Fitness Sport im Supermarkt

Im ehemaligen Discounter am Prinzenberg Staßfurt ist jetzt Fitness angesagt.

06.01.2020, 23:01

Staßfurt l Es tut sich was im Bereich zwischen Prinzenberg und Petrikirchstraße. Schon vor knapp sechs Jahren sprachen Planer von einer Vitalisierung dieses Quartiers – auch durch Abriss ruinöser Gründerhäuser.

Letzteres hat Thomas Wagner mit persönlichem Einsatz verhindert und ein Schmuckstück aus einem dieser Objekte gemacht. Das wiederum hat offensichtlich einen anderen Staßfurter „Baulöwen“ angesteckt. Michael Ridder hat seit September 2018 viel Zeit im benachbarten Discounter verbracht, der viele Jahre leer stand. Nach unbändigem Werkeln ist die ehemalige Kaufhalle nicht wiederzuerkennen.

Wo einst Regale mit kalorienreichen Verlockungen standen, locken ab sofort rund 50 Geräte und Stationen zum Fitbleiben und -werden. Im Bereich des einstigen Fleischergeschäfts sind die Umkleiden für die Männer, die für die Frauen im ehemaligen Bäckerstand. Eine kleine Chill-Lounge, in der man sich von einem Kaffee-Automaten bedienen lassen kann, lädt ebenfalls ein.

Ridders Sohn Tony weiß zu schätzen, dass sein Vater hier „viel Schweiß und Blut reingesteckt hat“ – ohne irgendwelche Fördermittel oder sonstige finanzielle Untersützung. Michael Ridder schätzt, dass die Eigenleistungen beim Umbau etwa 100.000 Euro entsprechen, dazu kommen Firmenleistungen mit etwa 50.000 Euro.

Tony erklärt voller Begeisterung, welche Möglichkeiten das „Easyfit T 1“ mit einer Grundfläche von 700 Quadratmetern den Nutzern bietet. „Der 28-Jährige zählt 46 Geräte, an denen sich an die 70 Sportfreunde gleichzeitig schaffen könnten. Klassische wie Beinpresse und Rudergerät, spezifische wie Kletterwand und Redcort-Seile.

„,Seiltanz‘, wie meine Schwester sagt, hat nicht jeder zu bieten in der Branche“, kommt Tony Ridder auf das Besondere des „Easyfits“ zu sprechen. „Wir setzen auf Möglichkeiten für ein Ganzkörpertraining, bei dem mehrere Muskelgruppen gleichzeitig beansprucht werden“, so der Fitness-, Personal- und Functionaltrainer, der sich an einer Berliner Akademie weitergebildet hat.

Er schwärmt regelrecht auch von solchen Trainingsplätzen wie der „Stoß-Station“, wo man beispielsweise einen Boxsack nicht nur zum „Draufdreschen“ benutzen, sondern auch werfen kann. Sein Lieblingsgerät ist unterdessen ein Turm, an dem zehn Sportfreunde gleichzeitig trainieren können und der rund 600 verschiedene Übungsmöglichkeiten bietet.

Staus oder gar Langeweile dürfte es angesichts der riesigen Auswahl an Geräten und Stationen hier nicht geben. „Es haben auch schon Handballvereine Interesse gezeigt. Gemeinsam trainieren macht eben mehr Spaß“, sagt Tony. Solche Trainingsmöglichkeiten wie hier kann weit und breit kein Verein aufbieten.

Entgegenkommen dürfte Nutzern auch, dass es keine langfristigen Verträge gibt. „Wir arbeiten mit einem monatlichen Beitrag von 28 Euro“, erklärt der Chef des sportlichen Treffs.

Mit der heutigen Eröffnung haben die Ridders nicht nur eine gute Zeit gewählt – die Zeit der vielen Vorsätze nämlich, sondern auch vier Arbeitsplätze geschaffen. Und außerdem Platz im „Mutterhaus“, dem „N 12“. Dort kann Tonys Schwester und Physiotherapeutin Nicole Halfpap nun die Zahl der Behandlungsplätze verdoppeln, weil ihre Reha-Kurse künftig am Prinzenberg sporteln dürfen.

Wenn Michael Ridder vor den Eingangsbereich des neuen „Easyfits“ tritt, verweist er auch auf die benachbarten Grundstücke. Auch dort zeigen sich Veränderungen, werden Fassaden alter Häuser auf Vordermann gebracht. Er selbst leistete Nachbarschaftshilfe im Grünen und bei Wege-Verbindungen.

Und der umtriebige Geschäftsmann berichtet nicht ohne Stolz, dass demnächst in die einstige Schleckerfiliale an der Petrikirchstraße – unter dem Fitnesscenter sozusagen – ein Staßfurter Malergeschäft einziehen wird.

Der OB habe ihm jedenfalls aus der Entfernung schonmal auf die Schulter geklopft für das Engagement hier im Prinzenberg-Quartier, sagt Michael Ridder. Und da ist er bereits beim nächsten Vorhaben: In der ehemaligen Eisdiele Klaffke wird er sein Büro für Gebäudemanagement und Hausverwaltung einrichten.

Ach ja, den Outdoor-Fitnessbereich neben der ehemaligen Kaufhalle, wo dann unter anderem auch Lkw-Reifen gewälzt werden dürfen, vergisst er ebenfalls nicht, für das Frühjahr noch anzukündigen.