Winckelmann-Museum 20 Jahre Trojanisches Pferd in Stendal - Über die Geburt eines Wahrzeichens
Es hat sich zu einem Wahrzeichen Stendals entwickelt: das Trojanische Pferd. Seit 20 Jahren steht es auf dem Gelände des Winckelmann-Museums. Bei der Feier am Sonnabend wurde seine Geschichte erzählt.

Stendal - Frisch aufgebügelt sahen die 20 Jahre alten T-Shirts noch immer hervorragend aus. Museumsdirektorin Dr. Stephanie-Gerrit Bruer und Prof. Dr. Max Kunze, Vize-Präsident der Winckelmann-Gesellschaft, hatten zur Feier des Tages zu Oberteilen gegriffen, die extra zur Einweihung des Trojanischen Pferdes im Sommer 2003 angefertigt wurden. Eine Hommage an eine Holzkonstruktion, welche sich inzwischen zu einem Wahrzeichen Stendals gemausert hat.
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Seit zwei Jahrzehnten gehört das gigantische Pferd zum Winckelmann-Museum. Dies galt es gebührend zu würdigen und das am Sonnabend, 19. August, mit einem Troja-Abend.
Der hölzerne Koloss, der sich sogar als größtes Trojanisches Pferd der Welt bezeichnen darf, ist stolze 15,6 Meter hoch, 13 Meter lang, 9,50 Meter breit und bringt beachtliche 45 Tonnen auf die Waage. Das Tier mit hohlem Innenraum wurde schon von tausenden Interessierten erkundet.
Wie das Trojanische Pferd nach Stendal kam
Max Kunze erklärte am Sonnabend, wie das Pferd überhaupt nach Stendal kam. Die Figur war im Jahr 2001 innerhalb einer Troja-Schau in Braunschweig zu sehen. Während dortige Verantwortliche im Nachhinein haderten, das Pferd zu behalten oder nicht, kam aus Stendal die konkrete Ansage: „Wir nehmen es.“

Innerhalb von zwei Jahren wurde das Vorhaben Realität. Wobei es galt, das aufwendige Projekt auf finanziell feste Füße zu stellen. Gelungen sei dies mittels Sponsoren und privaten Spenden. Max Kunze blickte bei seiner Rede in einige Gesichter von „lebendigen Zeugen“ des Großprojektes. Dazu zählte er den ehemaligen Oberbürgermeister Klaus Schmotz, die spätere Chefin des Kindermuseums Gudrun Walinda sowie auch Stendals Ehrenbürger Prof. Hans-Jürgen Kaschade. Letztgenannter konnte nicht persönlich anwesend sein.
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Das begehbare Pferd sei eine Initialzündung für weitere Ideen gewesen, betonte Max Kunze. Etwa für das Kindermuseum, das sich inzwischen zu einem Magneten für Familien entwickelt habe.

Das Pferd kostete nicht nur Geld, sondern auch Nerven. Probleme beim Aufstellen brachte Museumsdirektorin Stephanie-Gerrit Bruer ins Gedächtnis. So war die Brandsicherheit, respektive die Frage: „Was ist, wenn das Pferd brennt?“ Bestandteil vieler Diskussionen. Ein eher ungewöhnlicher Vorschlag war, mittels einer Fluchtluke im Notfall Menschen aus dem Pferd über eine Rutsche, wie in einem Flugzeug, retten zu können. Dieses Idee zerschlug sich schnell wieder.
Die Stendaler Feuerwehr probte vor Ort, mit Drehleiter und Korb überall herangelangen zu können. Das funktionierte dann auch. Als im Laufe der Zeit Sturm und Regen am Tier nagten, „sich Bretter lösten an den unmöglichsten Stellen des Pferdes“, konnte sich Stephanie-Gerrit Bruer einmal mehr auf die Kameraden der rolandstädtischen Feuerwehr verlassen. Wieder mit Drehleiter und Korb wurde ein Handwerker nach oben geleitet, der dann Schrauben festzog.
Im Jahr 2016 hieß es dann, „das Pferd ist fast tot“. Eine Generalsanierung stand auf dem Plan. Vor drei Jahren war die Wiederöffnung, die Holzkonstruktion wurde an einem anderen Ort auf dem Gelände errichtet. Laut der Museumsleiterin war das Pferd am Ende deutlich schlanker am Bauch, da die ursprüngliche Bauzeichnung fehlte.
Der Vatikan undeine besondere Anfrage
Im Gespräch mit der Volksstimme fiel der Museumsleiterin noch eine besondere Episode ein. Der Vatikan wollte sich das Trojanische Pferd für eine Ausstellung leihen, die Anfrage kam im Jahr 2006. „Ausleihen hätten sie es sich gern können“, aber es scheiterte an den enormen Kosten für Abbau, Transport und Wiederaufbau. Das Bauwerk hätte „mit acht Tiefladern über die Alpen gebracht werden müssen“, erklärte Stephanie-Gerrit Bruer. Es sei eine höhere Summe gewesen, der Vatikan wollte das nicht investieren. Das Tier blieb in Stendal.

Wie gut sich der Holzbau auch als Bühne eignet, erlebten die Besucher des Troja-Abends am Sonnabend. Schauspieler Hannes Liebmann vom Theater der Altmark las die vom römischen Dichter Vergil verfassten Zeilen „Gebrochen vom Krieg, vom Schicksal geschlagen …“ Ein Bericht eines Römers vom Untergang Trojas.

Mit den Worten „Wer nicht aus der Geschichte lernt, wiederholt die Geschichte“ eröffnete Eduard Klitzmann aus Fürthen sein Konzert auf der antiken Panflöte. Als 14-Jähriger erlernte er das Spielen des Instrumentes, mit dem Ansinnen, mit seiner Musik Menschen zu erfreuen. Und das tat er dann auch an diesem Sommerabend auf dem Museumshof.