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Achslagerwerk Silbitz-Mitarbeiter fordern Tarifverhandlungen

Von Franziska Richter 30.04.2021, 10:47
Nach fünf Jahren ist für die Achslagerwerk-Mitarbeiter immer noch keine Besserung in Sachen Gehalt in Sicht. Wenn es so weitergeht, denkt man ernsthaft über Streik nach.
Nach fünf Jahren ist für die Achslagerwerk-Mitarbeiter immer noch keine Besserung in Sachen Gehalt in Sicht. Wenn es so weitergeht, denkt man ernsthaft über Streik nach. Foto: F. Richter

Staßfurt

Bei einer „aktiven Pause“ um 10.30 Uhr am Freitag vor dem Achslagerwerk bezogen 35 Zerspanungsmechaniker, Schweißer und Metallbauer bei einer Kundgebung der IG Metall Stellung. Nach fünf Jahren unter der Silbitz Group, die das einstige Achslagerwerk Staßfurt 2016 übernommen hatte, werden die Mitarbeiter noch immer unter Tarif bezahlt, während weitere Standorte der Gruppe mehr Lohn bekommen und vertraglich eine stufenweise Heranführung an den Tarif vereinbart ist.

„Es frustriert einen“, sagte ein Mitarbeiter, der sich an der kleinen Kundgebung beteiligt. Während die Geschäftsleitung an den anderen Standorten in Zeitz und in Silbitz in Thüringen entgegengekommen sei, werde man in Staßfurt immer wieder vertröstet. „Es wird auf Zeit gespielt“, sagt Betriebsratsvorsitzender Pascal Gallus.

Vor 14 Tagen sei die IG Metall, bei der ein guter Teil der Staßfurter Angestellten organisiert ist, erneut im Gespräch mit der Geschäftsleitung: „Man hat erst einmal zwecks Tarifverhandlungen auf den September verwiesen“, bestätigt Axel Weber von der IG Metall.

Man bekomme, so die Staßfurter Silbitz-Mitarbeiter, mehr und mehr das Gefühl, die eigene Arbeit sei dem Unternehmen nicht genug wert. „Die Stimmung unter den Kollegen ist dadurch angespannt, wir bekommen die schlechteste Bezahlung innerhalb der Gruppe“, sagt Betriebsratsvorsitzender Pascal Gallus. Er wünscht sich, dass wieder „Ruhe einkehrt.“

Denn die Mitarbeiter, die teilweise jahrzehntelang schon im Achslagerwerk Staßfurt tätig sind, hängen eigentlich an ihrem Betrieb: „Durch die schlechte Bezahlung wandern leider immer mehr Kollegen ab“, sagt ein Mitarbeiter. „Wir überaltern langsam.“ Viele gingen zu Thyssenkrupp, Novelis oder dem neuen Salzwerk in Staßfurt. „Wenn das so weitergeht, können die hier im Herbst dicht machen.“

Die 127 Staßfurter Mitarbeiter verdienen bis zu 25 Prozent weniger als im üblichen Tarifvertrag der Metallbranche. Viele sind in Vollzeit beschäftigt und arbeiten im Drei-Schichtsystem, auch nachts. Man will, dass es ähnlich wie in Zeitz gehandhabt wird: Dort wurde per Gewerkschaft ein „Heranführungsvertrag“ an den üblichen Tarif in der Metallbranche vertraglich festgelegt. In einigen Jahren will man dann bei einer Bezahlung in Tarifhöhe ankommen.

„Wir fordern für Staßfurt ein Bekenntnis“, erklärte André Voß von der Gewerkschaft im Namen der Belegschaft, der die aktuellen Zustände als „Sauerei“ bezeichnete. Die Forderungen sind konkret: Kein Hinhalten mehr bis Herbst, dafür „Beginn der Tarifverhandlungen im Juli 2021“ plus eine Corona-Prämie für alle Mitarbeiter und „schrittweise Annäherung an der Tarifvertrag“ in den kommenden Jahren. Unter Applaus wurde erklärt, dass es ansonsten „zu weiteren Maßnahmen“ kommen werde.

Die Geschäftsleitung der Silbitz-Group in Thüringen wurde für ein Statement angefragt.