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Else und Franz Heide sind eins von 22 Ehepaaren, die 2012 Diamantene Hochzeit feiern Toleranz und Vertrauen - Pfeiler einer Liebe

Von Karolin Aertel 06.09.2012, 05:14

22 Diamantene Hochzeiten werden in diesem Jahr in Staßfurt gefeiert. Eine davon begingen gestern Else und Franz Heide aus Neundorf. Der Volksstimme erzählte das Jubelpaar, wie sie zueinander fanden und was ihre lange Liebe ausmacht.

Neundorf l 64 Jahre ist es her, als Franz Heide seine Else das erste Mal sah. Beim Tanz sei sie ihm sofort aufgefallen. Sie habe sich so gut bewegen können, erzählt er und ihre Ausstrahlung zog ihn in ihren Bann. "Und wie das damals so war, haben wir das ein oder andere Tänzchen zusammen gemacht; und dann habe ich sie nach Hause gebracht." Weite Wege mussten die Beiden zu Fuß zurücklegen; bis zu zehn Kilometer. Da war genügend Zeit, sich kennenzulernen. Und aus dem einstigen Tanzpaar wurde ein Liebespaar, das 1952 in Neukloster kirchlich und in Groß-Tessin standesamtlich heiratete. Das heutige Mecklenburg-Vorpommern war ihre Heimat. Geboren wurden sie jedoch beide im Kreis Tetschen (Sudentenland), wo sie 1946 vertrieben wurden. "Die gemeinsame Herkunft und ähnliche Vergangenheit waren etwas, was uns von Anfang an verbunden hat", erinnert sich Else Heide und schaut ihren Franz dabei tief in die Augen.

Diese enge Verbundenheit ist das, was auch heute noch spürbar ist. Beim der gestrigen Empfang von Gratulanten, Freunden und Verwandten wurden die Zwei nicht nur einmal als Vorzeige-Paar bezeichnet. Dabei war auch bei Familie Heide nicht immer alles rosig. Schwere Zeiten hatte das junge Paar, das 1956 nach Neundorf zog, hinter sich. Franz Heide, der bereits in Schwerin seine Tischler-Meisterprüfung gemacht hatte, pachtete damals in Neundorf eine Tischlerei. Als sie in Neundorf ankamen, war die Wohnung, die ihnen zur Tischlerei versprochen wurde, nicht frei. Dabei waren sie inzwischen zu dritt, denn Tochter Anneli kam 1953 zur Welt.

Ein Vierteljahr lang wohnte die kleine Familie in einer Behelfswohnung, ehe ihnen eine Ein-Zimmer-Wohnung vermietet werden konnte. Dass es auf so engem Raum auch das ein oder andere Mal krachte, bedarf wahrlich keiner weiteren Erklärung; doch trotz aller Widrigkeiten war der Zusammenhalt der Beiden so groß, dass sie nun ihren 60. Hochzeitstag feiern können.

Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, ist ihnen durchaus bewusst. "Heutzutage geben viele Paare viel zu schnell auf, wenn es mal schwierig wird", findet Else Heide. Toleranz und gegenseitiges Vertrauen seien die Pfeiler einer langen Ehe.

Auch Freiraum müsse man seinem Partner gewähren. "Wir sind immer unseren Interessen nachgegangen", sagt Franz Heide und erzählt von seiner Leidenschaft für den Neundorfer Männerchor, dessen Ehrenmitglied er auch heute noch ist. Zudem sei er 1991 Mitbegründer und jahrelang Vorstandsmitglied der Sudetendeutschen Landsmannschaft (Kreisgruppe Staßfurt) gewesen. Else Heide dagegen trieb gern Sport und auch im Schrebergarten fühlte sie sich wohl.

Heute genießen sie ihre Freizeit; schließlich haben beide viele Jahre hart gearbeitet - Franz bis 1994 in seiner Tischlerei und Else Heide zunächst bei ihrem Mann, später als Verkäuferin und dann als Verkaufsstellenleiterin im Neundorfer Konsum.

An damals erinnern sich beide noch gern. Die Jugendzeit sei die schönste Zeit gewesen, sind sie sich einig.

"Wir waren unbeschwert und im Gegensatz zu heute, wurde nicht nach allem gestrebt. Man war mit dem, was man hatte - und das war nicht viel - zufrieden", sagt Else Heide; und über die ein oder andere Begebenheit kann das Jubelpaar heute schmunzeln. So zum Beispiel über den Hochzeitsstrauß, den der Bräutigam Franz damals mit dem Rad vom Gärtner holte und der, als die Braut ihn bekam, kaum noch Blumen hatte, weil die weißen Nelken abgebrochen waren. Oder, dass sie ihre Hochzeitsfeier mit 40 Personen in einer kleinen Wohnung feierten.

Diese und viele andere Geschichten erzählte das Jubelpaar gestern seinen Gästen; und am Wochenende werden Else und Franz Heide diese gewiss noch einmal erzählen, denn dann wird im Kreise der Familie, zu dem neben Tochter Anneli, zwei Enkel und fünf Urenkel gehören, gefeiert.

Ganz besonders freuten sich Else und Franz Heide gestern über den Besuch von Wolfgang Kaufmann, der im Namen von OB Zok gratulierte, und vor allem über die Kinder aus der Neundorfer Kita "Pusteblume" (Foto), die dem Paar nicht nur Blumen und Selbstgebasteltes brachten und ihnen ein Ständchen sangen, sondern ihnen - als hätten sie gewusst, dass sich die Beiden beim Tanzen kennenlernten - etwas vortanzten.

Übrigens: Wie Bettina Meier vom Bürgerservice der Stadt Staßfurt mitteilte, werden in diesem Jahr insgesamt 63 Goldene Hochzeiten (50 Jahre), 22 Diamantene (60 Jahre), drei Eiserne (65 Jahre) und eine Gnadenhochzeit (70 Jahre)gefeiert.