Auslöser ist Hickhack um Informationspraktiken des Verwaltungschefs und dessen Erklärungen Streit eskaliert - Zander führt Abwahlverfahren gegen Globig ins Feld
Der Zwist zwischen Saale-Wipper-Verbandsgemeinde-Bürgermeister Steffen Globig (parteilos) und dem Güstener Bürgermeister Helmut Zander (Bürgerfraktion) hat ein neues Niveau erreicht. Am Donnerstagabend warf Zander die Frage nach einem Abwahlverfahren gegen Globig in den Raum.
Ilberstedt/Güsten l Ausgangspunkt waren die jüngsten Erklärungen Globigs dazu, wer wann und wie aus nichtöffentlichen Sitzungen die Öffentlichkeit informieren kann und darf (Volksstimme vom Donnerstag). "Letztmalig bitte ich Sie aufzuhören, sich nach Kritiken nachträglich ins rechte Licht zu rücken", begann Zander in der Verbandsgemeinderatssitzung in Ilberstedt, für die nur eine halbe Stunde angesetzt worden war. Er unterstellte dem Verwaltungsleiter, nicht mehr trennen zu können, was in die Öffentlichkeit dürfe und was nicht. So hätte über den Fördermittelbescheid für die Alsleber Feuerwehr durchaus im vergangenen Verbandsgemeinderat informiert werden können (Volksstimme berichtete), während das Land bezüglich des Kita-Neubaus darum gebeten hatte, von einer Veröffentlichung abzusehen, so Zander. Globig habe letzteres aber gleich "ins Facebook ,geballert\'". "So kann es nicht mehr weitergehen", kündigte der Güstener Bürgermeister an und bezeichnete Globig als "Schauspieler vom Feinsten".
"Sie können das Verfahren selbstverständlich einleiten."
Nachdem sich Steffen Globig in Sachen Informationspraktiken erneut auf die Gemeindeordnung berufen hatte, sagte Helmut Zander: "Die Gemeindeordnung gibt auch ein Abwahlverfahren her." Der Angesprochene entgegnete dazu nur: "Sie können das Verfahren selbstverständlich einleiten." Wiederholt berief sich der Verwaltungschef auf die Gemeindeordnung. Und bezüglich des Feuerwehrfahrzeugs unterstrich er, dass es noch nicht feststehe, ob man Fördermittel bekomme. Er habe mit dem Innenministerium abgesprochen, was in die Presse komme und was nicht.
Derweil hatte übrigens der Staßfurter Bürgermeister René Zok bereits über die Bereitstellung von Landesfördermitteln für ein Fahrzeug für die Förderstedter Feuerwehr berichtet.
Zum Thema Abwahlverfahren meinte der Ilberstedter Bürgermeister Lothar Jänsch (Bürgerfraktion) gestern: "Ich sehe darin im Moment keine Aussicht auf Erfolg. Das wäre Zeitverschwendung. Wir sollten uns zusammenraufen und in Ordnung bringen, was klemmt." Allerdings wäre ein Abwahlverfahren auch überhaupt kein Thema, wenn Globig seine Aufgaben zur Zufriedenheit des Verbandsgemeinderates erfüllen würde.
Zurückhaltend äußerte sich Reinhard Schinke (CDU). Würde der jetzige Verbandsgemeinde-Bürgermeister abgewählt und ein neuer gewählt werden, hätte man womöglich ein doppeltes Gehalt zu zahlen, so der Alsleber Bürgermeister.
Sein Plötzkauer Amtskollege befindet sich im Urlaub und war nicht erreichbar.
Für Peter Rietsch (Bürgerfraktion) sei zumindest ein Disziplinarverfahren überfällig. Der Giersleber Bürgermeister begründet das mit "von Globig zu verantwortenden Schäden für die Gemeinden und die Verbandsgemeinde". So habe beispielsweise das überflutete Schwimmbad Alsleben keine Versicherung.
"Bis heute hat er uns keine Auskunft gegeben, ob er während seines Krankenstandes vor über einem Jahr im Auslands-Urlaub war. Und es geht auch nicht an, dass jemand so dreist seine Schweigepflicht bricht und anderen versucht, einen Maulkorb zu verpassen", bezieht sich Rietsch nochmal auf die Info-Praktiken des Verbandsgemeinde-Bürgermeisters. "Leider scheint die Kommunalaufsicht die Verhaltensweisen von Herrn Globig zu tolerieren, anstatt ihrer Verantwortung gerecht zu werden und die Kommunen vor Schaden zu bewahren", stellt der Giersleber Bürgermeister fest.