Grundschüler Schulvertrag ohne Fristen
Die Stadt Staßfurt will, dass Kinder aus Neundorf in mittlerer Zukunft nicht mehr in Giersleben zur Schule gehen. Das ärgert die Eltern.
Neundorf/Giersleben l Der Ortschaftsrat von Neundorf fordert, dass die Kinder aus dem Dorf weiterhin in der Grundschule in Giersleben lernen können. Ein Vertrag, der das ermöglicht, ist zeitlich bis 2019 befristet und aktuell Thema in den Ortschaftsräten und Ausschüssen. Denn die Verwaltung in Staßfurt will den Übergang bei Vertragsende regeln.
In Neundorf dagegen ist man der Auffassung, den jetzigen Status beibehalten zu wollen. „Der Weihnachtsmarkt mit dem Programm der Grundschule Giersleben, bei dem auch Neundorfer Kinder mitgemacht haben, hat es gezeigt: Hier ist etwas zusammengewachsen und alle Beteiligten nehmen es an“, sagt Ortschaftsrat Frank Rögner. Der Politiker hat deshalb den Antrag gestellt, dass der Vertrag nicht wie vorgesehen endet, sondern unbefristet ausgelegt wird. Das fand bei seinen Ratskollegen die absolute Mehrheit. „Es ist nicht nachzuvollziehen, weshalb uns das hier vor die Füße geworfen und mit Muss etwas zerstört wird, was funktioniert.“ Das sei nicht im Sinne der Kinder und der Eltern. Auch Ortschaftsrat Klaus Maaß sieht das so. Er wundert sich allerdings aber darüber, dass die Eltern das Thema nicht verfolgen und kaum Väter und Mütter bei der Sitzung zugegen waren.
Die, die da waren, betonten, dass die Schule in Giersleben eine kleine „Dorfschule“ sei, in der sich ihre Kinder wohlfühlen würden. Lernverfahren und Lernatmosphäre seien gut. Die Staßfurter Uhland-Grundschule empfinden die Eltern dagegen als zu groß und anonym. Deshalb plädieren auch die Eltern für eine unbefristete Auslegung des Vertrages. Damit werde die Stadt der Wahlfreiheit und der Selbstbestimmung der Eltern gerecht. Andernfalls, das ließen die Neundorfer Eltern auch verlauten, würden sie für ihre Kinder Ausnahmeregelungen beantragen, damit sie doch in Giersleben lernen könnten. Das allerdings habe einen größeren bürokratischen Aufwand zur Folge und sei mit der Fortführung des Vertrages leicht zu umgehen.
Im Rathaus versteht man die Aufregung nicht. Fachbereichsleiter Hans-Georg Köpper erklärte in Neundorf die Hintergründe. Oberbürgermeister Sven Wagner im Volksstimme-Gespräch: „Der Vertrag war von vornherein zeitlich begrenzt“, stellt der Stadtchef klar. „Wir wollen mit dem Beschluss jetzt erreichen, dass er nicht abrupt endet, sondern für die Schüler gewissermaßen weiche Übergänge schaffen.“ Denn eigentlich, so Sven Wagner, sei nach jetzigem Stand am 31. Juli 2019 Schluss. „Wir plädieren aber dafür, dass im Schuljahr 2019/18 letztmalig eingeschult wird und diese Kinder dann ihre kompletten vier Grundschuljahre in Giersleben verbringen können.“ Aus Sicht der Verwaltung sei das die „kinderfreundliche Variante“, so der Oberbürgermeister, der sich gegen die Kritik wehrt, das man nicht an die Schüler denke.
Den Beschluss des Ortschaftsrates hält Sven Wagner für bedenklich. „Ein unbefristeter Vertrag lässt sich nur schwerlich mit einer mittelfristigen Schulentwicklungsplanung, die gesetzlich gefordert ist, übereinbringen.“
Der Stadtrat entscheidet endgültig am 14. Januar 2016.