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Polizei und Feuerwehr befreien Mutter und Sohn aus stickig-heißen Fahrstuhl Und ewig Ärger mit dem Aufzug: Staßfurter stecken 30 Minuten lang fest

Von Karolin Aertel 17.08.2012, 05:12

30 Minuten lang steckten Mutter und Sohn am Mittwochabend im Aufzug des Staßfurter Bahnhofes fest. Erst durch den Einsatz der Feuerwehr konnten die zwei befreit werden.

Staßfurt l Es waren nicht nur die heißesten, sondern gefühlt auch die längsten 30 Minuten, die Petra O. (Name der Redaktion bekannt) jemals auf einem Bahnhof verbringen musste. Eine halbe Stunde lang steckte sie mit ihrem Sohn im Fahrstuhl auf Bahnsteig 3 in Staßfurt fest. Die Sonne knallte unerbittlich in den gläsernen Kasten, der knapp eineinhalb Meter über dem Erdboden hing. Elf Einsatz-kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Staßfurt sowie zwei Beamte des hiesigen Polizeirevieres waren im Einsatz, um Mutter und Sohn aus der misslichen Lage zu befreien. Als es den Kameraden nach langem Hin und Her gelang, den Fahrstuhl zum Herabfahren zu bewegen, offenbahrte sich das nächste Problem - die Tür ließ sich nicht öffnen. Per Hand und mit diversen Hilfsmitteln versuchten die Kameraden die Türen auseinanderzudrücken. Nachdem sie fast schon ein Stemmeisen zu Hilfe ziehen wollten, gelang es den Feuerwehrmännern, mit viel "Kraft und Spucke" die Fahrstuhltür zu öffnen.

Einen tiefen Atemzug nehmend, stürmten Mutter und Sohn hinaus ins Freie. Klitschnass geschwitzt und wacklig auf den Beinen, griffen sie eilig zur Wasserflasche, die die Kameraden für sie bereit hielten.

Vom ersten Schock erholt, berichtete die völlig aufgelöste Petra O.: "Mein Sohn hatte es geahnt. ¿Ich steige nicht in diese Kiste\', hatte er gesagt. Aber weil ich Probleme mit dem Rücken habe, hatte ich ihn überredet. Hätte ich mal auf ihn gehört."

Das Ausharren in dem Fahrstuhl sei unangenehm gewesen, viel schlimmer war jedoch, dass sie mehrfach den Notrufknopf drückte, doch erst beim dritten Mal sich jemand meldete: "Da kann man schon mal in Panik geraten", gibt sie zu verstehen, legt ihre zitternde Hand auf die Brust und sagt: "Mein Herz schlägt mir jetzt noch bis zum Hals."

Dass man ihr dann über die Sprechanlage gesagt habe, der Bereitschaftsdienst sei nur bis 16 Uhr vor Ort und es dauere etwa 20 Minuten, bis jemand kommt und sie befreit, findet die Staßfurterin ungeheuerlich. "Es kann doch nicht sein, dass man 30 Minuten in einem steckengebliebenen Fahrstuhl ausharren muss", sagte sie.

"Mein Sohn hatte es geahnt. ¿Ich steige nicht in diese Kiste\', hatte er gesagt. Aber ich hatte ihn überredet."

Wie die Notfallbetreuung in solchen Fällen geregelt ist, erklärte Gabriele Meyer, Mitarbeiterin des Fachbereiches Stadtsanierung und Bauen, gestern gegenüber der Volksstimme: Grundlage ist ein Notfallplan. Tagsüber ist der Eigenbetrieb für derartige Fälle zuständig, abends und nachts betreut ein Privatunternehmen das Notrufleitsystem.

Nach ersten Erkenntnissen sei im Falle von Petra O. der Eigenbetrieb nicht mehr zuständig gewesen. Die im Dienst befindliche Firma habe entschieden, die Feuerwehr zu alarmieren. Die genauen Umstände kennt Gabriele Meyer jedoch noch nicht. "Ich habe das Notfallprotokoll angefordert und werde den Fall prüfen", sagte sie. Was sie bisher wisse, sei, dass zumindest die vorgegebene Frist von 30 Minuten eingehalten worden sei.

"Der Notfallplan sieht vor, dass die gesamte Zeit über mit den Betroffenen gesprochen wird", erklärt sie. Dies einerseits, um sie zu beruhigen, andererseits, um den Gesundheitszustand im Blick zu behalten. Auch das habe man wohl getan. Alles andere wird sich im Zuge der Protokollprüfung zeigen.

Dass es Probleme hinsichtlich der Funktionstüchtigkeit der Aufzügen am Staßfurter Bahnhof gibt, ist kein Geheimnis. Regelmäßig muss die Stadt durch Vandalismus hervorgerufene Schäden reparieren. Die Aufzüge fallen aus und ein Überqueren der Gleise durch die gläserne Überführung, wird vor allem für ältere Bürger, die schlecht zu Fuß sind, eine Tortur. Für Rollstuhlfahrer ist es gar nicht möglich. Hier müssen zumeist die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr anrücken.

Welche Summen der Stadt damit zu Lasten fallen, wagt Gabriele Meyer nicht zu mutmaßen. "Es ist auf jeden Fall eine Menge", sagte sie.