Fraktionen des Stadtrats sollen sich Gedanken machen Wieviel Sportstätten will und kann die Stadt Güsten sich noch leisten?
Fakt ist, zwei Sportstätten kosten mehr als eine. Aber einfach das Güstener Stadion aufgeben? Vor dieser Frage steht die Stadt momentan.
Von Falk Rockmann
Güsten l Bürgermeister Helmut Zander (SPD) hat eine Grundsatzdiskussion zur Zukunft des Güstener Stadions verlangt. In der jüngsten Hauptausschusssitzung des Stadtrats am Dienstagabend rief er angesichts des erneuten Einbruchs in die Anlagen der Sportstätte die Stadträte auf, sich in den Ausschüssen darüber Gedanken zu machen, wie die Stadt das Stadion weiter betreiben solle. Der Einbruch, bei dem ein Schaden von etwa 5000 Euro entstand, ist zwar nicht der Grund, aber wohl der ausschlaggebende Punkt für die Diskussion.
Für ihn sei der Ausgang völlig offen, meinte Zander gestern. "Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung müssen wir aber hinterfragen, was wir uns noch leisten können." Seiner Meinung nach würde die Hans-Weniger-Sportstätte völlig ausreichen, wenn noch ein entsprechender Trainingslatz geschaffen würde. "Mein Herz schlägt eher für eine Konzentration des Sportbetriebs dort", so Zander. Allein für den Unterhalt des Stadions gebe die Stadt jährlich 10 000 bis 14 000 Euro aus.
"Wir brauchen perspektivisch ein tragbares Nutzungskonzept"
Gerhard Malkowski würde das Stadion "nicht kampflos überlassen" wollen. "Wir brauchen perspektivisch ein tragbares Nutzungskonzept", erklärt der CDU-Fraktionsvorsitzende. Verkaufen könne man die Sportstätte immer noch, wenn der Stadt nichts anderes einfalle. Es sei aber so, dass es "alle ins noble Haus" der Hans-Weniger-Sportstätte ziehe. "Das ist aber ein Mehrzweckgebäude und sollte nicht nur den Fußballern zur Verfügung stehen." Er würde es gern sehen, wenn der ESV Lok Güsten seine Jugendarbeit aktivieren könnte und demzufolge das Stadion auch wieder mehr nutzen würde.
"Ich hätte es gar nicht so weit kommen lassen, dass eine Stadt zwei Sportstätten dieser Größe betreibt", gab Silke von Kalnassy von der Bürgerfraktion zu bedenken.
"Wäre der Warmsdorfer dann vielleicht der nächste?"
Und ihr Fraktionschef Wolf Beinroth sieht derweil die Gefahr, dass eine Schließung des Stadions Kreise ziehen könnte. "Rein rechnerisch wäre es sicher schon vernünftig, aus zwei Anlagen eine zu machen. Aber Osmarsleben hat schon keinen Sportplatz mehr. Wäre der Warmsdorfer dann vielleicht der nächste?"
Wenn es dann doch so kommen sollte, dass sich alles in der Hans-Weniger-Sportstätte abspielen sollte, dann müsste man sich auf jeden Fall Gedanken über eine Nachnutzung des Stadions machen.
"Momentan ist der Bedarf nicht da", sind sich Lars Lehmann und die Linken im Güstener Stadtrat schon bewusst. Der Spielbetrieb der Fußballer kann in der neuen Sportanlage vonstatten gehen. "Aber erhalten werden sollten die Flächen im Stadion schon, dass, wenn doch wieder Bedarf bestehen sollte, die Sportstätte dort auch wieder von den Fußballern genutzt werden könnte." Immerhin hätten auch der Schulsport und die Feuerwehren ein Interesse daran.
Die derzeit doppelten Ausgaben für Sportstätten sind auch den Güstener Sportfreunden bewusst. Wenn es nach dem Eisenbahnersportverein Lokomotive ginge, würden die Fußballer gern den Platz und das Mehrzweckgebäude am Güstener Gewässer weiter nutzen, so wie es momentan der Fall ist. "Im Stadion gibt\'s ja auch keine funktionierenden Sanitäranlagen mehr", erklärte Vereinsvorsitzender Hartmut Kurde. Sollte es eine andere Entwicklung geben, würden die Sportfreunde aber auch ihre "Sachen packen, und wieder im Stadion spielen". Derzeit gebe es allerdings Bemühungen, den Bolzplatz in der Hans-Weniger-Sportstätte als Trainingsmöglichkeit herzurichten. Mehr Platz würde zudem entstehen, wenn dann mal die alte marode Baracke abgerissen werde.
"Die Gaststätte bleibt jedenfalls weiter geöffnet"
Schon etwas härter trifft der Wegzug der Sportler den Wirt der Stadiongaststätte. "Ich bin zwar vor neun Jahren nicht wegen des Fußballs hierher gegangen", berichtet Lutz Newig, "Da hingen schon auch persönliche Erinnerungen an der Traditionsgaststätte dran. Aber ein Standbein war der Ausschank während des Spielbetriebs schon." Ein Abbruch sei schon zu spüren gewesen, nachdem der Nachwuchs nicht mehr im Stadion spielte. Newig folgt zwar den Fußballern, aber das ist mit Mehrkosten und mehr Zeitaufwand verbunden. Dem Standort Stadion bleibt der Wirt allerdings weiterhin treu. "Das bin ich meinen Stammgästen, den Skatfreunden und auch Ausflüglern schuldig. Die Gaststätte bleibt jedenfalls weiter geöffnet."
Etwas missgestimmt ist Lutz Newig darüber, dass die Stadt bislang überhaupt nicht mit ihm gesprochen hat.