Ehrenamt Schüler helfen
Schulweghelfer gehen bei Konflikten dazwischen und können erste Hilfe leisten.
Förderstedt l Neun Jungen und ein Mädchen haben sich an der Sekundarschule Förderstedt zum sogenannten Schulweghelfer ausbilden lassen. Das Projekt, das 2015 an der Sekundarschule Güsten und in Bernburg durchgeführt wurde, ist im Salzlandkreis relativ neu. Zur Zeit läuft es in sieben Landkreisen Sachsen-Anhalts. Jetzt im Winter 2016 gab es den zweiten Durchlauf dran, Sieben Schüler aus Könnern und zehn aus Förderstedt machten mit bei der Aktion von Ortsverkehrswacht Bernburg Landesverkehrswacht, Kreisverkehrsgesellschaft und Salzlandkreis, wo diese unter der Initiative „Schulerfolg sichern“ läuft.
Die zehn Schüler aus Förderstedt schafften die Ausbildung in fünf Tagen. Sie war komplett freiwillig. Karsten Mädel von der Verkehrswacht Bernburg war jeden Tag vor Ort. Am ersten Tag gab es eine Einleitung zu Verkehrsregeln, Benimmregeln und medizinischen Notfällen. Tag Nummer Zwei gehörte dem Projektpartner Deutsches Roten Kreuz. Die Schüler bekamen eine komplette Erste-Hilfe-Ausbildung und können jetzt alles vom Absetzen eines Notrufes bis hin zur Erstversorgung eines Patienten im Notfall.
An den weiteren Tagen ging es um Konfliktlösung und Deeskalation. Streit und Rangeleien kann es immer geben, auf dem Schulweg oder im Bus. Dafür haben die Jugendlichen gelernt, wie sie bei Vandalismus, Streit und Zankereien eingreifen können. Sie sollen andere Schüler aber auch auf Verhaltensregeln aufmerksam machen: Schultaschen, über die man stolpern könnte, aus dem Weg räumen, die Fläche für Kinderwagen freihalten oder für ältere Menschen aufstehen. An der Bushaltestelle sorgen sie dafür, dass alles geordnet zugeht und nicht gedrängelt wird.
Zum Ausbildungsprogramm, das eine Woche dauerte und am letzten Tag mit den Zertifikaten seinen Abschluss fand, beinhaltete auch die Praxis. Geübt wurde an der Bushaltestelle, der Schulweg wurde abgelaufen und es kam ein Bus auf den Schulhof gefahren, in dem die Schulweghelfer ihren Einsatz bei inszenierten Rangeleien und Unfällen übten.
Schulleiter Rainer Haase hat das Projekt, nachdem die Verkehrswacht ihn kontaktiert hatte, gern an seine Schule geholt. „Wir sehen es an unserer Schule als sehr wichtig an, Schüler für die Aufsicht an Bushaltestellen, bei der Konfliktlösung und der ersten Hilfe einzusetzen“, sagt er. Er zollt den Schülern für ihren Mut Respekt. „Bald ist es an euch, einzugreifen, falls etwas vorfallen sollte. Ich weiß, das ist gar nicht einfach.“
Der Einsatz geht nach den Winterferien los. Ihre Ausweise haben die Jugendlichen schon. Wichtig ist, dass der Schulalltag der Helfer nicht unter ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit leidet. Kein Schüler muss bis kurz vor Unterrichtsbeginn an der Bushaltestelle warten und dann zum Unterricht rennen, es muss auch keiner länger warten oder „Überstunden“ an der Schule machen. „Wir takten das so ein, dass die Schüler ganz normal wie die anderen auch mit zum Bus gehen“, sagt Karsten Mädel von der Verkehrswacht Bernburg. Und wenn in einem Bus kein Schulweghelfer dabei sein kann, dann ist es eben so. Läuft das Projekt, sollen die Schüler regelmäßig bei einer Auswertung mit Lehrern und Schulleitung berichten, wo sie eventuell Problem haben und wie es läuft. „Und wir bleiben in Kontakt“, sagt Karsten Mädel, der die Schüler einmal im Monat treffen wird und für die Schulweghelfer eine Whats App-Gruppe (eine Gruppe für Kurznachrichten via Mobiltelefon) eingerichtet hat, wo es Rat gibt.
Karsten Mädel wirbt für den Einsatz als Schulweghelfern. Er versucht zur Zeit, das Projekt einigen Schulen in Staßfurt schmackhaft zu machen. „Ich hoffe, die Förderstedter werden ein Vorbild für weiteres Engagement an den Schulen der Umgebung“, sagt er. Die Aufgabe erfordert relativ wenig Zeit im Gegensatz zu anderen Ehrenämtern. „Die Schüler absolvieren in der Ausbildung zum Schulweghelfer ihre Erste-Hilfe-Ausbildung. Das ist schon mal super für den Führerschein, den sie später alle machen wollen“. Außerdem wird es einen Vermerk auf dem Zeugnis geben, das komme gut an, wenn sich die Jugendlichen bei Unternehmen bewerben.