde-Bürgermeister werde er sich selbstverständlich auch weiterhin um die Belange der Kinder und Eltern der Egelner Mulde kümmern, versicherte Stöhr. „Wenn Probleme auftreten, dann müssen diese offen angesprochen werden.“

Von Groß Börneckes Ortsbürgermeisterin Ethel-Maria Muschalle-Höllbach (Wählergemeinschaft Hecklingen) war gestern zu erfahren, dass bis zu zwölf Schüler des Grundschulzentrums von ihren Klassen lehrern eine Laufbahnempfehlung für das Gymnasium bekommen haben. Das Grundschulzentrum Groß Börnecke gehörte jahrzehntelang zum Einzuzgsgebiet des Gymnasiums Egeln beziehungsweise der dortigen Erweiterten Oberschule zu DDR-Zeiten.

„Das wären dann ja insgesamt 48 Schüler beziehungsweise 57, wenn man von insgesamt 45 Schullaufbahnempfehlungen aus der Egelner Mulde ausgeht. Das würde für eine Ausnahmegenehmigung zur Bildung von zwei fünften Klassen in Egeln reichen, wenn das gewollt wäre“, sagte der Verbandsgemeinde-Bürgermeister der Volksstimme.