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Bei Warmsdorfer Rennen werden fetzige Fahrzeuge erwartet Streng geheim: Seifenkisten bekommen ihren letzten Schliff

Von Franziska Richter 29.06.2011, 06:34

Es ist streng geheim, was die Warmsdorfer und Amesdorfer Familien zur Zeit fabrizieren. Am Sonntag, dem 3. Juli, soll das mittlerweile legendär gewordene Seifenkistenrennen in Warmsdorf stattfinden. Der Clou dabei: Die Ideen und das Design der Seifenkisten dürfen bis dahin nicht an die Öffentlichkeit – da die kreativsten unter den Eigenbaumodellen prämiert werden. Familie Szymanski zeigte der Volksstimme – ohne zu viel zu verraten – wie sie sich auf das große Rennen vorbereitet.

Warmsdorf/Amesdorf. In den Höfen und Gärten der idyllischen Dörfer sind derzeit ganze Familien an der kreativen Planung der Seifenkisten: Wie soll das Design sein? Unter welchem Motto steht unsere Seifenkiste? "Es hat schon ein Auto als Schnappi, das kleine Krokodil, mit dem passenden Kinderlied und ein Piratenschiff gegeben. Und wir hatten letztes Mal ein Schlauchboot. Das knallrote Gummiboot nannten wir es, auch mit dem passenden Lied", sagt Großmutter Marlies Szymanski, die im Garten der Familie für Kaffee und Kuchen sorgt, damit die Männer basteln können. Denn: "Jeder wählt sich ein Motto und kann dann vom DJ die passende Musik abspielen lassen", sagt sie.

Dieses Jahr hat sich Benett mit Mutti und Vati etwas ganz Besonders ausgedacht. "Aber es wird nicht verraten, sonst ist der Überraschungseffekt weg", sagt Vater Patrick Szymanski. Ein Bild liegt zur Vorlage bereit, das an Kreativität nichts zu wünschen übrig lässt. Es wird nämlich nicht nur die schnellste, sondern auch die schönste Seifenkiste gewählt, also die kreativste Idee. "Die ersten bekommen einen Siegerkranz. Aber es gibt für jedes Kind einen Pokal und eine Überraschung", sagt Organisatorin Heike Zwerg, schließlich steht der Spaß am Tüfteln im Vordergrund.

Benett (4) ist bei den Szymanskis der Jüngste. Bereits aus dem vergangenen Jahr hat er noch den Pokal in seinem Zimmer stehen. Stolz ist er, denn auf dem für Sonntag geplanten Dreisitzer wird er das Steuer in der Hand halten. Zwischen seinen zwei Cousinen Sarah und Eve will er den Flitzer sicher ins Ziel steuern.

"Ein alter Handwagen, ein gebrauchtes Fahrrad"

Aber jeder Rennfahrer wie Benett braucht Helfer, die ihm den Rücken stärken. Sein Vater, Patrick Szymanski, trägt auf dem Hinterhof die Bauteile zusammen und Opa Klaus-Dieter behält als Bauleiter den Überblick. "Einfach alte Teile verwenden, Ausrangiertes oder vom Schrott", gibt der Papa einen Tipp. Die Seifenkiste muss ja jedes Jahr neu gebaut werden, also lässt sich auch die alte von 2010 noch verwursteln.

Patrick Szymanski zeigt einen alten Handwagen im Schuppen. "Davon nehmen wir jetzt den unteren Rahmen als Fahrgestell", sagt der Hobbyingenieur, "und als Vorderrad montieren wir einfach die erste Hälfte eines alten Kinderfahrrades." Auch der Rest ist schnell gebastelt. "Komm, du kannst mal ein bisschen hämmern", animiert Klaus-Dieter Benett zum Mitmachen und schon ist das Fahrgestell fertig. "Die Reifen sind von einem alten Rollstuhl, dann kommt noch ein Brett für den Sitz und für die Rundum-Verkleidung drauf."

Auf Sicherheit jedoch soll geachtet werden. Es gibt einen "selbsternannten TÜV". Markus Osterburg als Kfz-Mechaniker des Ortes nimmt die Fahrzeuge am Renntag ab. "Bremsen und Lenkrad müssen funktionieren und natürlich haben die Kinder Helmpflicht", sagt Vater Patrick. Immerhin sind alle Fahrer Kinder, auch wenn es laut Veranstalterin Heike Zwerg keine Altersbeschränkung gibt. Bisher haben sich 13 Seifenkisten für diesen Sonntag angemeldet, in denen 18 Kinder mitfahren.

Auf das Fahrgerüst, dessen Stangen Patrick Szymanski mit dem Funken sprühenden Schweißgerät verbindet, legt Benett noch alte Schrankbretter. Schaumstoff soll dem Fahrer später einen bequemen Sitz bieten. Benett testet schon mal den Lenker, an den noch eine Querstange kommen wird. Er ist zwar der Fahrer, aber die Männer der Familie haben genauso ihren Spaß an der alljährlichen Tüftelei.

"Mehr können wir aber noch nicht verraten"

"Manchmal denkt man, beim Seifenkistenrennen sind es vorwiegend die Männer, die gegeneinander antreten und sich im Werkeln messen wollen", lacht Marlies Szymanski, wenn sie ihren Mann beim Zusammenstecken der Metallstangen betrachtet.

Nach zwei Stunden steht das Gerüst. "Mehr können wir aber nicht veraten", lacht Klaus-Dieter Szymanski. Nur, dass die Deko aus Pappe, Holz und Stoffresten bestehen wird.

Jetzt wird Benett noch mal unter Ausschluss der Öffentlichkeit üben, einmal einen Hügel herunterfahren. Schließlich geht das bunte Treiben auf dem Warmsdorfer Hang schon am Sonntag los. Steffen Globig, Verbandsgemeindebürgermeister, wird das spannende Rennen als Moderator kommentieren. Heike und Enrico Zwerg sowie Kathrin und Ralf Lantzke organisieren das große Rennen jetzt zum sechsten Mal. "Mit unserem Sohn Danny hat damals alles angefangen. Er wollte unbedingt auch mal Seifenkiste fahren", sagt Heike Zwerg heute.

Die ganze Familie wie auch die kompletten zwei Orte werden am Sonntag wohl anfeuern und anschieben. Jetzt müssen Benett und seine Cousinen nur noch "vier Mal schlafen" bis sie ihre Überraschungskisten den anderen Rennfahrern zeigen können.