Pottasche-Deponie und Schachtanlage: Zwei Anfragen für Bau von Solarparks Sonne aus Staßfurt scheint begehrt
Der Stadtverwaltung liegen derzeit zwei Anträge zum Einleiten einer Bauleitplanung vor. Es gibt Investoren, die im Bereich der ehemaligen Pottasche-Deponie und der ehemaligen Schachtanlage Ludwig II Solarparks bauen wollen. Bauausschuss und Verwaltung stimmten nur einem der beiden Anträge zu.
Staßfurt l Staßfurt scheint zum Mekka für Solarparkbetreiber zu werden. Gleich zwei Anfragen zum Bau einer Freiflächen-Photovoltaikanlage hat die Stadtverwaltung derzeit vorliegen.
Einstige Pottasche-Deponie könnte Solarpark werden
Im Bereich der ehemaligen Pottasche-Deponie will die Sybac Solar AG, die bereits im Gewerbegebiet Am Silberfeld auf einer Fläche von knapp 14 Hektar das Sonnenlicht zu Ökostrom verwandelt, einen weiteren Solarpark in dieser Größenordnung bauen. 61 000 Solarmodule mit einer Nennleistung von 4,9 Mega Watt Peak (MWp) sorgen Am Silberfeld für "grünen" Strom. Für den Solarpark im Bereich der Pottasche-Deponie ist eine Anlage mit einer Nennleistung von 8,67 MWp geplant.
Altlasten: Fläche ist hochgradig vorbelastet
Wie aus der Verwaltung zu erfahren war, handelt es sich bei dem betreffenden Gela¨nde um ein stillgelegtes Haldenareal, dass sich westlich des bestehenden Gewerbe- und Industriegebietes "Neu-Staßfurt" befindet. Die nördliche Halde entstand mit Ausgang des 19. Jahrhunderts und diente zur Ablagerung von Produktionsru¨cksta¨nden und Asche (Pottascheproduktion) sowie Bergematerial der Teufearbeiten ehemaliger Kalischa¨chte.
Nach 1945 erfolgte die Erweiterung des südlichen Haldenteils nach Westen durch Befu¨llung mit Bauschutt, Produktionsru¨cksta¨nden- und Restmaterial der sogenannte Ergethan-Fabrik, die in der Zeit von 1945 bis 1948 abgerissenen wurde. Durch die Einspülung von Asche folgte Ende der 60-er Jahre eine Erweiterung nach Westen. Die Ru¨ckstandshalde wurde noch bis 1995 als Betriebsdeponie genutzt, ehe sie im selben Jahr stillgelegt wurde.
Der für dieses Gelände wirksame Teilfla¨chennutzungsplan der Ortsteile Lo¨derburg und Neu-Staßfurt stellt die Bereiche der Pottasche-Deponie als Altlastenfla¨chen und Flächen für die Landwirtschaft dar.
Da es sich um hochgradig vorbelastete Fläche handelt, steht das Areal einer gewerblichen Nutzung eigentlich nicht zur Verfügung - wenn überhaupt, dann "nur unter erheblichen wirtschaftlichen Aufwendungen", heißt es aus der Stadtverwaltung. Die Fläche für eine Nutzung wiederherzurichten sei sogar nahezu ausgeschlossen.
Aus diesen Gründen würde, seitens der Stadt und auch seitens des Bauauschusses, dem Einleiten einer Bauleitplanung, also der Erstellung eines Flächennutzungsplanes und eines Bauplanes, zunächst nichts im Wege stehen. Unter einer Bedingung: "Von dem angrenzenden Siedlungsbereichen des Ortsteiles Löderburg und dem ehemaligen Kohlenschacht soll Abstand genommen werden", erklärt Anke Michaelis, Fachdienstleiterin für Planung, Wirtschaftsförderung und Liegenschaften.
Schachtanlage Ludwig II ins Visier genommen
Anders sieht es für die Anfrage aus, die zwei Projektentwickler stellen. Sie haben den Altbergbaubereich der Schachtanlage Ludwig II ins Visier genommen. Karsten Coffier aus Bremen und Horst Addix aus Sachsen-Anhalt wollen dort einen Solarpark mit einer Nennleistung von 2 MWp errichten.
Der Bereich, den sich die beiden ausgeguckt haben, wird su¨dlich bis su¨do¨stlich durch das Landschaftsschutzgebiet Bodeniederung und das U¨berschwemmungsgebiet der Bode umgrenzt. In circa 200 Meter Entfernung fließt die Bode.
No¨rdlich angrenzend befindet sich unmittelbar die Metallgießerei Staßfurt, daran schließt der Lo¨bnitzer Weg. Westlich gelegen, schließen sich einige Wohngeba¨ude und teils bebaute, brachliegende Bereiche an.
Revitalisierung der Landschaft kippt Solarpak-Bau
Da der Solarpark in unmittelbarer Nähe zum Landschaftsschutzgebiet entstehen soll, zeigt sich die Stadtverwaltung von diesem Vorhaben nicht begeistert. Zwar werde eingeschätzt, dass die Fläche aufgrund der vorhandenen Konversions- und Altlastenflächen für die vorgesehene Nutzung geeignet wäre, doch die fortgeschrittene Sukzession (Aufeinanderfolge einander ablösender Pflanzen- und Tiergesellschaften) spricht eher für eine Revitalisierung der Landschaft als für einen Solarpark.
Aus diesem Grund lehnte die Stadtverwaltung ebenso wie der Bauausschuss das Einleiten einer Bauleitplanung ab.