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Investition Bayern wollen Platte sanieren

Die Haas-Gruppe aus dem bayerischen Neuhaus/Inn hat im Mai insgesamt 217 Wohnungen in Stendal aus einer Insolvenz heraus übernommen.

Von Bernd-Volker Brahms 07.08.2015, 20:00

Stendal l Bis Anfang der Woche waren im Stendaler Rathaus die Vorgänge im westlichen Zipfel von Stadtsee gänzlich unbekannt. Dort hat die Haas-Unternehmensgruppe im Mai mehrere Plattenbauten in der Lucas-Cranach-Straße 8 bis 36 mit 217 Wohneinheiten gekauft. Das Quartier soll als Lucas-Cranach-Karree umgestaltet werden. Der Firma gehört seit 2009 bereits das Kaufhaus „Brauchbar“ in Stendal-Süd.

Es sollen in Stadtsee III insgesamt rund zwei Millionen Euro investiert werden, wie Stefanie Steinhofer von der Geschäftsführung des Unternehmens aus Neuhaus/Inn auf Anfrage mitteilte. Man wolle bedarfs-orientierten Wohnraum bieten, angepasst an spezifische Lebenslagen, sagt sie. Entsprechend sollen teilweise Wohnungen zu XL-Wohnungen für Familien zusammengelegt werden, aber auch Single- und Galeriewohnungen geschaffen werden. Die Firma wirbt mit „Schöner Wohnen zu Discountpreisen“. Bereits seit mehreren Wochen laufen Bauarbeiten am Gebäude mit den Hausnummern 8 bis 12.

Für Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) sind die Aktivitäten des Unternehmens völlig neu. „Wir haben schon viele Unternehmen erlebt“, sagt der Rathauschef mit einer gewissen Skepsis und denkt dabei insbesondere an die Probleme mit privaten Vermietern in Stendal-Süd. Wenn jedoch ein Unternehmen zunächst einmal investiere, dann sei das positiv und habe eine andere Qualität als die Vorfälle im Süden der Stadt, sagte Schmotz gestern auf Anfrage der Volksstimme.

Ähnlich wie viele Plattenbauten in Stendal-Süd waren die Gebäude in der Lucas-Cranach-Straße ursprünglich für Arbeiter des Kernkraftwerkes Arneburg gebaut und nach der Wende schnell privatisiert worden.

Auch bei den Gebäuden der Lucas-Cranach-Straße gibt es eine etwas unübersichtliche Eigentümerstruktur. Laut Grundbuch war die Leipziger Firma Südwest Grundbesitz GmbH zuletzt eingetragen. Diese gibt es schon seit 2011 nicht mehr und wurde scheinbar als neue Firma Aurelia Immobilien GmbH im hessischen Groß-Umstadt neu gegründet.

Fakt ist, dass die Haas-Unternehmensgruppe die Gebäude im Mai unter dem Firmennamen Günstiger Wohnen GmbH aus einem Insolvenzverfahren heraus erworben hat. Insolvenz- verwalter war eine Magdeburger Rechtsanwaltskanzlei, die gestern zu eine Stellungnahme nicht zu erreichen war.

Die Firma Günstiger Wohnen möchte mit „weichen Faktoren“ bei Mietern punkten und so eine Vollauslastung der 217 Wohnungen erreichen. Es werde ein Serviceteam vor Ort arbeiten, kündigte Stefanie Steinhofer an. Man sei auch noch an weiteren Objekten in Stendal interessiert, sagt sie. In Ostdeutschland besitzt die Firma darüber hinaus auch Gebäude in Reichenbach, Pulsnitz, Schwarzheide, Zeulenroda und Wanzleben.

Oberbürgermeister Klaus Schmotz möchte die Aktivitäten sehr wohlwollend begleiten. Er bestätigt, dass bis vor einiger Zeit an weitere Abrisse von Plattenbauten gedacht worden sei und der Bereich Stadtsee III insbesondere im Visier war. „Abrisse wird es erst einmal nicht mehr geben“, sagte Schmotz mit Hinblick auf die stark gestiegenen Zahlen an Asylbewerbern. „Es ist mit dem Landkreis abgesprochen, dass möglichst viele Menschen dezentral untergebracht werden“, sagte der Oberbürgermeister. Von daher habe sich die Gesamtsituation verschoben.

Die Bayerische Firma möchte günstigen Wohnraum mit einem attraktiven Umfeld schaffen. Das Lucas-Cranach-Karree soll einen Spielplatz und Sitzbänke aber auch eine Einfriedung und Schrankenanlagen bekommen.