Internet Weißer Fleck in Löderburg
Von "Beschiss" spricht ein Bürger aus Löderburg: Der Ortskern ist vom Breitbandausbau ausgeschlossen.
Löderburg l „Öffentlich wirbt der Salzlandkreis damit, dass alles ausgebaut wird und dann ist es gar nicht so.“ Jürgen Schnabel aus Löderburg ist sauer und bringt das beim Ortschaftsrat am Mittwoch auch ordentlich zum Ausdruck. Über eine Ortskarte und der Eingabe vieler Löderburger Adressen auf der Internetseite der GlasCom ist er zu dem Ergebnis gekommen.
Den Breitbandausbau mit Förderung durch den Bund hatte der Salzlandkreis vor kurzem öffentlich gemacht - in den nächsten zwei Jahren werden über 35 Millionen Euro investiert in die ländlichen Gegenden, die bisher kein oder nur langsames Internet haben. „Überall war Löderburg mit angegeben“, ärgert sich Jürgen Schnabel. „Aber nach meiner Anfrage bei der GlasCom ergibt sich, dass das gar nicht stimmt.“
Tatsächlich sind die Drachenschwanzstraße, die Lange und die Breite Straße vom Breitbandausbau ausgenommen. Das bestätigt auch die GlasCom, die den Zuschlag für den Breitbandausbau in Löderburg bekommen hat. Auch die Staßfurter Straße als Hauptstraße oder die Karlstraße sind außen vor, so Jürgen Schnabel.
Diese Straßen sind im Prinzip der Ortskern von Löderburg. Aktuell hat dort die Telekom Standardleitungen mit Geschwindigkeiten, die von vielen Anwohnern, vor allem mit mehreren Nutzern im Haushalt, als zu gering empfunden werden (DSL 6000). Während dort ein weißer Fleck bleiben soll, wird die GlasCom mit ihren Bauarbeiten demnächst nur den nördlichen Bereich von Löderburg mit dem Thie und östliche Teile wie die Koloniestraße erschließen. Anderweitig mit schnellem Internet versorgt sind seit längerem schon die Wohnblöcke der Wohnungsbaugenossenschaft WBG, die gesonderte Verträge mit der Primacom haben.
Jürgen Schnabel hatte sich Hilfe vom Ortschaftsrat Löderburg erhofft, aber der sieht keine Möglichkeiten: „Den Breitbandausbau verantwortet der Salzlandkreis, da haben wir keinen Einfluss drauf und werden nicht mal informiert“, sagt Ortsbürgermeisterin Elvira Bartsch.
Warum wird nicht ganz Löderburg ausgebaut? Fragt man beim Salzlandkreis nach, ergibt sich: „Der Ausbau mit Fördermitteln bezieht sich nicht immer auf den kompletten Ort“, so Salzlandkreissprecherin Alexandra Koch. „Folglich werden einige Ortschaften komplett mit Fördermitteln ausgebaut, andere Ortschaften lediglich in Teilbereichen.“ Das betrifft Gebiete bei Aschersleben, Barby, Staßfurt und Nienburg.
Der Breitbandausbau, mit dem man es jetzt im Salzlandkreis zu tun hat, hat nämlich eine Besonderheit: Der Bund gibt 6 Millionen Euro dazu. Aber an diese Fördergelder sind bestimmte Bedingungen zur „Förderfähigkeit“ geknüpft. Die Kreissprecherin erklärt: „Grundlage für die Förderfähigkeit von den Gebieten hängt davon ab, ob bereits 30 Mbit/s in diesem Bereich anliegen oder ob im Rahmen der Markterkundung ein Telekommunikationsunternehmen einen eigenwirtschaftlichen Ausbau gemeldet hat.“
In einer Erhebung des Salzlandkreises mit den Telekommunikationsunternehmen, die von der Verwaltung abgefragt wurden, hat sich also ergeben, dass im Ortskern Löderburg alles bestens ist: Die anliegenden Leitungen haben das gewünschte Tempo erreicht oder dort will ein Telekommunikationsanbieter demnächst sowieso aus Eigeninitiative ausbauen.
Bekannt sind allerdings keine eigenständigen Ausbaupläne irgendeines Unternehmens für den Ortskern Löderburg. Auch dass gute Geschwindigkeiten im Ort erreicht werden, können die Bürger nicht bestätigen. Wie man nun dazu kommt, Löderburg als ausreichend versorgt zu handeln, bleibt ein Rätsel.
Aber Jürgen Schnabel hat längst selbst die Zügel in die Hand genommen und die GlasCom angerufen: „Ich habe eine Unterschriftenliste angelegt der Anwohner aus der Drachenschwanzstraße, die trotzdem schnelleres Internet möchten.“ Wenn sich nämlich genug potentielle Kunden im Ortskern finden, ist die GlasCom bereit, trotzdem auszubauen. Wenn nicht, müssen die Anwohner in den sauren Apfel beißen und wesentlich höhere Gebühren für den erstmaligen Anschluss zahlen, weil dann die Bundesförderung nicht dabei ist.
Das bestätigt der Volksstimme auch der Geschäftsführer der GlasCom Friedrich Hülsenbeck: „Wenn sich genug Interessenten finden, können wir den Anwohnern den Ausbau zum selben Preis wie in den geförderten Gebieten anbieten.“ Gemeinsam mit Jürgen Schnabel und der Wirtschaftsförderung der Stadt Staßfurt hat man dafür eine Informationsveranstaltung am kommenden Dienstag, 5. Juni, ab 18 Uhr im Bürgerhaus vereinbart. „Wir werden den Bürgern dort erklären, warum bestimmte Bereiche vom Breitband ausgeschlossen sind und schauen, was wir tun können“, so Hülsenbeck.
Landrat Markus Bauer erklärte, dass keine weißen Flecken bleiben sollen. Telekommunikationsanbieter seien aufgefordert sind, bei der Internetversorgung nachzuziehen, egal ob gefördert oder nicht. Gemeinsam mit den Internetunternehmen hat man sich das Ziel gesetzt, bis 2020 überall schnelles Internet zu haben. Gebiete, die nicht förderfähig sind, sollen trotzdem ausgebaut werden.