Lokomotivservice aus Stendal nutzt Strecke zwischen Egeln und Schneidlingen für Testläufe Wieder Leben auf dem Bahnhof Egeln
Mehr als 130 Jahre ist die Eisenbahnstrecke zwischen Staßfurt und Blumenberg, an der auch Egeln liegt, alt. Doch hier fährt schon lange kein Regelzug mehr. In dieser Woche herrschte allerdings wieder Leben auf dem Egelner Bahnhof. Die Strecke wurde genutzt, um eine Lok zu testen.
Egeln l Nur selten schließen sich noch die Schranken an den Bahnübergängen in Egeln. Züge kann man auf der alten Strecke zwischen Egeln und Staßfurt nur noch ganz selten beobachten. Personenzüge rollen hier schon lange nicht mehr. Nur wenn ein Eisenbahnverkehrsunternehmen aus Aschersleben Güterwagen abstellt oder damit rangiert, kann man sich ungefähr vorstellen, wie es damals am Bahnhof in Egeln zuging.
Doch in dieser Woche war immer wieder mal das Tröten einer Lokomotive zu hören. Ein Lokomotivservice aus Stendal nutzte in dieser Woche die Gleise zwischen Egeln und Schneidlingen als Teststrecke. Die rund 750 PS-starke Diesellok der Baureihe 298 wurde zur Hybrid-Lok umgebaut. Später wird die Lokomotive, die 1968 gebaut wurde, als Werkslok beim großen Automobilbauer in Wolfsburg eingesetzt, war von den Mitarbeitern zu erfahren, die die Einstellungsarbeiten und Testfahrten in dieser Woche in Egeln durchführten.
Die Eisenbahnstrecke zwischen Staßfurt und Blumenberg, an der auch Egeln liegt hat eine lange Geschichte. Am 1. November 1878 erteilte Preußen die Konzession für die Nebenbahn Staßfurt-Egeln-Blumenberg. Zehn Tage später stimmte auch Anhalt zu. Die Bauern in Egeln hatten sich lange gegen den Bau einer Eisenbahnlinie gewehrt. Ihr guter Boden war ihnen viel zu wichtig. Sie wollten nicht, dass Eisenschienen auf ihren Ackerflächen liegen. Doch Zuckerrübenanbau und Bergbau forderten bessere Transportmöglichkeiten. Ab August 1881 konnten dann Züge zwischen Staßfurt und Blumenberg rollen. Im gleichen Jahr wurde auch der Bahnhof in Egeln eingeweiht.
Hauptsächlich waren anfangs auf der Strecke Güterzüge unterwegs. Doch schon bald setzte man auch auf die Personenbeförderung. 1944 verkehrten wochentags sechs Zugpaare, sonntags drei. Die Zahl stieg weiter. 1970 fuhren auf der Strecke sogar acht Zugpaare werktags, sonntags fünf. Vor allem der Triebwagen, der vielen noch als "Ferkeltaxe" bekannt ist, beförderte lange die Fahrgäste von A nach B.
Nach der Wende ging der Personenverkehr allerdings stark zurück. So musste die Personenbeförderung im Mai 1999 zwischen Egeln und Blumenberg, im September 2002 dann auch zwischen Egeln und Staßfurt eingestellt werden. Das führte zur endgültigen Stilllegung der Strecke am 31. Juli 2003.
Es wurde ruhig auf dem Bahnhof in Egeln. Vor einigen Jahren gründete sich der Verein Nebenbahn Staßfurt-Egeln e.V., der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Strecke zu erhalten und ab und zu wieder mit "Reichsbahn-Romantik" zu beleben. So fanden bereits vier Bahnhofsfeste statt, die Eisenbahnfans aus allen Teilen Deutschlands nach Egeln lockten.