Satzungsänderung, neue Vollzugsstelle und strengere Kontrollen in den Gemeinden geplant Verbands-Geschäftsführer will härter gegen den Wasserdiebstahl vorgehen
Der neue Geschäftsführer des Wasser- Abwasserzweckverbandes (WAZV) "Bode-Wipper" in Staßfurt, Andreas Beyer, hat den hohen Verlusten an Trinkwasser den Kampf angesagt.
Staßfurt l "Von 2002 bis 2008 konnten die Verluste von 677 115 Kubikmeter pro Jahr auf 462 886 Kubikmeter gesenkt werden. 2009 hat sich dieser Effekt jedoch umgekehrt und stagniert seit dem auf hohem Niveau", sagte Beyer im Volksstimme-Gespräch. Allein im vergangenen Jahr sei dem Verband dadurch ein finanzieller Schaden von rund 407 000 Euro entstanden.
2012 habe der WAZV von den 30 797 348 Kubikmetern Trinkwasser, die er von der Trinkwassserversorgung Magdeburg GmbH (TWM) eingekauft hatte, nur 24 366 516 Kubikmeter an seine Kunden in den 22 Städten und Gemeinden des ehemaligen Landkreises Staßfurt verkaufen können. Den Rest von 6 430 832 Kubikmeter, immerhin 20,88 Prozent, musste er abschreiben.
Verluste können viele Ursachen haben
Beyer: "Bevor entsprechende Maßnahmen festgelegt werden, müssen zunächst die Ursachen gesucht werden." Dabei handelt es sich um undichte Rohrleitungen und Aufbereitungsanlagen, Leckagen der Versorgungs- und Hausanschlussleitungen und an deren Armaturen, um Undichtigkeiten und die Überfüllung von Verteilungs- und Speichereinrichtungen sowie um Rohrbrüche.
Scheinbare Wasserverluste können durch Messungenauigkeiten beim Wasserversorger und beim Verbraucher durch Eich- oder Messfehler, die Zeitverschiebung zwischen der Messung der Einspeisung und der Abgabe, durch Zählerungenauigkeiten in Folge mangelnder Wartung oder von Defekten, aber auch durch unerlaubte Anschlüsse, also Diebstahl, manipulierte oder überbrückte Zähler oder die illegale Wasserentnahme am Hydranten sein.
Als Lösungsansatz will Beyer die vorhandene Technik auf ihre volle Funktionstüchtigkeit und Aktualität überprüfen lassen. "Unser Ziel ist es, vom Rohrbruch bis zum Absperren sollten nicht mehr als maximal zwei Stunden vergehen, denn immerhin treten bei einem Rohrleitungsdefekt von nur 5 Millimeter durchschnittlich 11 000 Kubikmeter Wasser pro Jahr als Verlust auf", informierte der Geschäftsführer. Deshalb will er alle 35 im Verbandsgebiet vorhandenen Datenlogger aus den Jahren 2002 und 2003, die signifikante Mehrverbräuche und damit Rohbrüche anzeigen, durch neue Technik ersetzen, die Parameter der Warnmeldungen verfeinern und die Leckkontrolle verbessern. Zudem ist vorgesehen, die seit 2007 geführte Rohrbruchstatistik auszuwerten.
Die Ergebnisse sollen in die Prioritätenliste für zukünftige Investitionen einfließen. Das erfordert natürlich eine enge Abstimmung mit den Trägern der Straßenbaulast, insbesondere der Stadt Staßfurt.
Als Problem erweise sich allerdings, dass die Mitgliedsgemeinden kein Geld für gemeinsame Baumaßnahmen haben, bei denen der WAZV neue Leitungen verlegt und die Kommunen die Nebenanlagen erneuern, ließ Beyer wissen. "Die Maßnahmen schlagen bei fehlender Förderfähigkeit direkt durch Erneuerungsbeiträge oder indirekt durch höhere Gebühren auf die Bürger durch", fügte der Geschäftsführer hinzu.
Um noch schneller auf eventuelle Schadensfälle reagieren zu können, will Beyer das Versorgungsgebiet in Planquadrate einteilen und noch in diesem Jahr einen zusätzlichen Messschacht am Ortsausgang Löderburg und zwei weitere in der Stadt Staßfurt errichten.
Auf die scheinbaren Wasserverluste angesprochen, sagte Beyer, dass es dort insbesondere darauf ankomme, den Diebstahl zu bekämpfen. Problematisch sei, dass der Verband das vom Trinkwasserversorger der DDR, der MAWAG, übernommene Leitungsnetz noch nicht vollständig kenne und so nicht auszuschließen sei, dass es noch unbekannte Leitungen gebe. Das treffe besonders auf ehemalige LPG-Gelände zu, auf denen eine Wasserabnahme stattfinde.
"So hat der Verband in den Jahren 2012 und 2013 sowohl in Hohenerxleben als auch in Löderburg zwei bis dato unbekannte Leitungen außer Betrieb genommen. Seit dieser Zeit sind hier die Wasserverluste eingegrenzt", sagte Beyer. Als Problemfälle bezeichnete er in dieser Hinsicht die Ortslagen Rathmannsdorf, Hakeborn, Schneidlingen, Amesdorf, Warmsdorf und Unseburg. "Dort erfolgt mit großer Wahrscheinlichkeit Wasserdiebstahl", informierte der Geschäftsführer.
In diesem Zusammenhang kündigte er stärkere Kontrollen an. "Grundsätzlich darf es keinen Generalverdacht geben. Jedoch wird der Verband in allen Belangen zukünftig genauer hinschauen. Zudem wird kurzfristig das Satzungsrecht angepasst, um gegen Diebstahl strafrechtlich vorgehen zu können", betonte Beyer. Darüber hinaus werde der Verband ab heute durch interne Umsetzung eine Vollzugsstelle schaffen, die sich ausschließlich mit der Problematik der Wasserverluste, insbesondere aber mit dem Diebstahl, beschäftigen werde.
Durch eine bessere Kooperation mit den Gemeinden will Beyer erreichen, dass diese dem Verband die unentgeltlichen Wasserverbräuche, zum Beispiel durch die Feuerwehren, anzeigen. Der WAZV selbst will die beim Spülen der Rohrleitungen anfallenden Mengen erfassen und dokumentieren, um die Verluste möglichst genau differenzieren zu können.